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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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Weiterführung dieser Kultur, und jeder eigenständige Zug in den Kindern, der sie vielleicht in eine andere Richtung führte, musste glattgebügelt werden.
    Es war eine Schlacht, wurde Jack klar, zwischen der gemischten Psyche der Schule und den individuellen Psychen der Kinder, und die Erstere hielt alle Trümpfe in der Hand. Ein Kind, das nicht richtig reagierte, wurde als autistisch angesehen – das heißt an einem subjektiven Faktor gemessen, der Vorrang vor seinem Sinn für objektive Realität hatte. Und so ein Kind warf man schließlich von der Schule; dann kam es in eine ganz andere Art von Schule, die dazu da war, es zu rehabilitieren: Es kam ins Camp Ben-Gurion. Man konnte ihm nichts beibringen; man konnte es lediglich als einen Kranken behandeln.
    Autismus, überlegte Jack, während er weiter den Rücken des Zornigen Hausmeisters abschraubte, war für die Autoritäten, die den Mars regierten, zu einem Begriff geworden, den sie nach Belieben verwendeten. Er war an die Stelle des älteren Begriffs »Psychopath« getreten, der damals den des »moralisch Schwachsinnigen« abgelöst hatte, der früher einmal für »krimineller Wahnsinn« stand. Und in Camp B-G hatte das Kind einen menschlichen Lehrer oder vielmehr einen Therapeuten .
    Seit sein eigener Sohn David auf die Public School gekommen war, hatte Jack unablässig auf die Schreckensnachricht gewartet, dass man den Jungen vielleicht an Hand der Leistungskriterien,
nach denen die Lehrmaschinen ihre Schüler einstuften, gar nicht beurteilen konnte. Aber David hatte begeistert auf die Lehrmaschinen angesprochen, hatte sogar sehr gut abgeschnitten. Der Junge mochte die meisten seiner Lehrer, und wenn er nach Hause kam, schwärmte er von ihnen; noch mit den strengsten von ihnen kam er blendend aus, und inzwischen war klar, dass er keine Probleme hatte – er war nicht autistisch und würde Camp B-G nie von innen sehen müssen. Doch deshalb fühlte Jack sich nicht besser. Nichts, hatte Silvia betont, hätte bewirken können, dass er sich besser fühlte. Es gab nur zwei Möglichkeiten, die Public School oder Camp B-G, und Jack misstraute beiden. Und warum? Er wusste es nicht.
    Vielleicht, hatte er einmal vermutet, weil es überhaupt so etwas wie Autismus gab. Es war eine Kindheitsform der Schizophrenie, an der viele Menschen litten; Schizophrenie war eine der Hauptkrankheiten, die früher oder später in fast jeder Familie auftrat. Man verstand darunter einfach eine Person, die die Triebe, die ihr von der Gesellschaft eingeimpft worden waren, nicht ausleben konnte. Die Realität, von der der Schizophrene sich abwandte – oder in die er gar nicht erst eingebunden wurde -, war die Realität zwischenmenschlicher Lebensweise, des Lebens in einer bestimmten Kultur mit bestimmten Werten; nicht des biologischen Lebens oder einer Form ererbten Lebens, sondern des erlernten Lebens . Man musste es Stück für Stück denjenigen um einen herum, den Eltern und Lehrern, den Autoritätspersonen im Allgemeinen, abschauen … jedem, mit dem diese Person in den prägenden Jahren zusammenkam.
    Die Public School tat also gut daran, ein Kind, das nicht lernte, hinauszuwerfen. Das Kind lernte nämlich nicht bloß Fakten oder die Grundlagen des Geldverdienens oder vielleicht einer nützlichen Karriere. Es ging viel tiefer. Das Kind
lernte, dass gewisse Dinge in der umgebenden Kultur es wert waren, um jeden Preis bewahrt zu werden. Seine Werte wurden mit objektiven menschlichen Zielsetzungen verschmolzen. Und so wurde es selbst zu einem Bestandteil der Tradition, die an es weitergereicht worden war; es bewahrte sein Erbe ein Leben lang und baute noch darauf auf. Es bedeutete ihm etwas. Echter Autismus, zu diesem Schluss war Jack gekommen, war im Grunde Apathie gegenüber den Bemühungen der Allgemeinheit; es war eine Privatexistenz, die fortgeführt wurde, als wäre der Einzelne der Schöpfer aller Werte statt lediglich das Sammelbecken der ererbten Werte. Und Jack Bohlen konnte die Public School mit ihren Lehrmaschinen beim besten Willen nicht als alleinigen Richter dessen akzeptieren, was wertvoll war und was nicht. Die Werte einer Gesellschaft befanden sich nämlich in dauerndem Wandel, und die Public School stellte einen Versuch dar, diese Werte zu stabilisieren, sie an einem bestimmten Punkt zu fixieren – sie einzubalsamieren.
    Die Public School, das hatte

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