Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
Küchentür, sah, was Pris tat, und bat: »Mach das doch nachher! Es ist so wichtig, was sie da sagen. Es beweist, dass alles, was wir immer schon geglaubt â¦Â«
»Halt den Mund!«, sagte Roy.
»⦠haben, wahr ist!«
Aus dem Fernseher dröhnte die Stimme: »Der âºMondâ¹ ist nur gemalt. Die VergröÃerungen, von denen wir nun eine auf dem Bildschirm zeigen, weisen deutlich Pinselstriche auf. Es gibt sogar gewisse Hinweise darauf, dass die stacheligen Unkräuter und der kahle, unfruchtbare Boden â unter Umständen sogar die Steine, die von angeblichen Feinden auf Mercer geworfen werden â falsch sind. Es wäre sehr gut möglich, dass diese âºSteineâ¹ aus weichem Kunststoff bestehen und gar keine echten Wunden verursachen.«
»Mit anderen Worten«, schaltete sich Buster Friendly ein, »Wilbur Mercer leidet gar nicht.«
Der Chefwissenschaftler sagte: »SchlieÃlich, Buster Friendly, ist es uns gelungen, einen früheren Trickspezialisten aus Hollywood ausfindig zu machen, einen gewissen Wade Cortot. Dieser erklärt aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung rundheraus, dass âºMercerâ¹ sehr wohl ein simpler Schauspieler sein könnte, der über eine Bühne marschiert. Cortot geht sogar noch einen Schritt weiter und erklärt, die Bühne wiederzuerkennen. Sie gehörte einer einstigen, heute nicht mehr existierenden kleinen Filmgesellschaft, mit der Cortot damals geschäftlich zu tun hatte.«
»Cortots Aussage lässt also kaum noch einen Zweifel offen«, bemerkte Buster Friendly.
Pris hatte der Spinne inzwischen drei Beine weggeschnitten. Das Tier kroch mühsam über den Küchentisch und suchte nach einem Ausweg, einem Pfad in die Freiheit. Vergebens.
»Um ehrlich zu sein, wir schenkten Cortot Vertrauen«, sagte der Chefwissenschaftler mit seiner pedantischen, trockenen Stimme. »Wir haben sehr viel Zeit für die Untersuchung von Werbefotos früherer Schauspieler aufgewandt, die einst von der längst untergegangenen Filmindustrie Hollywoods beschäftigt wurden.«
»Und was haben Sie dabei entdeckt?«
»Hört euch das an!«, rief Roy Baty. Irmgard starrte fasziniert auf den Bildschirm, und auch Pris hielt mit der Verstümmelung der Spinne inne.
»Mithilfe von Tausenden und Abertausenden von Fotos stieÃen wir auf einen inzwischen sehr alt gewordenen Mann namens Al Jarry, der in Vorkriegsfilmen eine Reihe kleinerer Rollen spielte. Wir entsandten aus unserem Labor ein Team von Experten in Jarrys Heimatort East Harmony in Indiana. Ein Teilnehmer an dieser Expedition wird Ihnen nun berichten, was er dort erlebte.«
Stille. Dann eine neue, genauso unangenehme Stimme.
»Das Haus in der Lark Avenue in East Harmony ist verfallen und schäbig. AuÃer Al Jarry wohnt dort, am Stadtrand, längst kein Mensch mehr. Wir wurden liebenswürdig in sein übelriechendes, vermoderndes, vermülltes Wohnzimmer gebeten. Ich saà Al Jarry gegenüber und forschte mittels Telepathie in seinem wirren mit Erinnerungstrümmern vollgestopften Verstand nach der Wahrheit.«
»Hört! Hört!«, rief Roy Baty. Er hockte sprungbereit auf der vordersten Kante seines Sessels.
Der Techniker fuhr fort: »Ich fand heraus, dass der alte Mann tatsächlich eine Serie kurzer 15-Minuten-Video-Filme produzierte, und zwar für einen Auftraggeber, den er nie
kennenlernte. Auch unsere Theorie hinsichtlich der âºSteineâ¹ stimmte: Sie bestanden wirklich aus einem gummiartigen Kunststoff. Das vergossene âºBlutâ¹ war Ketchup, und nur in einer einzigen Hinsicht hatte Mr. Jarry zu leiden.« Der Techniker lachte meckernd. »Bei den Aufnahmen musste er es den ganzen Tag ohne Whisky aushalten.«
Buster Friendly wandte sein Gesicht wieder den Zuschauern zu.
»Al Jarry! Na so was! Ein alter Mann, der selbst in seinen besten Jahren nie eine Persönlichkeit war, die ihm selbst oder gar uns besonderen Respekt abverlangt hätte. Al Jarry machte einen langweiligen Kurzfilm, eigentlich eine ganze Serie davon, und er weià bis heute nicht, für wen. Anhänger des Mercerismus haben oft behauptet, Wilbur Mercer sei kein menschliches Wesen, sondern ein Archetyp, eine höhere Existenz, vielleicht gar von einem anderen Stern. Nun, in gewisser Weise hat sich diese Annahme als richtig erwiesen. Mercer ist kein Mensch, und in Wirklichkeit existiert er überhaupt nicht.
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