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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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spät, als wäre die Zeit kollabiert und hätte ihn hier für alle Ewigkeit in einer Symbiose mit diesem unglückseligen, stummen Geschöpf vereint, das nichts weiter tat, als wieder und wieder seine private Welt zu durchstöbern und zu überprüfen.
    Er hatte sich Manfreds Weltsicht in mancher Hinsicht zu eigen gemacht, und offenbar führte das dazu, dass seine eigene kaum merklich zerfiel.
    Heute Abend, dachte er. Bis heute Abend muss ich noch durchhalten: Irgendwie muss ich es schaffen, bis ich mich mit Arnie Kott treffe. Dann kann ich alles zum Teufel schicken und in mein eigenes Reich, meine eigene Welt zurückkehren; dann brauche ich Manfred Steiner nicht mehr zu sehen.

    Arnie, um Himmels willen, rette mich, dachte er.
    Â»Da wären wir«, sagte er, als der Hubschrauber mit einem Ruck auf dem Dachlandeplatz aufsetzte. Er stellte den Motor ab.
    Sofort schob sich Manfred zur Tür, ganz versessen darauf, auszusteigen.
    Der Laden hier interessiert dich also, dachte Jack. Möchte wissen, warum. Er richtete sich auf und entriegelte die Hubschraubertür; Manfred hopste hinaus aufs Dach und sauste zur Rampe, fast so, als wüsste er den Weg auswendig.
    Als Jack aus dem Schiff stieg, verschwand der Junge gerade aus seinem Blickfeld. Ganz allein war er die Rampe hinuntergeeilt und in die Schule geflitzt.
    Doreen Anderton und Arnie Kott, sagte sich Jack. Die beiden Menschen, die mir am meisten bedeuten, die Freunde, zu denen ich den engsten Kontakt habe, die mir im Leben am vertrautesten sind. Und doch ist es dem Jungen gelungen, sich zwischen uns zu drängen; er hat meine Bindungen dort aufgebrochen, wo sie am stärksten sind.
    Was bleibt mir noch?, fragte er sich. Wenn ich erst von ihnen getrennt bin, folgt der Rest – mein Sohn, meine Frau, mein Vater, Mr. Yee – fast automatisch, zwangsläufig.
    Ich weiß, was auf mich zukommt, wenn ich mich weiter Schritt für Schritt an diesen total psychotischen Jungen verliere. Jetzt begreife ich, was eine Psychose ist: hochgradige Wahrnehmungsstörung von Objekten der Außenwelt, besonders den Objekten, die wirklich zählen: warmherzigen Menschen. Und was tritt an ihre Stelle? Entsetzliche Befangenheit – im endlosen Auf und Ab des Selbst. Veränderungen im Innern, die sich nur auf das Innenleben auswirken. Eine Spaltung in zwei Welten, Innenwelt und Außenwelt, sodass keine der beiden die andere mehr zur Kenntnis nimmt. Beide bestehen weiter, gehen aber getrennte Wege.

    Es ist ein Innehalten der Zeit. Das Ende der Erfahrung und alles Neuen. Wenn eine Person psychotisch wird, erlebt sie nie wieder etwas.
    Und ich, wurde ihm klar, stehe auf der Kippe. Vielleicht war es ja schon immer so; es steckte von Anfang an in mir drin. Aber mit diesem Jungen als Führer habe ich einen langen Weg zurückgelegt. Oder vielmehr, durch ihn bin ich einen langen Weg gegangen.
    Ein geronnenes Selbst, starr und unermesslich, das alles andere auslöscht und das ganze Feld beherrscht. Die geringste Veränderung wird mit größtem Interesse geprüft. In diesem Stadium befand Manfred sich jetzt; er hatte sich schon immer darin befunden. Im letzten Stadium der Schizophrenie.
    Â»Manfred, warte«, rief er und folgte dem Jungen langsam die Rampe hinab ins Gebäude der Public School.
    Â 
    Silvia Bohlen saß in June Henessys Küche, trank Kaffee und legte ihr die allerneuesten Probleme dar.
    Â»Das Schreckliche an ihnen ist«, sagte sie und meinte damit Erna Steiner und die Steiner-Kinder, »dass sie, sagen wir’s freiweg, vulgär sind. Man sollte ja nicht darüber sprechen, aber ich hatte gezwungenermaßen so oft mit ihnen zu tun, dass ich’s einfach nicht länger hinnehmen kann; jeden Tag erhalte ich Kostproben davon.«
    June Henessy, in weißen Shorts und mit knappem Oberteil, schlenderte barfuss im Haus hierhin und dorthin und begoss aus einer Glaskaraffe die verschiedenen Zimmerpflanzen. »Das ist wirklich ein seltsamer Junge. Er ist der schlimmste von allen, stimmt’s?«
    Fröstelnd sagte Silvia: »Und er ist den ganzen Tag bei uns. Jack arbeitet mit ihm, weißt du, er will aus ihm ein Mitglied der menschlichen Rasse machen. Ich finde ja, sie sollten solche
Missgeburten und Schwachköpfe einfach ausmerzen; auf lange Sicht ist es doch mörderisch, sie am Leben zu erhalten; das ist ihnen und uns gegenüber falsche Barmherzigkeit. Der Junge muss sein Leben lang gepflegt

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