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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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hör dir zu.«
    Wir setzten uns Ellbogen an Ellbogen an den Tisch und mähten langsam den Berg von Tortillas und Pommes nieder. Aber ich fühlte mich nicht so entspannt und sicher wie sonst am Tisch der Bales’. Jedes Mal, wenn mich das Getrieze und Gezanke der Familie fast abgelenkt hatte, stahl sich Morton Frankel wieder in meine Gedanken. Das düstere Innere der Fabrikhalle, erleuchtet von den Flammen und Funken. Seine bedrohlichen Augen. Die Zähne, die eine Spur zu lang waren, wie Fangzähne, die er nicht extra wetzen musste.
    Angela schlug nur ab und zu einem Kind auf die Finger, das seine Hand zu vorwitzig ausgestreckt hatte, und hörte mir ansonsten ruhig zu, während ich ihr erzählte, was in den vier Tagen passiert war, die wir uns nicht gesehen hatten.
    »Dieser Junior«, erklärte sie, »der klingt nach einem netten Jungen.«
    »Für einen mehrfach Vorbestraften.«
    »Und die Frau, die für ihn zuständig ist? Miss Caroline. Er hat Glück, dass er so jemand hat.«
    »Vielleicht ist sie schlauer, als gut für sie ist.«
    »Ich weiß, Schätzchen.« Angela wandte ihre Aufmerksamkeit ihrem Sohn Jamaal zu. »Sag deinem Daddy, was du ihm sagen wolltest.«
    »Okay. Okay. O- O- O- O- O- …«, stotterte der Junge.
    »Tief durchatmen«, empfahl Chic.
    »Ich will mich nächstes Jahr für unser Schulteam aufstellen lassen.«
    »Daran ist doch nichts Falsches.«
    »Fußball. Nicht Baseball.«
    Chic ließ die Gabel fallen.
    »Und die Narben«, fügte ich leise hinzu, an Angela gewandt. »Ich bin nicht sicher, ob ich mich daran gewöhnen könnte.«
    »Ich weiß, Schätzchen.« Angela ließ ihren Mann nicht aus den Augen.
    Chic sah zu ihr, und sie nickte ihm langsam zu. Bewundernd sah ich, wie er seine Fassung wiedergewann, die mahlenden Kiefer einmal nach links, einmal nach rechts schob und schließlich mit einem gezwungenen Lächeln sagte: »Daran ist auch nichts Falsches.«
    Jamaal kam um den Tisch herum und umarmte seinen Vater von der Seite. Chic nahm ihn in den Schwitzkasten und tat so, als wollte er ihn mit dem Kopf auf den Gartentisch schlagen. Angela stand auf und begann abzuräumen.
    »Ich glaube, ich bitte sie vielleicht, mit mir auszugehen«, sagte ich.
    Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, Schätzchen.«
    Chic brachte mich noch zum Auto. Ich ließ mein Fenster herunter, und er lehnte sich zu mir. Seine Augen blieben an Frankels Foto auf dem Beifahrersitz hängen. »Sei vorsichtig bei allem, was du tust, ja?«
    Ich legte meine Hände aufs Steuer und studierte meine Daumen. »Kaden hat recht – ich denke wie ein Schriftsteller. Aber das hier ist das ganz reale Leben.«
    Chic tätschelte mir den Unterarm und richtete sich wieder auf. »Das alles hier ist das reale Leben, Drew.«

[home]
    27
    H allo, Big Brother.«
    »Hallo, Junior«, sagte ich zum fünfzehnten Mal.
    »Stört’s dich, wenn ich das Radio anmache, Big Brother?« Schließlich gab ich nach.
    »Kannst du bitte aufhören, mich so zu nennen?«
    Junior ließ sich schlaff vor Lachen gegen die Beifahrertür fallen. Er trug ein Sweatshirt, dessen Kapuze er sich über sein Baseball-Käppi gezogen hatte. Nur für den Fall, dass wir noch mal rausfahren und einen Supermarkt überfallen mussten.
    »Schau dir nur einmal die verdammten Fotos an, bevor wir beim Gericht sind.«
    Nach dem Mittagessen bei Chic war ich nach Hause gefahren und hatte Rührei mit Paprikastreifen für Xena gemacht. Vor lauter Begeisterung hatte sie mir gleich vor den Kamin gekackt. Als ich alles aufgeputzt hatte, war ich ins Internet gegangen und hatte Bilder von allen möglichen Volvotypen ausgedruckt, die im Laufe der Jahre so gebaut worden waren. Juniors Aufmerksamkeit war ein rares Gut, aber wir waren immerhin schon so weit gekommen, dass der Wagen, den er gesehen hatte, keiner von den neueren, etwas unspießigeren Modellen gewesen war. Er konnte die 200 er, 700 er und 800 er nicht auseinanderhalten, aber er war ziemlich sicher, dass es kein 900 er gewesen war, das Modell von 1991 mit den abgerundeten Ecken. Obwohl wir mit dieser Information die Zeitspanne, in der das Auto gebaut worden war, nicht nennenswert einschränken konnten, fiel Morton Frankels 760 er Volvo immerhin in die Bandbreite der verbleibenden Modelle.
    »Ich sag dir eins, Kumpel, dieser ganze Vorstadt-Scheiß sieht für mich gleich aus. Wenn er wenigstens richtige Felgen hätte …« Er federte auf seinem Sitz auf und ab. »Ja, Mann, dann könnte ich dir sagen, wer, was, wo, wann und

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