Blacksoul - In den Armen des Piraten
mich erst …“, sie deutete auf ihre Kleider und den Paravent, und, als er zustimmend nickte, verschwand sie dahinter.
„Warum seid Ihr noch nicht an Deck?“, fragte sie gedämpft, während sie sich das Hemd über den Kopf zog.
„Ich habe es heute nicht besonders eilig“, wich Adam ihrer Frage aus. „Und da dachte ich mir, ich leiste dir beim Frühstück Gesellschaft.“
„Bien.“
Aus unerklärlichen Gründen hob seine Anwesenheit Josies Laune, und sie beeilte sich mit ihrer Morgentoilette. Als sie schließlich hinter dem Paravent hervortrat, goss Adam ihnen gerade eine Tasse Kaffee ein und bedeutete ihr, sich zu setzen. Schiffszwieback mit Honig lag bereits auf ihrem Teller.
In friedlichem Schweigen saßen sie beisammen, und Josie konnte nicht umhin, den Mann, der ihr gegenübersaß, zu bewundern. Wenn man einmal von der Narbe absah, war Adam einfach atemberaubend. Seine stattliche Körpergröße, die starken Arme und seine leuchtenden Augen würden jeder Frau den Schlaf rauben. Und wenn sie ihn nun so ansah, musste sie sich eingestehen, dass die Narbe auf den ersten Blick viel schlimmer ausgesehen hatte. Wie sie sich davon hatte abgestoßen fühlen können, wollte ihr heute Morgen nicht mehr so recht in den Sinn kommen.
Als Adam sich wenig später seinen Aufgaben an Deck widmete, kam Josie die Stille in der Kabine erdrückend vor. Überhaupt erschienen ihr diese vier Wände immer mehr wie das Gefängnis, das sie waren. Sie wollte so gerne wieder die Sonne auf ihrer Haut spüren und sich den Wind ins Gesicht wehen lassen. Unruhig ging sie an diesem Tag auf und ab, bis endlich Smithe eintrat und ihr ihre Tagesaufgabe zuwies. Eines der Segel war eingerissen. Das dicke Tuch zu flicken, würde nicht so einfach werden, aber Josie tat ihr Bestes.
Ebenso wie am Morgen, kam Adam auch zum Mittagessen und am frühen Abend zu ihr in die Kabine und speiste mit ihr. Als er sich nach dem Abendessen wieder erhob, hielt Josie es nicht länger aus.
„Adam?“, rief sie ihm nach.
„Was ist denn?“, fragte er, überrascht, dass sie seinen Vornamen verwendete. Niemand an Bord hatte ihn je so gerufen, und es klang beinahe fremd in seinen Ohren.
„Kann ich nicht mit Euch kommen? Ich halte es nicht länger aus. Die Eintönigkeit der Kabine erdrückt mich.“
„Nein“, antwortete er schroff, um jede Widerrede im Keim zu ersticken.
„Aber, … pourquoi …?“
„Nein, habe ich gesagt! Kein Wort mehr!“
Damit beeilte er sich, sie zu verlassen.
Elend. Er fühlte sich elend. Sein Blick glitt über die Seeräuber, ein Haufen rauer Kerle. Keiner von denen hatte mehr etwas zu verlieren, genauso wenig wie er selbst. Als sich Smithe von seinem Platz neben der Tür erhob und zu ihm trat, klopfte er dem kleinen Mann mit den Knopfaugen dankbar auf die Schulter.
„Was ist los, Captain? Ihr schaut so finster.“
„Ach, ich dachte gerade daran, wie wir uns begegnet sind.“
Smithe nickte und beide sahen es vor sich, als wäre es gestern gewesen.
„Was ist das? Da treibt doch was?“
One-Hand-Harry deutete mit dem Haken, der seine abgetrennte Hand ersetzte, vor sich ins Wasser.
Sein Kumpane Louis zog das Paddel ins Boot und beugte sich nach vorne.
„Was …? Zur Hölle, das ist doch eine Leiche!“, rief er.
„Dann paddel weiter! Bevor die Aurora ganz und gar versinkt!“
„Die steht schon lichterloh in Flammen. Sicher gibt es für uns da nichts mehr zu holen. Und hier treibt nur wertloses Zeug!“
„Und ein Toter! Dann ruder eben wieder zurück. Der Captain wird’s verstehen“, gab Harry gleichgültig zurück.
„Wir sollten nachsehen, ob er noch lebt.“
„Unsinn. Überhaupt – was sollen wir mit ihm machen, wenn er noch lebt? Lass ihn, den holen sich die Haie.“
Aber Louis fühlte sich unbehaglich. Was, wenn dieser von Haien angefressene Leichnam dann stinkend und verwesend in ihrer Bucht angeschwemmt würde? Ekelhaft.
„Und was, wenn er was Wertvolles in den Taschen hat?“, gab er zu bedenken.
„Na schön! Siehst du ihn noch? Dann zieh ihn eben raus, wenn du meinst.“
Mit der messerscharfen Spitze seines Hakens puhlte sich Harry zwischen seinen Zähnen herum und schnalzte mit der Zunge, als er das bräunliche Fundstück betrachtete.
Louis, der den reglosen Körper nicht aus den Augen gelassen hatte, packte ihn am Gürtel und wuchtete ihn über die dünne Bootswand.
„Zum Teufel, was ist denn mit dem passiert!“, entfuhr es ihm, als er die blutigen Fetzen sah,
Weitere Kostenlose Bücher