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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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werden; er wird nie aus der Anstalt herauskommen.«
    June kehrte mit der leeren Karaffe in die Küche zurück und sagte: »Ich muss dir unbedingt erzählen, was Tony gestern gemacht hat.« Tony war ihr derzeitiger Liebhaber; die Affäre dauerte jetzt schon sechs Monate, und sie hielt die anderen Damen, besonders Silvia, auf dem Laufenden. »Wir waren neulich im Genf II essen, einem französischen Restaurant, das er kennt; wir hatten Escargots bestellt – du weißt schon, Schnecken. Die werden im Gehäuse serviert, und man puhlt sie mit einer grässlich aussehenden Gabel heraus, die Zinken hat – einen Meter lang. Natürlich ist das alles Schwarzmarktessen; wusstest du das? Dass es Restaurants gibt, die nur Delikatessen vom Schwarzmarkt servieren? Ich nicht, bis Tony mich dorthin mitgenommen hat. Den Namen darf ich dir natürlich nicht sagen.«
    Â»Schnecken«, sagte Silvia voller Abscheu und stellte sich die vielen herrlichen Gerichte vor, die sie bestellt hätte, wenn sie einen Liebhaber hätte, der mit ihr essen gegangen wäre.
    Wie es wohl wäre, eine Affäre zu haben? Schwierig, aber sicher lohnend, wenn sie es vor ihrem Mann verheimlichen konnte. Das Problem war natürlich David. Und nun arbeitete Jack auch noch die meiste Zeit des Tages zu Hause, und außerdem war ihr Schwiegervater zu Besuch. Und sie könnte ihn, ihren Liebhaber, nie zu sich nach Hause einladen, wegen Erna Steiner von nebenan; die große, aufgedunsene Matrone würde sehen, verstehen und aus preußischem Pflichtgefühl heraus wahrscheinlich sofort Jack informieren. Aber gehörte ein gewisses Risiko nicht dazu? Gab das der Sache nicht erst die richtige – Würze?

    Â»Was würde dein Mann tun, wenn er es herausfände?«, fragte sie June. »Dich in Stücke reißen? Jack täte das.«
    June sagte: »Mike hat selbst schon einige Liebschaften gehabt, seit wir verheiratet sind. Er wäre stinksauer, und vielleicht würde er mir ein blaues Auge verpassen und auf eine Woche oder so mit einer seiner Freundinnen abhauen und mir natürlich die Kinder aufbürden. Aber er würde drüber hinwegkommen.«
    Insgeheim fragte sich Silvia, ob Jack je ein Verhältnis gehabt hatte. Es erschien ihr nicht sehr wahrscheinlich. Sie fragte sich, wie sie sich wohl fühlen würde, wenn es doch der Fall wäre und sie es herausfände – wäre es das Ende ihrer Ehe? Ja, dachte sie. Ich würde mir sofort einen Anwalt nehmen. Oder nicht? Man konnte es nicht voraussagen …
    Â»Wie kommst du mit deinem Schwiegervater aus?«, wollte June wissen.
    Â»Oh, nicht schlecht. Er und Jack und der Steiner-Junge sind heute irgendwohin geflogen, rein geschäftlich. Ich sehe eigentlich nicht viel von Leo, er ist hauptsächlich seiner Geschäfte wegen … June, wie viele Affären hast du schon gehabt?«
    Â»Sechs.«
    Â»Herrje. Und ich noch keine einzige.«
    Â»Manche Frauen sind eben nicht dazu geschaffen.«
    Das klang Silvia nach einer sehr persönlichen, wenn nicht gar anatomischen Beleidigung. »Wie meinst du das?«
    Â»Psychologisch nicht geeignet«, erklärte June leichthin. »Nur ein bestimmter Frauentyp kann Tag für Tag eine komplexe Fiktion erschaffen und aufrechterhalten. Ich habe Spaß daran, mir immer etwas Neues einfallen zu lassen, was ich Mike erzählen kann. Du bist da anders. Du hast eher ein schlichtes, geradliniges Gemüt, Schwindeleien sind nicht dein Fall. Überhaupt, du hast doch einen netten Mann.« Sie unterstrich
die Glaubwürdigkeit ihres Urteils, indem sie die Augenbrauen hochzog.
    Â»Jack war früher immer die ganze Woche weg. Damals hätte ich mir einen nehmen sollen. Jetzt wäre es erheblich schwieriger.« Silvia wünschte inbrünstig, dass sie etwas Schöpferisches, Nützliches oder Aufregendes zu tun hätte, was ihr die langen leeren Nachmittage vertrieb; es langweilte sie zu Tode, Stunde für Stunde in der Küche einer anderen Frau zu sitzen und Kaffee zu trinken. Kein Wunder, dass so viele Frauen Affären hatten. Entweder das oder verrückt werden.
    Â»Wenn deine emotionalen Erfahrungen sich allein auf deinen Mann beschränken, fehlt dir jede Basis für ein gesundes Urteil – du bist mehr oder weniger auf das angewiesen, was er zu bieten hat. Aber wenn du mit anderen Männern im Bett warst, kannst du besser sagen, wo es bei deinem Mann fehlt, und

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