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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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sich für einen der beiden entscheiden, und Venedig würde mit den Folgen ihrer Entscheidung leben müssen.
    Wie konnte Tante Alexa so etwas sagen?
    Der Regent nahm nicht an dem Gespräch teil. Er wolle bei der Erörterung solch heikler Fragen nicht stören, hatte er gesagt. Giulietta und ihre Tante verachteten ihn für seine Feigheit. Das war alles, worin sie sich einig waren.
    »Du musst dich entscheiden.«
    »Nein, das muss ich nicht.«
    »Giulietta, hör mir zu …«
    »Warum sollte ich dir zuhören?« Giulietta drehte sich mit einem Ruck zu ihrer Tante um und blickte sie hasserfüllt an. »
Du
hast meine Entführung veranlasst«, sagte sie kalt, jedes Wort ein Schlag in Alexas Gesicht.
    Die Dogaressa erstarrte.
    Nach einer Weile hob sie den Schleier und musterte Giulietta prüfend. »Wer hat dir das erzählt?«
    »Tycho.«
    »Ein sehr gefährlicher junger Mann.« Alexa kräuselte tadelnd die Lippen. »Aber du hast ihm offenbar zuerst nicht glauben wollen. Aus welchem Grund sollte ich dich entführen lassen?«
    Ihre Stimme klang mit einem Mal älter.
    »Warum sollte ich meine Lieblingsnichte entführen lassen?«, wiederholte sie. »Ausgerechnet in der Nacht, bevor sie Venedig verlassen und eine Zwangsehe mit einem Mann eingehen muss, den sie hasst und den sie obendrein umbringen soll?«
    Giuliettas Augen brannten.
    »Du hast gewusst, wie unglücklich ich war?«
    »Jeder im Palast hat es gewusst, aber ich habe als Einzige beschlossen, etwas zu tun. Ich konnte dich nicht einweihen. Wenn du auf einmal weniger traurig gewirkt hättest, hätte Alonzo Verdacht geschöpft.«
    »Aber du hättest doch …«
    »Nein, das habe ich doch gerade erklärt. Mein Plan war gut, die Söldner waren als Mamelucken verkleidet. Wir haben dich im mongolischen Garten versteckt, den mein Mann mir zu unserer Heirat geschenkt hat. Meine frühere Zofe hat sich um dich gekümmert.«
    »Verzeih mir«, sagte Giulietta. Die alte Frau und ihr Mann waren ihretwegen gestorben. »Leopold hat die beiden getötet.«
    »Ich weiß.«
    »Ursprünglich wollte er mich auch töten.«
    Sie stockte und suchte nach den richtigen Worten. Tante Alexa wartete geduldig. »Ich glaube, er hat beschlossen, dass ich lebendig wertvoller für ihn bin als tot.«
    »Vielleicht war alles auch wesentlich komplizierter.«
    Ohne auf den Einwurf zu achten, sprach Giulietta weiter. »Er hat mich in einem Zimmer hoch oben festgehalten, bis mir eines Nachts die Flucht gelungen ist. In derselben Nacht, in der Tycho gefangen genommen wurde.«
    Giulietta blickte in das unverschleierte Gesicht ihrer Tante. So vieles blieb ungesagt, so vieles, das sie nicht mitzuteilen wagte. Offensichtlich war sie erwachsen geworden, wenn auch vielleicht noch nicht erwachsen genug. Auch wenn sie Mutter geworden war.
    Ihr Kind war das einzige Licht in der Dunkelheit.
    »Denkst du gerade an Leo?«
    Giulietta nickte.
    »Dann kannst du vielleicht meine Gefühle für Marco verstehen. Ich erkenne alle Schwächen seines Vaters in ihm, aber keine seiner Stärken. Es bricht mir das Herz. Kannst du mir sagen, wer Leos Vater ist?«
    Giulietta schüttelte den Kopf. »Bist du zwischen der Entführung und Leopolds Überfall mit ihm zusammengetroffen?«
    »Schon vorher.«
    »Ist es Tycho?«
    »Warum stellst du mir diese Frage?«
    »Ich spüre die Spannung zwischen euch, er steht dir sehr nahe, wie der erste Liebhaber, den ein junges Mädchen hat …«
    »Tycho ist nicht Leos Vater.«
    »Wer ist es dann?« Alexas Ton war scharf.
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Giulietta!«
    »Ich
kann
einfach nicht, versteh doch.«
    Obwohl Giulietta sich sträubte, nahm Alexa ihr Gesicht in die Hände und drehte es zum Kerzenlicht. Was immer sie dort entdeckt haben mochte, entsetzte sie zutiefst. Sie schien es kaum zu bemerken, als Giulietta ihre Hände fortzog und zur Tür eilte, ohne den an einem Bildrahmen hängenden Nero eines Blickes zu würdigen.
    »Warte«, sagte Alexa.
    »Ich gehe zu Eleanor.«
    »Ich kann dafür sorgen, dass meine Wache dich nicht gehen lässt.«
    »Und ich kann um Hilfe rufen.« Über der Lagune breitete sich Dunkelheit aus. »Deine Wache wird sterben, weil Tycho mir zu Hilfe kommt. Wo immer ich sein mag, wo immer er sein mag. Er kommt.«
    »Frag Tycho doch einmal nach dem Gefangenen, den er verhört hat.«
    »Welchen Gefangenen?«
    »Bevor du dich rettungslos in ihn verliebst, frag ihn, was er mit dem letzten Angreifer gemacht hat. Denk dabei daran, dass du diesen Mann liebst. Frederick wäre der

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