Blacksoul - In den Armen des Piraten
ereignet haben sollte. Das Leben vor William Hawkins Tat war ihm beinahe in Vergessenheit geraten.
„Ich war damals noch ein Junge. Gerade fünfzehn Jahre alt, als wir, Nelson, Allard und ich, unter Kapitän John Rathbone nach Port Royal kamen. Der Sturm in der Nacht hatte uns einen Mast gekostet, und so mussten wir notgedrungen diesen Hafen anlaufen. Die Reparatur war in vollem Gange, und Rathbone gab uns jüngeren Seeleuten Landgang, damit wir nicht im Weg herumstanden. Begeistert rannte ich zurück ins Mannschaftsquartier, um mir Geld zu holen. Ich wollte für Margarete ein Andenken besorgen – eine Kette mit kleinen Muscheln schwebte mir vor.“
Der Gedanke an seine Schwester Margarete ließ Adam stocken, und er fragte sich, ob sie jemals an ihn dachte.
„Und weiter?“, hakte Smithe interessiert nach. Er hatte noch nie erlebt, dass der Captain etwas von sich preisgab. Genaugenommen vermutete er sogar, dass er selbst hier an Bord der Einzige war, der Blacksouls echten Namen kannte.
„Hm, ich mach es kurz – ich ertappte ihn dabei, wie er unsere Kameraden bestehlen wollte, und hatte vor, ihn aufzuhalten. Ich drohte ihm mit meinem Messer und verlangte, dass er sich dem Kapitän stellen sollte. Natürlich versuchte er, mich zu überzeugen. In den schillerndsten Farben malte er mir das Bild seiner Zukunft als Pirat in einer der reichsten Städte der Welt. Port Royal, so sagte er, sei unser großes Glück – eine Stadt, die für Männer wie uns alles biete. Er sagte, Sitten oder Moral gäbe es hier nicht, und das Schicksal habe es für uns so gewollt.“
Smithe lachte. Die Träume des jungen Allard deckten sich ziemlich genau mit seinen eigenen Jugendfantasien.
„Und das hat Euch nicht sofort überzeugt? Ich an Eurer Stelle hätte ihn nicht verraten, sondern ihm tragen geholfen!“, witzelte er.
Adams strafender Blick brachte den Maat dazu, nur noch breit zu grinsen.
„Ich hatte ein Messer, und er hatte eines. Minutenlang umrundeten wir uns, ohne dass es einer wagte, den Kampf zu eröffnen. Schließlich schlug er vor, das Schicksal entscheiden zu lassen. Er fasste in seine Tasche und holte eine angelaufene Silbermünze hervor. Sie sollte entscheiden. Kopf oder Zahl. Alles oder nichts. Würde er gewinnen, müsste ich ihn mit dem Diebesgut ziehen lassen, würde ich gewinnen, sollte er die Sachen zurückgeben und das Schiff verlassen. Er ließ mir die Wahl und ich sagte Zahl. Allard schnippte die Münze, fing sie und schlug sie auf seinen Handrücken. Langsam hob er die Hand. Und ich schwöre dir, das Gesicht auf dem alten Geldstück schien mich zu verspotten. Das Schicksal hatte es gut mit Allard gemeint. Ich hielt mein Wort und ließ ihn ziehen.“
Adam zuckte mit den Schultern, wie um sich aus der Last der Erinnerung zu befreien.
Smithe zog die Augenbrauen nach oben und fragte ungläubig:
„Hat Allard deshalb noch einmal mit Euch die Münze geworfen?“
„Ja. Weißt du nicht mehr, dass er mich aufhielt, als ich die Insel verlassen wollte? Er könne mich nicht gehen lassen, da ich sein Versteck kenne, behauptete er.“
Smithe schlug sich auf den Schenkel und nickte.
„Doch, doch, aber ich weiß auch noch, wie wir alle dachten, ein richtiges Duell mit dem Degen stünde uns bevor. Allard war ein guter Kämpfer, und im Nu hatten sich alle um Euch versammelt. Ich selbst hatte übrigens auf Euch gesetzt“, entsann sich der Maat.
„Warum? Ich war geschwächt von der Verletzung.“
„Ja, aber Ihr wart getrieben von dem Wunsch nach Vergeltung und hättet Euch durch nichts aufhalten lassen. Das konnte jeder sehen. – Fast alle haben auf Euch gesetzt. Vielleicht wusste es auch Allard“, sinnierte Smithe.
„Jedenfalls einigten wir uns, wie schon zuvor, darauf, das Schicksal entscheiden zu lassen. Entweder würde ich sterben, oder man würde mich gehen lassen und mir zusätzlich die Deathwhisper überlassen. Alles oder nichts.“ Adam schloss die Augen und sah die kleine Dublone, deren goldener Glanz noch so hell strahlte, wie am Tag ihrer Prägung, fast noch vor sich. Sie war viel wertvoller gewesen, als diejenige, die sie auf der Mary Ann verwendet hatten. Das Bildnis eines großen Tempels hatte die Münze geziert – angeblich war sie aus der sagenumwobenen Goldenen Stadt Eldorado.
Smithe staunte nicht schlecht.
„Allard sagte, sie sei ein Glücksbringer, habe ihn immerhin zu Suelita geführt. Aber weil er der Ansicht war, die Dublone habe ihn im Stich gelassen, als der Wurf mir dieses
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