Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
bewegen. Aber wieso?
Er wusste es nicht. Er machte weiter, so gut er konnte.
11
Unter Mr. Kotts Haut befanden sich abgestorbene Knochen, glänzend und feucht. Mr. Kott war ein Sack voller Knochen, schmutzig und dennoch feucht glänzend. Sein Kopf war ein Totenschädel, der Geldscheine in sich aufnahm und zerkaute; in seinem Innern verrotteten die Scheine, etwas fraà sie und machte sie tot. Auch Jack Bohlen war ein abgestorbener Sack, in dem es von Kwatsch wimmelte. Das ÃuÃere, auf das fast jeder hereinfiel â es war wunderschön bemalt und roch gut -, beugte sich über Miss Anderton, und er sah das; er sah, dass er sie auf ekelhafte Weise begehrte. Er spülte sein nasses, klebriges Selbst immer näher an sie heran, und die Worte des toten Käfers brachen aus ihm hervor und fielen auf sie herab. Die Worte des toten Käfers krabbelten in ihre Kleiderfalten, und einige zwängten sich in ihre Haut und drangen in ihren Körper ein.
»Ich liebe Mozart«, sagte Mr. Kott. »Ich lege einmal dieses Band ein.«
Die Kleider, die sie trug, juckten sie, sie waren voller Haare und Staub und dem Mist der Käferworte. Sie kratzte sich, und die Kleider zerrissen zu Streifen. Sie schlug ihre Zähne in die Streifen und kaute sie.
Mr. Kott fingerte an den Knöpfen des Verstärkers herum und sagte: »Bruno Walter dirigiert. Eine Rarität aus der goldenen Zeit der Schallplatte.«
Ein schauerliches Kreischen und Kratzen explodierte irgendwo im Zimmer, und nach einer Weile wurde ihr klar,
dass es von ihr kam; in ihr zuckte es, all die Leichendinge in ihr wuselten und krochen umher, kämpften darum, ans Licht des Zimmers zu gelangen. Herrje, wie sollte sie sie aufhalten? Sie traten aus ihren Poren aus und huschten davon, lieÃen sich an klebrigen Netzfäden zu Boden und verschwanden zwischen den Dielenritzen.
»Tut mir leid«, murmelte Arnie Kott.
»Das war ja ein schöner Schreck. Mit so was solltest du uns lieber verschonen, Arnie.« Sie erhob sich vom Sofa und schob das dunkle, übelriechende Etwas beiseite, das sich an sie klammerte. »Dein Sinn für Humor â¦Â«
Er drehte sich um und sah, wie sie ihr letztes Kleidungsstück abstreifte. Er hatte das Tonband weggelegt und kam jetzt mit ausgestreckten Armen auf sie zu.
»Mach schon«, sagte sie, und dann lagen sie zusammen auf dem Boden; er entledigte sich seiner Kleidung mit den FüÃen, grub die Zehen in das Gewebe und riss solange daran, bis er es los war. Die Arme umeinander geschlungen, wälzten sie sich in die Dunkelheit unter dem Ofen und schwitzten und stieÃen dort, schluckten gierig den Staub und die Hitze und die Feuchtigkeit ihrer Leiber. »Weiter«, sagte sie und presste ihm die Knie in die Seiten, bis es ihm weh tat.
»Ein Missgeschick«, sagte Arnie, und dabei hielt er sie auf den Boden gedrückt und atmete ihr ins Gesicht.
Am unteren Rand des Ofens erschienen Augen; etwas lugte zu ihnen herein, während sie sich gemeinsam in der Dunkelheit bewegten â sah ihnen zu. Es hatte Leim, Schere und Zeitschrift zur Seite gelegt, alles fallen gelassen, um ihnen zuzusehen und sich daran zu erfreuen und jeden einzelnen StoÃ, mit dem sie sich gegeneinander rammten, auszukosten.
»Hau ab!«, keuchte sie. Aber es haute nicht ab. »Weiter«, sagte sie dann, und es lachte sie an. Es lachte und lachte, während
sie und das Gewicht auf ihr weitermachten. Sie konnten einfach nicht aufhören.
Kwatsch mich weiter, sagte sie. Kwatsch kwatsch kwatsch mich, steck deinen Kwatsch in mich rein, in meinen Kwatsch, du Kwatscher. Kwatsch kwatsch, ich liebe Kwatsch! Hör nicht auf. Kwatsch, kwatsch kwatsch kwatsch, kwatsch!
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Als Jack Bohlen mit dem Hubschrauber der Yee Company den Landeplatz der Public School direkt unter sich anflog, schaute er kurz zu Manfred und fragte sich, was dem Jungen wohl durch den Kopf ging. In Gedanken versunken starrte Manfred Steiner reglos nach drauÃen, sein Gesicht zu einer Grimasse verzogen, die Jack abstieà und von der er schleunigst den Blick abwandte.
Wieso hatte er sich überhaupt auf den Jungen eingelassen?, fragte er sich. Doreen hatte recht; er steckte bis zum Hals mit drin, und seine eigene unterschwellige Veranlagung zur Schizophrenie wurde durch die Gegenwart des Jungen an seiner Seite wieder zum Leben erweckt. Aber er wusste nicht, wie er aus der Sache herauskommen sollte; irgendwie war es dafür zu
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