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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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einer Woche. Ich soll Leopolds Halbbruder heiraten, weil zwischen einem unehelichen Sohn und dem anderen praktisch kein Unterschied besteht!« Sie sprach lauter, hielt ihren Zorn mühsam im Zaum. »Vermutlich hat dich Tante Alexa geschickt.«
    »Ich habe sie seit Wochen nicht gesehen.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Die Dogaressa hat nichts mit meinem Besuch zu tun.«
    »Aber du findest, ich soll das Angebot annehmen? Mein Onkel hat sich jedenfalls dafür ausgesprochen. Ich dachte, Tante Alexa sei nicht besonders erpicht darauf. Wahrscheinlich, weil sie immer das Gegenteil von dem möchte, was Onkel Alonzo will. Ich habe diese Spielchen so satt!«
    »Giulietta, hör mir zu.«
    Widerwillig wandte sie sich ihm zu.
Ich liebe dich. Ich kann ohne dich nicht leben. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, sind wir miteinander verbunden.
Er hatte es ihr noch nie gesagt. Warum war das bloß so schwer?
    »Nun?«, fragte sie erneut.
    »Sieh mal«, setzte er zögernd an, »wir waren einmal Freunde.«
    Sie schnaubte verächtlich. Meistens wusste Tycho, was die anderen dachten, noch bevor sie es selbst ahnten. In Gegenwart von Giulietta kannte er nicht einmal seine eigenen Gedanken. »Hat deine Tante dich ausgebildet?«
    »Worin denn? In der Kunst der Verführung?«
    »Giulietta.«
    »Hat sie damit nicht ihren Gatten hörig gemacht? Von den Gerüchten hast du doch bestimmt gehört. Oder welche Ausbildung meinst du sonst?«
    Er schloss die Augen.
    »Was geht dich das überhaupt alles an?«
    »Giulietta, du bist nicht gezwungen, Leopolds Bruder zu heiraten.«
    »Das weiß ich.
Ich wiederhole es seit einer Woche. Warum behauptest du also plötzlich, dass Leo einen Vater braucht?«
    »Weil es die Wahrheit ist.«
    »Mag sein. Aber sein Vater ist ja bekanntlich tot.«
    »Leopold war nicht der Vater.«
    »Woher weißt du das?«
    »Du hast es mir gesagt.«
    »Ich habe gelogen.«
    »Leopold hat es mir ebenfalls gesagt. Er hat mich gefragt, ob das Kind von mir ist.«
    »Als ob das infrage käme«, rief Giulietta aufgebracht.
    Tycho wurde rot. »Bitte, hör mir zu. Heirate mich, und ich werde dem Kind ein ebenso guter Vater sein wie Leopold. Wenn du bereits verheiratet bist, kannst du keine Ehe mit Frederick eingehen.«
    »Du bist gekommen, um mir das zu sagen?«
    Ja, aber die Formulierung ließ zu wünschen übrig. Eigentlich hatte er sagen wollen:
Ich liebe dich, dein Lächeln ist das Licht in meiner Dunkelheit, wenn dein Zorn mich trifft, hasse ich mich selbst.
    Er hatte den richtigen Zeitpunkt verpasst.
    »Wie kannst du es wagen!« Giulietta vergrub das Gesicht in den Händen. »Für wie dumm hältst du mich?«
    »Warum sollte ich dich für dumm halten?«
    »Meinst du, ich wüsste nicht, dass du Leopold hättest retten können?«
    »Giulietta …«
    »Du hättest ihn retten können.«
    »Er hat sein Leben für dich geopfert.«
    »Und du hättest ihn daran hindern müssen«, schrie sie aufgebracht. »Alle hast du gerettet, Gott allein weiß wie. Aber deinen Rivalen hast du sterben lassen. Meinst du, ich weiß das nicht? Du hast Leopold
sterben
lassen.«
    »Nein, ich …«
    »O doch. Und ich wünschte, ich wäre in dieser Nacht auch gestorben.«
    »Und dein Kind?«, fragte Tycho. »Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich dein Kind nicht gerettet hätte?«
    »Ja«, sagte Giulietta, »das wäre mir lieber gewesen. Du weißt nicht das Geringste von Leo. Nichts wie ich … oder wo …« Sie brach ab.
    »Dann sag es mir.«
    Sie presste die Lippen aufeinander.
    »Sag es mir«, bat er. »Vertrau mir. Was auch geschehen ist, wessen Kind es auch sein mag, ich behalte dein Geheimnis für mich.«
    »Warum sollte ich ausgerechnet dir irgendetwas anvertrauen?«
    »Damals, auf der
San Marco,
als wir …«
    »Untersteh dich, noch ein einziges Mal darüber zu reden. Du hast zugelassen, dass Leopolds Schiff verbrannt ist. Du hast ihn sterben lassen, mit Sir Richard und der gesamten Mannschaft. Warum hast du ihn nicht gerettet?«
    »Ich konnte es nicht.«
    »O doch!«, gab sie zurück. »Aber du wolltest es nicht.«

21
    D ie vier im Sprung erstarrten Hengste an der Balustrade der Basilika waren sehr alt. Die Bronzestatuen stammten ursprünglich aus Griechenland. Die Römer hatten sie geraubt, romanisierte Griechen hatten sie nach Athen zurückgebracht, als Rom unterging. Vor zweihundert Jahren hatten die Venezianer nach der Plünderung Konstantinopels die vier Rosse als Kriegsbeute in die Serenissima geschafft.
    Die vier Hengste gehörten zu Tychos

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