Blätter treiben im Wind (German Edition)
Last auf sich. Er war bereit aufzulegen.
»Du bist ja doch nicht bereit aufzulegen. Ich gebe dir jetzt noch einen dicken Kuss ... mmmmmm ...«
»Du bist so unendlich lieb, Tom. Schlaf gut und träum was Schönes von mir.«
»Dafür brauche ich mich nicht anzustrengen. Du träum auch schön. Bis morgen.«
Tom nahm schnell den Hörer von seinem Ohr und legte ihn auf die Gabel. Donnas Stimme war weg. Weg aus Mackville. Sie weilte wieder in Boston. Jede einzelne Minute, bis sie morgen leibhaftig vor ihm stand, würde er nun zählen, wie die Schäfer ihre Schafe. Er war unendlich glücklich.
25 Stunden
Der Fluss machte den Eindruck, als ob darin Diamanten lagen, die man einfach nur noch greifen musste. Die Strahlen der Herbstsonne vermittelten diesen Eindruck, in dem sie ihre Kräfte bündelten und ihre Spitzen auf den See hinabwarfen. Der Indian Summer war im Begriff den Vorhang zum ersten Akt hochzuziehen.
(Blätter treiben im Wind)
Kapitel 13
Die Stunden bis zu Donnas Ankunft wollten einfach nicht verstreichen. Es war üblich – auch in fast allen Liebesromanen stand es so geschrieben. Die erste Verabredung, und das Warten auf den anderen, war eine ernst zu nehmende Gefahr für die eigene Gesundheit. Eine dauerhafte Anspannung, wie an solchen Tagen, würde einen in Kürze zum Herzinfarktpatienten machen.
Zwei Stunden war Tom heute Morgen mit Shawn im Tal des Woodbury Mountain gelaufen. Beide fuhren mit Shawns Pickup zu dem fünfzehn Meilen entfernten Berg. Es war eine schöne Strecke zum Laufen. Nichts, außer einem ausgewachsenen Bären, lief ihnen über den Weg. Der war aber zu sehr mit Fressen beschäftigt um sie zu bemerken.
Tom hatte sich danach länger unter die Dusche gestellt. Die Erfrischung tat gut. Die restlichen Stunden verbrachte er auf der Veranda. Er genoss die Sonne, die es heute gut mit ihm und Donna meinte. Nichts würde diesen Tag trüben können. Im Hintergrund liefen leidenschaftliche Songs. Die passende Einstimmung auf diesen Tag.
Er sah auf seine Armbanduhr. Es war zehn nach drei. Sie hatte sich verspätet. Hoffentlich war nichts passiert. Die Dorfbewohner sahen ihn mit schrägen Blicken an, da er komplett in Schwarz einen perfekten Eindruck hinterließ. Aber nicht für Mackville. Er wirkte auf dem trockenen Sandboden wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Die aus Mackville, sie waren die wahren Erdenbewohner, aber nicht er, solch Geschichten erzählten die Gesichter, die an ihm vorüberschritten.
Tom hatte sich die letzten Tage immer überlegt und in Zeitschriften nachgesehen, wie Donnas Größe und Gewicht in Natur aussehen könnte. Das Foto, das sie ihm geschickt hatte, lies das nicht erkennen. Knapp über einen Meter fünfzig und dazu nur dreiundvierzig Kilo. Musste er vorsichtig sein, sie zu berühren? Das hatte er schnell wieder vergessen. Sie war solch eine wunderbare Frau mit einer unermesslichen Tiefe in all ihrem Tun, das alles andere keine Rolle mehr spielte. Er musste sich mit irgendwelchen Gedanken einfach die Zeit vertreiben. Und an Donna zu denken, egal was, war eine ausgefüllte, keine wertlos verloren gegangene Zeit. Tom flog bei diesen Gedanken ein Lächeln übers Gesicht.
Es war fünfzehn Minuten nach drei. Wo war sie nur?
Kurz darauf bog ein Fahrzeug mit keinem Vermonter Nummernschild von der Carry Road in Richtung Mackville. Tom sah es schon über eine weite Entfernung. Das Warten neben dem Druckstore könnte jetzt endlich ein Ende haben. Endlich!
Es war ein silberfarbener Ford, der nach Mackville abgebogen war. Er passierte die typisch weiße Holzkirche und ein paar farbig gestrichene Familienhäuser. Es waren nur noch Sekunden. Tom wischte mit der Sohle seiner frisch geputzten Schuhe über den trockenen Untergrund. Rund herum strahlte alles und er stand auf dem einzigen Fleck, der braun war. Der Ford wurde langsamer. Tom winkte der vermeintlichen Fahrerin. Er konnte sie hinter den getönten Scheiben nicht erkennen. Er formte mit dem Mund T – O – M. Sie hatte verstanden. Sie folgte seinen Anweisungen und stellte den Wagen neben dem Druckstore ab.
Toms Hände schwitzten und auch sonst war sein Körper ein einziges Lagerfeuer. Sein Magen schmerzte vor Anspannung.
Er ging auf die Fahrertür des Ford zu und öffnete sie. Er zitterte bei dieser Bewegung. Der Moment war gekommen. Wie würde sie aussehen?
Auch Donna hatte die Farbe Schwarz gewählt. Sie trug eine hautenge Hose und ein passendes bauchfreies Top. Auf
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