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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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trockener Wind kam auf, und die Knochenhaufen rundum fielen in sich zusammen. Auch der Wind zerstörte sie, stellte Isidore fest. In diesem Zustand, kurz bevor die Zeit endet. Ich wollte, ich wüsste noch, wie ich von da wieder nach oben komme. Er schaute hinauf, sah aber nichts, woran er sich hätte festhalten können.
    Â»Mercer«, rief er laut. »Wo bist du jetzt? Das hier ist die dunkle Gruft der Unterwelt. Ich bin wieder hier unten, aber diesmal bist du nicht bei mir.«
    Etwas kroch über seinen Fuß. Er kniete nieder und suchte danach – und fand es auch, weil es sich so langsam bewegte. Es war die verstümmelte Spinne, die sich ruckartig auf ihren noch verbliebenen Beinen vorwärtsschob. Er hob das Tier auf und setzte es auf seine Handfläche. Die Umkehr hat eingesetzt, dachte er, die Spinne lebt wieder; Mercer muss in der Nähe sein.
    Der Wind frischte auf. Er ließ die übrigen Knochen knacken und zerflattern, aber Isidore spürte Mercers Nähe. Komm her, sagte er. Kriech über meinen Fuß oder versuch, mich auf andere Weise zu erreichen, ja? Mercer, komm her, dachte er. Laut rief er: »Mercer!«
    Ãœber die Landschaft kam Unkraut gekrochen. Gräser bohrten sich wie Korkenzieher in die Wände um Isidore, bearbeiteten sie, bis sie, die Gräser, zum eigenen Keim vordrangen. Und dieser Keim wurde größer, spaltete sich und explodierte zwischen den Resten von rostigem Stahl und den Scherben von Beton, die einst Wände gewesen waren. Die Trostlosigkeit jedoch dauerte fort, auch ohne die Wände. Die Öde folgte
allem und jedem. Außer der gebrechlichen, matten Gestalt Mercers.
    Der alte Mann stand vor ihm und sah ihn gütig an.
    Â»Ist der Himmel gemalt?«, fragte Isidore. »Sind das wirklich Pinselstriche, die man in der Vergrößerung sieht?«
    Â»Ja«, antwortete Mercer.
    Â»Ich sehe sie aber nicht.«
    Â»Du schaust zu nahe«, sagte Mercer. »Man muss weit von den Dingen entfernt stehen, wie die Androiden. Die haben eine günstigere Perspektive.«
    Â»Bezeichnen sie dich deshalb als Schwindel?«
    Â»Ich bin ein Schwindel«, sagte Mercer. »Sie sind echt. Was sie erforscht haben, ist die Wahrheit. Von ihrem Standpunkt aus bin ich nichts weiter als ein alter, pensionierter Schauspieler namens Al Jarry. Alles, was sie entdeckt haben, ist wahr. Es stimmt auch, dass sie mich in meinem Haus interviewten. Ich habe ihnen ausführlich alle ihre Fragen beantwortet.«
    Â»Auch die Sache mit dem Whisky?«
    Mercer lächelte. »Auch das stimmt. Sie haben ganze Arbeit geleistet, und von ihrem Standpunkt aus war Buster Friendlys Enthüllung überzeugend. Es wird ihnen schwerfallen zu begreifen, warum sich nichts verändert hat. Weil du noch da bist und weil ich noch hier bin.«
    Mercer deutete mit einer weitausholenden Handbewegung auf den kahlen Hügel, die vertraute Umgebung. »Ich habe dich jetzt gerade aus der Unterwelt hochgehoben, und ich werde dich weiter heben, bis du das Interesse verlierst und aufhören willst. Aber du musst aufhören, nach mir zu forschen, weil ich nie aufhören werde, nach dir zu suchen.«
    Â»Das mit dem Whisky hat mir nicht gefallen«, sagte Isidore. »Das ist erniedrigend.«

    Â»Das liegt nur daran, dass du im Gegensatz zu mir ein Mensch mit hohen moralischen Grundsätzen bist. Ich richte nicht – nicht einmal mich selbst.« Mercer hielt ihm die geschlossene Hand hin. »Bevor ich es vergesse, ich habe hier etwas für dich.« Er öffnete die Finger. Auf seiner Handfläche saß die verstümmelte Spinne, die jetzt alle ihre Beine wieder hatte.
    Â»Danke.« Isidore nahm die Spinne entgegen. Er wollte noch etwas sagen.
    Da schlug die Alarmglocke an.
    Roy Baty fauchte: »Ein Prämienjäger ist im Haus! Schnell die Lichter aus. Zieht ihn rasch von der Einswerdungsbox weg. Er muss gleich die Tür aufmachen. Na los – holt ihn schon!«

19
    John Isidore blickte auf seine Hände; sie umklammerten die beiden Griffe der Einswerdungsbox. Während er so dastand, erlosch das Licht in seinem Wohnzimmer. Er sah, wie drüben in der Küche Pris auf die Tischlampe zustürzte.
    Â»Hör zu, J. R.«, flüsterte ihm Irmgard rau ins Ohr. Sie hielt ihn an der Schulter gepackt und bohrte ihm verzweifelt ihre Fingernägel in die Haut. Sie war sich gar nicht bewusst darüber, was sie tat. Im düsteren Nachtlicht, das von

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