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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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Aufstieg endete und der andere Teil begann. Wie oft hatte er das schon hinter sich gebracht? Die verschiedenen Male verschwammen, Zukunft und Vergangenheit flossen ineinander, das schon Erlebte und das noch zu Erlebende wurden eins, und übrig blieb nur der Augenblick, die kurze Rastpause, wo er sich mit der Hand über den Schnitt am Arm fuhr, den der Stein hinterlassen hatte. Gott, dachte er müde, das soll Gerechtigkeit sein? Warum muss ich
allein hier oben stehen und mich von etwas quälen lassen, das ich nicht einmal sehen kann? Dann wurden in ihm die verworrenen Stimmen aller anderen, die mit ihm eins waren, laut, und das Gefühl der Einsamkeit verschwand.
    Ihr habt es auch gespürt, dachte er. Ja, antworteten die Stimmen. Der Stein hat uns getroffen, am linken Arm, und es tut scheußlich weh. Gut, sagte er, dann machen wir uns besser wieder auf den Weg. Er ging weiter, und alle anderen begleiteten ihn auf der Stelle.
    Einmal war es anders gewesen, erinnerte er sich. Bevor der Fluch über ihn gekommen war, in einem früheren, glücklicheren Leben. Seine Pflegeeltern, Frank und Cora Mercer, hatten ihn entdeckt, wie er in einem Gummischlauchboot, dem Rettungsboot eines Flugzeugs, vor der Küste von Neuengland trieb – oder war es Mexiko, nahe dem Hafen von Tampico? An Einzelheiten erinnerte er sich nicht mehr genau. Er verlebte eine frohe Kindheit. Er liebte alles Lebendige, insbesondere die Tiere, und für eine Weile besaß er sogar die Gabe, tote Tiere wieder zum Leben zu erwecken. Er lebte zusammen mit Kaninchen und Käfern entweder auf der Erde oder in einer Kolonialwelt, auch das hatte er inzwischen vergessen. Aber er erinnerte sich noch an die Mörder. Sie hatten ihn als abartig verhaftet, weil er ein ganz besonderer Sonderfall war. Und danach war alles ganz anders geworden.
    Nach geltendem Recht war die Fähigkeit der Zeitumkehrung, durch die Tote ins Leben zurückkehrten, verboten, das hatten sie ihm schon in seinem sechzehnten Lebensjahr klargemacht. Noch ein Jahr lang tat er es heimlich, in den immer noch vorhandenen Wäldern, aber eine alte Frau, die er nicht kannte und von der er noch nie etwas gehört hatte, verriet ihn. Ohne Zustimmung seiner Eltern beschossen sie – die Mörder – das besondere Lymphknötchen, das sich in seinem
Hirn gebildet hatte, mit radioaktivem Kobalt. Er wurde dadurch in eine andere Welt versetzt, von deren Existenz er nie etwas geahnt hatte. Es war ein dunkles Loch, gefüllt mit Leichen und bleichenden Knochen, und er kämpfte jahrelang, um wieder herauszukommen. Der Esel und die Kröte, die Geschöpfe, die ihm am nächsten standen, waren verschwunden, ausgelöscht. Übrig blieben nur verwesende Glieder, ein augenloser Kopf hier, ein Teil einer Hand dort. Schließlich erzählte ihm ein Vogel, der zum Sterben hergekommen war, wo er sich befand. Er war in die Unterwelt hinabgesunken. Er würde sich erst befreien können, wenn die verstreuten Gebeine wieder zu lebenden Kreaturen zusammengewachsen waren. Er war in den Kreislauf anderer Leben eingebunden und konnte nicht wieder auferstehen, ehe sie nicht auch auferstanden waren.
    Wie lange dieser Teil des Kreislaufs dauerte, wusste er nicht. Da sich im Großen und Ganzen nichts ereignete, gab es kein Maß und keine Zeit. Aber zuletzt setzten die Knochen wieder Fleisch an, die leeren Augenhöhlen füllten sich, und die neuen Augen blickten umher, während wiederhergestellte Münder, Mäuler und Schnäbel schnatterten, bellten, krächzten, miauten.
    Möglich, dass er dies alles bewirkt hatte. Vielleicht hatte sich das übernatürliche Knötchen in seinem Gehirn schließlich neu gebildet. Vielleicht war es auch nicht sein Werk. Es mochte genauso gut ein ganz natürlicher Vorgang sein. Jedenfalls sank er nun nicht mehr tiefer. Zusammen mit den anderen begann er seinen Aufstieg. Längst hatte er sie aus den Augen verloren. Er kletterte offensichtlich allein weiter. Aber sie waren zugegen. Sie begleiteten ihn noch immer; er fühlte sie auf seltsame Weise in seinem Innern.
    Isidore stand da, hielt die beiden Griffe fest, fühlte sich eins mit allem Lebendigen und ließ nur ungern los. Er musste
aufhören, und außerdem schmerzte sein Arm und blutete an der Stelle, wo ihn der Stein getroffen hatte.
    Er löste sich von den Griffen, untersuchte seinen Arm und wankte schließlich ins Bad, um den Riss auszuwaschen. Es war

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