Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
Vom Netzwerk:
könnte wieder klarsehen, wie es irgendwann in grauer Vorzeit einmal der Fall war. So viel wusste er: Früher war es ihm möglich gewesen, die Ordnung der Dinge in Raum und Zeit zu gewährleisten; heute hatten sich Raum und Zeit aus für ihn unerfindlichen Gründen verschoben, sodass er sich zu keinem von beiden mehr ins Verhältnis setzen konnte.
    Sein Leben war ohne Ziel. Vierzehn Monate lang hatte er nur auf eines hingearbeitet: im riesigen neuen Genossenschaftsgebäude ein Apartment zu bekommen, und dann, als er eines hatte, war da nichts mehr. Die Zukunft hatte aufgehört zu existieren. Er hörte sich die Bach-Suiten an, die er sich gewünscht hatte; er kaufte Lebensmittel im Supermarkt und stöberte im Buchladen des Gebäudes herum … doch wozu?, fragte er sich. Wer bin ich? Und im Beruf ließen seine Fähigkeiten nach. Das war das erste Anzeichen gewesen, und in gewisser Hinsicht das unheilvollste von allen; das hatte ihn am meisten erschreckt.

    Es begann mit einem eigenartigen Vorfall, den er sich niemals ganz hatte erklären können. Offenbar war ein Teil davon reine Halluzination gewesen. Aber welcher Teil? Es war wie ein Traum gewesen, und einen Augenblick lang hatte er überwältigende Panik empfunden, das Verlangen wegzulaufen, um jeden Preis zu entrinnen.
    Er hatte einen Job bei einer Elektronikfirma in Redwood City gehabt, im Süden von San Francisco; er bediente eine Maschine, die die Qualitätskontrolle am Montageband überwachte. Er war dafür verantwortlich, dass seine Maschine bei keinem einzigen Bauteil von ihrer Einstellung für die annehmbaren Toleranzen abwich: eine Flüssigheliumbatterie, nicht größer als ein Streichholzkopf. Eines Tages war er unerwartet ins Büro des Personalchefs gerufen worden; er hatte nicht gewusst, was sie von ihm wollten, und als er den Lift nach oben genommen hatte, war er ganz schön nervös gewesen. Später fiel es ihm wieder ein; er war ungewöhnlich nervös gewesen.
    Â»Treten Sie ein, Mr. Bohlen.« Der Personalchef, ein gutaussehender Mann mit lockigem grauem Haar – vielleicht eine modische Perücke -, hieß ihn in seinem Büro willkommen. »Es dauert nur einen Moment.« Er musterte Jack kritisch. »Mr. Bohlen, warum lösen Sie eigentlich Ihre Gehaltsschecks nicht ein?«
    Schweigen folgte.
    Â»Tue ich das nicht?«, sagte Jack. Sein Herz wummerte so heftig, dass sein Körper bebte. Er fühlte sich unsicher und müde. Ich dachte, ich täte es, sagte er sich.
    Â»Sie könnten einen neuen Anzug vertragen. Und Sie sollten sich einmal die Haare schneiden lassen. Natürlich ist das Ihre Sache.«
    Jack legte die Hand auf seinen Kopf und tastete verblüfft umher. Musste er sich die Haare schneiden lassen? War er
nicht erst vorige Woche beim Friseur gewesen? Vielleicht war es auch schon länger her … »Danke.« Er nickte. »Okay, mach ich. Wie Sie meinen.«
    Und dann kam es zu der Halluzination, wenn es denn eine war. Er sah den Personalchef in einem neuen Licht. Der Mann war tot.
    Er sah durch die Haut des Mannes hindurch sein Skelett. Es wurde von Drähten zusammengehalten, die Knochen waren mit feinem Kupferdraht verbunden. Die verdorrten Organe hatte man durch künstliche Bauteile ersetzt, Niere, Herz, Lunge – alles bestand aus Plastik und rostfreiem Stahl, alles arbeitete im Einklang miteinander, aber ohne jedes echte Leben. Die Stimme des Mannes ertönte vom Band, durch Verstärker und Lautsprechersysteme.
    Möglicherweise war der Mann früher einmal echt und am Leben gewesen, aber das war vorbei, und heimlich war es zum Austausch gekommen, Zentimeter für Zentimeter, schleichend von einem Organ zum nächsten fortschreitend, und das gesamte Gebilde diente dazu, andere hinters Licht zu führen. Das hieß, ihn hinters Licht zu führen, Jack Bohlen. Er war allein in diesem Büro; es gab keinen Personalchef. Niemand sprach mit ihm, und wenn er selber sprach, so hörte es keiner; er stand in einem leblosen, mechanischen Zimmer.
    Er war sich nicht sicher, was er tun sollte; er versuchte, das menschenähnliche Gebilde vor ihm nicht zu eindringlich anzustarren. Er versuchte ruhig zu reden, ungezwungen, über seinen Job und sogar über seine persönlichen Probleme. Das Gebilde sondierte; es wollte etwas aus ihm herausholen. Natürlich erzählte er ihm so wenig wie möglich. Und die ganze Zeit sah er,

Weitere Kostenlose Bücher