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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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die anderen. Würdest deinem idealisierten Selbstbild entsprechen. Würdest niemals in die Niederungen der Mittelmäßigkeit und des häuslichen Lebens hinabgezogen werden. Immer weiter nach oben streben. Immer weiter kämpfen. Eine Affäre mit Sue von der Debitorenabteilung. Da drüben sind SIE , und hier sind WIR . Und dann stehst du plötzlich da. Mit deinem Bierbauch.« Er klopfte sich auf den Waschbrettbauch. »Fernsehgucker. Eine Spareribs-Restaurantkette. Fonds mit niedriger Zuwachsrate. Und auf einmal wird dir klar, dass du niemals Monumente errichten wirst und dass deine Visage niemals auf irgendwelche Münzen geprägt werden wird. Du bist du, und dagegen bist du machtlos. Aber eines sag ich dir: Wenn sich die Wellen gelegt haben, wenn du dich nicht mehr darüber aufregst, dass die dicken Schecks ausbleiben und es nichts mehr werden wird mit der Hall of Fame – oder was auch immer mich erwartet hätte, wenn ich auf dem Baseballfeld lebenslang meine gute Erfolgsquote gebracht hätte –, dann ist das Einzige, was dir noch bleibt, die Frau, die neben dir im Bett liegt. Nichts sonst ist mehr wichtig. Gar nichts. Ich hatte immer meine Schwierigkeiten mit der Monogamie – das hab ich nie bestritten. Du hörst auf mit den Lächelflirts an der roten Ampel. Mit den tiefen Blicken im Fahrstuhl. Eine Ehe ist nie so toll, wie es in den romantischen Kinofilmen immer aussieht. Sie ist nie so gut, auf eine gewisse Art ist sie aber auch wieder besser. Ich habe Angela seit zehn Jahren nicht mehr betrogen und ich werde sie auch nie wieder betrügen. Weil ich keine Angst mehr habe. Dass ich was verpassen könnte.«
    Chics Weisheit erschien immer in den seltsamsten Formen. Ich hatte ungefähr die Hälfte von dem verstanden, was er gesagt hatte. Sein ständiger Wechsel zwischen der ersten und zweiten Person, der aufs Erste so wirkte, als würde er einfach seinen freien Assoziationen folgen, war auf den zweiten Blick vielleicht doch nicht so zufällig.
    Bevor ich antworten konnte, fuhr ein gelber Camaro an uns vorbei. Der Fahrer trat jäh auf die Bremse und setzte zurück, bis er neben uns war. Ein Typ mit dickem Haar und einem Trainingsanzug sprang heraus. »Chic? Chic Bales?«
    Chic beäugte ihn misstrauisch, denn diese Prozedur war ihm nicht neu. »Der einzig wahre.«
    Der Typ rannte um sein Auto herum zu uns, zappelte selig in seinen weiten Klamotten und schloss Chic in die Arme. »Ich
liebe
dich, Mann!«
    Chic tätschelte ihm den Rücken. »Ein Giants-Fan?«
    »Genau. Danke.«
    »Schön, dass man den Fans auch mal was zurückgeben konnte.«
    Der Typ sah mich ein zweites Mal an, dann runzelte er die Stirn. »Da bist du aber in netter Gesellschaft unterwegs.« Er stieg wieder in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
    Als wir zurückkamen, bog sich der Gartentisch schon unter dem Gewicht der aufgetragenen Speisen. Die Arbeiter packten auf dem Bürgersteig gerade ihre Sachen zusammen. Mein Blick schweifte von dem überladenen Tisch über den großen Garten zu dem gerade aufgebauten Spielgerüst. Unweigerlich bemerkte ich den Kontrast zwischen diesem Anblick und dem engen, kleinen Hof hinter Hope House. Ich ließ Chic kurz alleine und ging zu dem Mann, der mir nach dem Vorarbeiter aussah.
    »Hey«, sagte ich, »wie viel kostet denn so ein Spielgerüst?«
    »Das ›Tollen-und-Toben‹-Modell? Dreitausendfünfhundert.«
    »Ich möchte, dass Sie eines davon an diese Adresse schicken.« Ich kritzelte die Adresse des Hope House auf meinen Notizblock, riss die Seite heraus und drückte sie dem Mann in die Hand. In einem der Kreditkartenfächer in meiner Geldbörse hatte ich immer einen Scheck für den Notfall stecken. Den zog ich jetzt heraus und füllte ihn aus.
    »Möchten Sie eine Nachricht mitschicken oder so?«, erkundigte sich der Arbeiter.
    »Nö, sagen Sie einfach, es kommt von einem anonymen Spender.« Der Kerl zuckte die Achseln und stieg in sein Auto. Aus dem Augenwinkel sah ich einen Schatten und drehte mich um. Chic war hinter mich getreten. »Das würde den Spaß verderben«, erklärte ich.
    Chic bedachte mich mit seinem wissenden Blick. »Genau.« Als wir zurückgingen, fügte er hinzu: »Du hast doch gar nicht das Geld für so was.«
    »Immer noch mehr als diese Kinder.«
    »Noch.«
    »Ich verkauf einfach meine Espresso-Maschine.«
    »Häh?«
    Angela erwartete uns schon am Tisch. Sie küsste Chic auf den Hals. »Na, wie geht’s meinem Drew?«, fragte sie.
    »Ich bin am Grübeln.«
    »Hier bin ich und

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