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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Ich hatte einen Ausgangspunkt. Ich hatte ein paar Spuren aufgetan. Jetzt rückte ich meinen Stuhl an den Schreibtisch heran und tat das Einzige, was ich jemals wirklich gekonnt hatte.
    Ich schrieb.
    Als ich aufwachte, spürte ich die Infusionsschläuche, die mit Heftpflaster an meinem Arm befestigt waren, eine Magensonde, die man mir durch die Nase gelegt hatte, und meine Zunge, die taub und dick wie eine Socke gegen meine Zähne drückte. Mein Mund war heiß und schmeckte nach Kupfer, und vom vielen Knirschen schienen alle meine Backenzähne zu wackeln. Als ich in das grelle Licht blinzelte, sah ich ein verschwommenes Gesicht, das unangenehm nah vor meinem schwebte – es gehörte zu einem Mann, der rittlings auf einem umgedrehten Stuhl saß. Seine dicken Unterarme hatte er übereinandergelegt, in einer seiner kantigen Fäuste hielt er ein Blatt Papier. Ein Zweiter stand hinter ihm, genauso gekleidet – zerknitterter Mantel, gelockerte Krawatte am offenen Kragen, ein Glitzern an der Hüfte. Ein zum Statistendasein verdammter Arzt wartete an der Tür und ignorierte das Gepiepse und Gefiepe der elektronischen Geräte ringsum. Ich war in einem Krankenhauszimmer.
    Mit dem Bewusstsein kam auch der Schmerz zurück.

[home]
    12
    I n aller Frühe wachte ich auf, munter und mit einer ganz neuen Entschlossenheit. Die Leitung meines Festnetzanschlusses war immer noch tot, also holte ich mir das Handy aus dem Arbeitszimmer. Ich rief das Büro des Gerichtsmediziners an und sprach mit einem Angestellten, dem ich in der Vergangenheit schon einmal Geld gezahlt hatte, damit er mir Berichte als Vorlage herausschmuggelte. Ich fragte ihn, ob er mir den Autopsiebericht von Broach besorgen könnte.
    »Sie sind ein Mörder. Verpissen Sie sich und rufen Sie mich bloß nie wieder an«, fauchte er.
    Ich ging ins Erdgeschoss, machte mir eine 138 -Dollar-Tasse Espresso und prostete Gus auf der Veranda zu. »Ich und du, wir sind nur Spieler in diesem verrückten Spiel, das sich Leben nennt.«
    Gus, ganz der anspruchsvolle Kritiker, huschte die Petticoat-Palme hoch, die am Rand meines Rasenstücks wuchs.
    Ich rief eine Mitarbeiterin des gerichtsmedizinischen Labors an, die ich kannte und die für DNA -Analysen zuständig war. Sie nahm meinen Anruf nicht entgegen. Der Sekretärin gelang es jedoch nicht, die Sprechmuschel ihres Telefons völlig schalldicht mit der Hand abzudecken, so dass ich die geflüsterte Abfuhr hören konnte.
    Mein erstes Manuskript war von siebzehn Verlagen abgelehnt worden, bis ich einen Vertrag bekam. Nach meiner Einschätzung standen die Chancen hier nicht wesentlich besser. Ich machte mich also wieder an meine Akte und ging die Namen aller Polizisten, Kriminaltechniker, Gerichtsmediziner und anderer Mitarbeiter durch. Sogar die gekritzelten Unterschriften am unteren Rand der Formulare entzifferte ich noch. Der einzige mir noch bekannte Name war der, mit dem ich angefangen hatte: Neben den beiden Detectives kannte Lloyd Wagner den Fall Geneviève besser als jeder andere. Alles war durch seine Hände gegangen – von den Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter bis hin zum Abgleich von Messerklinge und Einstichwunde. Und Kasey Broachs Leiche hatte er ebenfalls untersucht. In Anbetracht unseres Verhältnisses hoffte ich, ihn durch ein kurzes Gespräch überzeugen zu können, dass er mir noch einmal ein wenig von seiner Zeit opferte.
    Im Labor und auf seinem Handy bekam ich nur seine Mailbox, auf seiner Festnetznummer zu Hause nur den Anrufbeantworter. Da er die Detectives von meiner letzten Nachricht in Kenntnis gesetzt hatte, wollte ich lieber keine neue hinterlassen. Also legte ich auf, massierte mir die Schläfen und spülte mein Antiepileptikum mit einer weiteren Tasse Espresso hinunter.
    Wenn ich niemand erwischte, der als Insider an diesem Fall arbeitete, dann konnte ich wenigstens versuchen, mit jemand zu reden, der indirekten Zugang hatte. Cal Unger, mein wichtigster Berater in Sachen Chainer, war Detective im Westen von L.A. Seinem Job fehlte der Glamour – wenn dieser Ausdruck denn angebracht ist – der Fälle, die das städtische Dezernat für Mord und schweren Raub bearbeitete. Dort ging es um Serienmörder, Bankräuber und medienwirksame Fälle wie meinen. Sie waren für die ganze Stadt zuständig, verfügten über größere Mittel und trugen obendrein noch die besseren Anzüge. Cal – ein durch und durch bodenständiger und konservativer Mann – hatte in seinem Bereich ein paar große Fälle gelöst

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