Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Dengler
Vom Netzwerk:
Gedächtnis. Da freue ich mich dann, wenn ich wieder zurück nach Boston fahre.«
    »Ich finde das schön von dir. Okay, dann legen wir jetzt richtig los.« Tom berührte Donna kurz am Rücken. Sie sah ihn mit verengten Augen an.
    »Hast du deinen Freundinnen erzählt, was du an diesem Wochenende vorhast?«, fragte Tom.
    »Ja, ich habe ihnen erzählt, dass ich zwei Tage nach Vermont fahre.«
    »Wie viele echte Freundinnen hast du?«
    »Zwei. Anne und Michelle.«
    »Und, was haben die beiden gesagt?«
    »Anne wünschte mir nur viel Glück. Michelle hatte mehr zu sagen.«
    Donna erzählte Tom von Michelle und ihres Verdachtes, dass sie immer wieder auf sie eifersüchtig war.
    »Sie wird schnell eifersüchtig, wenn ich einen netten und hübschen Mann kennen lerne. Denn sie zieht trotz ihres perfekten Aussehens immer wieder das Gemüse an Land.«
    »Wenn sie eine wahre Freundin ist, dann sollte sie das sein lassen und sich einfach nur mit dir freuen«, sagte Tom. Er kannte diesen Typ, egal ob Frau oder Mann. Auf solch eine Freundschaft hatte er oft verzichtet. Viele wollten sich in seinem Antlitz sonnen, weil er ein angesehener Geschäftsmann aus Washington, D.C. war.
    »Ich kenne Michelle schon seit ich in Boston lebe. Sie hat viele Fehler. Einer ist wohl der, dass sie sich neben mir immer zurückgesetzt fühlt.«
    Donna berichtete von haarsträubenden Vorfällen mit Michelle. Einmal hatte Michelle sie betrunken gemacht, obwohl sie eigentlich nur wenig Alkohol trank, und wollte sich dann an ihr vergehen. Zusammen mit einer anderen legten sie sie auf einen Tisch und leckten sie bereits ab, als ein guter Freund von ihr dem ein Ende machte.
    »Und sie wollte dich tatsächlich ...?«
    »Ja, sie wollte mich. Mit Haut und Haaren!«
    Donna und Tom gingen gerade an der weißen Holzkirche vorüber. Der Pastor hatte gehört, was sie gesagt hatte. Er machte ein sehr ernstes Gesicht, das sich aber in einem Lachen auflöste. Er verschwand in der Kirche. Donna und Tom lachten.
    »Und sie ist immer noch eine deiner besten Freundinnen?«, fragte Tom. Er wunderte sich über Donnas scheinbare Geduld mit Michelle.
    »Ich verstehe es manchmal selbst nicht. Aber ich mag sie. Männer sind auch nicht besser.«
    Sie gingen an zwei jungen Frauen vorüber, die gehört hatten, dass Donna » Männer und nicht besser« gesagt hatte. Sie gaben ihr Recht und fragten, ob der neben ihr in Ordnung sei, oder eher zu den Pflaumen gehöre.
    Tom hielt sich vornehm zurück und Donna gab nur, »wird sich herausstellen«, zur Antwort. Tom hätte eine andere erwartet.
    Sie waren in der Elm Street angekommen und betraten das Café Hemingway’s. Es war eine absolute Rarität. Eine Theke nahe des Eingangs mit vielen Bildern des Meisters der Erzählkunst ließ bereits beim Betreten ein Wohlgefühl entstehen. Es gab rund zwanzig Tische mit Stühlen und Bänken an den Wänden. An jedem Tisch, der nahe einer Wand stand, waren in den schwarzen Wandvertäfelungen kleine Regale eingearbeitet worden. In diesen standen jeweils fünf Werke von Hemingway. Donna gefiel das Ambiente. Beide bestellten sich ein Mineralwasser.
    »Erzähl mir doch ein wenig aus deiner Kindheit, Donna. Ich möchte dich kennen lernen. Die ganze Donna.«
    »Wieso?«, fragte sie schroff. »Wir kennen uns doch noch nicht so lange.«
    »Wie sollen wir uns kennen lernen, wenn keiner von uns etwas preisgibt. Wir haben schon so viel schöne Dinge in unseren Briefen ausgetauscht, so dass der Sprung zu mehr doch eigentlich sehr gering ist.« Tom merkte es Donna an, dass sie ungern über Vergangenes sprechen wollte. Er ahnte nicht, was er in Kürze erfahren würde.
     
    Die Bedienung brachte die bestellten Gläser Mineralwasser.
    Beide nahmen einen Schluck. Bei Donna bewirkte er Wunder, so schien es. Sie nahm Toms rechte Hand und umschloss sie mit ihren Händen. Sie streichelte sie kurz. Tom genoss dieses Gefühl, das Spüren von Donnas Gefühlen. Sie war ihm doch so nahe. Er schloss die Augen. Sie ließ seine Hand wieder los.
    »Es begann, als ich die Vorschule besuchte. Meine Mutter und mein Vater stritten oft. Zu Anfang ihrer Ehe waren sie ein Traumpaar, sagten alle, die sie kannten. Ich kam so dazwischen, wie später auch mein kleiner Bruder. Meinen Namen habe ich einem Song zu verdanken. Im Krankenhaus lief damals Donna von Ritchie Valens.«
    Donna machte eine Pause und atmete tief durch. Dann fuhr sie fort.
    »Meine Eltern schlugen mich oft. Immer wenn sie voll mit Drogen waren oder getrunken hatten.

Weitere Kostenlose Bücher