Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
Hausmeister von Hand neu ein und startete ihn. Eine Weile klickte er, dann drehte er sich mit rotem Gesicht um, hob den Arm und brüllte: »Ihr Jungs habt hier nichts zu suchen, verstanden?« Beim Anblick der bärtigen
Wangen, die vor Empörung zitterten, und des auf und zu klappenden Munds konnte Jack Bohlen sich gut vorstellen, welche Wirkung das auf ein Kind haben musste. Er selbst reagierte mit Abscheu. Wie dem auch sei â diese Konstruktion war der Inbegriff der erfolgreichen Lehrmaschine; sie machte ihre Arbeit gut, zusammen mit zwei Dutzend weiteren Konstruktionen, die wie Buden in einem Vergnügungspark hier und da entlang der Flure aufgestellt waren, aus denen die Schule sich zusammensetzte. Gleich um die Ecke sah er schon die nächste Lehrmaschine; mehrere Kinder standen respektvoll davor, während sie ihre Ansprache hielt.
»⦠und dann dachte ich«, erzählte sie ihnen locker und zwanglos, »mein Gott, was können wir eigentlich aus so einer Erfahrung lernen? Weià das einer von euch? Du, Sally.«
Die Stimme eines kleinen Mädchens: »Ehm ⦠na ja, vielleicht können wir daraus lernen, dass in jedem ein guter Kern steckt, egal, wie schlecht er auch handelt.«
»Was meinst du, Victor?«, plauderte die Lehrmaschine weiter. »Lasst uns mal Victor Plank hören.«
Ein Junge stammelte: »Ich bin ungefähr derselben Meinung wie Sally, dass die meisten Leute tief drinnen gut sind, wenn man sich nur die Mühe macht, genau hinzusehen. Richtig, Mr. Whitlock?«
Also lauschte Jack der Whitlock-Lehrmaschine. Sein Sohn hatte oft von ihr gesprochen; sie gehörte zu seinen Lieblingen. Während er sein Werkzeug auspackte, hörte Jack weiter zu. Der Whitlock war ein älterer, weiÃhaariger Herr mit mundartlichem Akzent, vielleicht aus Kansas ⦠Er war freundlich und entlockte anderen ihre Meinung; er war eine geduldige Spielart der Lehrmaschine und legte weder die Grobheit noch das autoritäre Gehabe des Zornigen Hausmeisters an den Tag; eigentlich war er eine nahezu perfekte Verbindung aus Sokrates und Dwight D. Eisenhower.
»Schafe sind lustig«, sagte der Whitlock. »Beobachtet mal, wie sie sich verhalten, wenn man billiges Futter über den Zaun wirft, etwa Getreidehalme. Also, das merken die aus einer Meile Entfernung.« Der Whitlock kicherte. »Sie sind klug, wenn es sie selbst angeht. Und vielleicht hilft uns das, zu sehen, was wahre Klugheit ist. Das hat nichts damit zu tun, dass man viele tolle Bücher gelesen hat oder lange Wörter kennt â es geht darum, dass man erkennt, was für einen von Vorteil ist. Nur wenn etwas nützlich ist, handelt es sich um echte Klugheit.«
Jack kniete sich hin und begann den Rücken des Zornigen Hausmeisters abzuschrauben. Der Rektorschaltkreis der Schule stand daneben und sah zu.
Diese Maschine, wusste er, spulte ihr aufwendiges Programm als Antwort auf ein Unterrichtsband ab, aber ihr Benehmen war jederzeit offen für Ãnderungen, je nach dem Verhalten des Publikums. Sie war kein geschlossenes System; sie verglich die Antworten der Kinder mit ihrem Band, ordnete zu, gruppierte und reagierte dann. Für eigenwillige Antworten war jedoch kein Platz, weil die Lehrmaschine nur eine begrenzte Anzahl von Kategorien erkannte. Dennoch bot sie die überzeugende Illusion, lebendig und lebensfähig zu sein; sie war ein Triumph des Ingenieurwesens.
Ihr Vorteil gegenüber einem menschlichen Lehrer bestand darin, dass sie sich mit jedem Kind einzeln befassen konnte. Sie erzog, statt lediglich zu unterrichten. Eine Lehrmaschine konnte mit bis zu tausend Schülern gleichzeitig umgehen und würde doch nie den einen mit dem anderen verwechseln; bei jedem Kind änderte sich ihre Reaktion, sodass sie eine etwas andere Person wurde. Mechanisch, ja â aber fast unbegrenzt vielfältig. Die Lehrmaschinen bewiesen etwas, dessen Jack Bohlen sich wohl bewusst war: Das sogenannte »Künstliche« war erstaunlich tiefgründig.
Und doch fand er die Lehrmaschinen abstoÃend. Die ganze Public School war nämlich auf ein Ziel ausgerichtet, das ihm gegen den Strich ging: Die Schule diente nicht der Information und Bildung, sondern der Formung, und zwar nach äuÃerst engen Richtlinien. Sie war das Bindeglied zur ererbten Kultur und ging mit dieser gesamten Kultur bei der Jugend hausieren. Sie bog die Schüler zurecht; das erklärte Ziel war die
Weitere Kostenlose Bücher