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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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Androide wurde zum besten Lockmittel. Um bei einem alten Vergleich zu bleiben: Er war das Zuckerbrot und der radioaktive Niederschlag die Peitsche. Die UNO machte die Auswanderung einfach, das Bleiben schwierig, wenn nicht unmöglich. Wer auf der Erde blieb, musste damit rechnen, von heute auf morgen als biologisch untauglich eingestuft zu werden, als eine Bedrohung des unverdorbenen Erbes der Rasse. Wenn ein Bürger erst einmal zu einem Sonderfall wurde, schied er aus der Geschichte aus, selbst wenn er sich zur Sterilisation bereit erklärte. Er hörte praktisch auf, Bestandteil der Menschheit zu sein.

    Dennoch weigerten sich hier und da die Leute zu emigrieren, was selbst für die Betroffenen absolut vernunftwidrig war. Logischerweise hätten längst alle Normalen ausgewandert sein müssen. Aber vielleicht erschien ihnen die Erde, so entstellt sie auch sein mochte, doch als vertraute Heimat, an der man hängt. Vielleicht hofften die Zurückgebliebenen auch, dass die Staubschicht über der Erde eines Tages wieder verschwinden würde. Jedenfalls blieben Tausende da, zumeist in den Stadtgebieten, wo man einander sehen und sich gegenseitig durch das bloße Vorhandensein Mut machen konnte. Sie schienen verhältnismäßig normal zu sein. Und als dubiose Ergänzung zu ihnen blieben in den praktisch verlassenen Vororten ein paar seltsame Wesen zurück.
    Zu ihnen gehörte auch John Isidore. Er rasierte sich im Bad und ließ sich dabei von dem im Wohnzimmer stehenden Fernseher bequasseln.
    In den ersten Tagen nach dem Krieg war er einfach hierhergekommen und geblieben. In jener schrecklichen Zeit hatte keiner so recht gewusst, was er tun sollte. Ganze Volksgruppen zogen, vom Krieg entwurzelt, umher, ließen sich zunächst hier, dann dort nieder. Damals war der radioaktive Niederschlag sporadisch und regional unterschiedlich stark. Einige amerikanische Bundesstaaten waren nahezu niederschlagsfrei, während andere völlig verseucht waren. Die vertriebenen Menschen flohen vor dem Staub. Die Halbinsel südlich von San Francisco war erst noch staubfrei, und so ließen sich große Menschenmassen hier nieder. Als der Staub dann doch kam, starben einige, die anderen wanderten aus. J. R. Isidore blieb.
    Der Fernseher plärrte: »… kommen die herrlichen Zeiten der Südstaaten vor dem Bürgerkrieg wieder! Ob Leibdiener oder unermüdliche Feldarbeiter – der maßgeschneiderte humanoide Roboter wird durch und durch Ihren ureigensten
Wünschen angepasst! Sie erhalten ihn bei Ihrer Ankunft kostenlos als Geschenk, reichlich ausgestattet, genau nach den Angaben gebaut, die Sie vor Ihrer Abreise von der Erde machen. Dieser treue und wartungsfreie Begleiter des Menschen ist die größte und kühnste Errungenschaft der neueren Zeit. Er wird Ihnen …« So ging es weiter und weiter.
    Hoffentlich komme ich nicht zu spät zur Arbeit, dachte Isidore beim Rasieren. Er besaß keine richtiggehende Uhr. Normalerweise verließ er sich auf die Zeitansage im Fernsehen, aber heute war offenbar der Interplanetarische Feiertag. Jedenfalls behauptete das Fernsehen, es handle sich um den fünften – oder sechsten? – Jahrestag der Gründung von Neu-Amerika, der wichtigsten amerikanischen Siedlung auf dem Mars. Mit seinem beschädigten Fernsehgerät empfing er nur den einen Sender, der seit dem Krieg vom Staat betrieben wurde. Die Regierung in Washington stellte mit ihrem Auswanderungsprogramm den einzigen Sponsor dar, und Isidore war gezwungen, das alles mit anzuhören. »Fragen wir einmal Mrs. Maggie Klugmann«, schlug der Ansager John Isidore vor, der viel lieber die Zeit vernommen hätte. »Als neue Auswanderin zum Mars hatte Mrs. Klugmann bei einem Interview in New New York Folgendes zu sagen – Mrs. Klugmann, wenn Sie Ihr Leben auf der verseuchten Erde mit dem herrlichen Dasein hier vergleichen, wo Ihnen jede erdenkliche Möglichkeit offensteht, was würden Sie dann sagen?« Eine Pause, dann antwortete eine müde, trockene, ältliche Frauenstimme: »Was mir und meiner dreiköpfigen Familie am meisten auffiel, war die Würde.«
    Â»Die Würde, Mrs. Klugmann?«
    Â»Ja«, antwortete Mrs. Klugmann, Neubürgerin von New New York auf dem Mars. »Das ist schwer zu erklären. Einen Dienstboten zu besitzen, auf den man sich in diesen schweren
Zeiten verlassen kann – das finde ich einfach

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