Blätter treiben im Wind (German Edition)
redete Tom am Stück und versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen. Doch Donna erwiderte immer nur kurze Sätze.
»Du siehst sehr hübsch aus«, sagte Tom mit einem besonders liebevollen Lächeln.
»Danke. « Donna legte dabei ihre Stirn in Falten.
»Warum warst du vorhin im Wagen so still?«
»Darüber möchte ich nicht sprechen«, wimmelte Donna ab.
»Warum? So schlimm?«
»Ich will darüber nicht sprechen!«
»Okay. Okay.«
Wer saß mir hier gegenüber, dachte Tom. War das wirklich die Frau, die ihm die Briefe geschrieben und mit der er gestern über zwei Stunden angeregt telefoniert hatte? Es war schwer zu glauben.
»Gefällt dir die Umgebung?«, fragte Tom und wartete kurz. »Und Mackville, wie findest du das?«
»Ich finde es toll hier.« Donna fuhr sich mit den Händen durch ihre Rastalocken.
»Ja, das hier ist einer der schönsten Flecken, die ich jemals gesehen habe. Was machen wir jetzt? «, fragte Tom.
»Das liegt bei dir. Du bist hier zuhause. Wenn du bei mir zu Besuch wärst, dann könnte ich dir sagen, wohin wir jetzt gehen würden.«
Ihrer Stimme und Gesten nach zu urteilen schien sie ihr Treffen als einen lästigen Job anzusehen.
»Gut, dann würde ich sagen, brechen wir gleich nach Hardwick auf.«
»Okay.«
Es tauchten unverhofft, aber sehnlichst erwartet, Toms Katzen auf. Donna sah den weißen und den schwarzen Wollknäuel auf sich zukommen.
»Das sind meine beiden Mitbewohner. J. F. K. und Nixon«, sagte Tom erleichtert, als sie die Treppe herunterkamen. Vielleicht würde Donna nun etwas gelöster werden.
Donna huschte, so glaubte es Tom zu erkennen, ein Lächeln übers Gesicht. Sie streichelte die Katzen einige Minuten.
»Witzige Namen für Katzen.«
»Ich habe bei Moffit’s einen Tisch für acht Uhr dreißig reservieren lassen. Zuvor können wir noch in der sehr schönen Stadt spazieren gehen. Und ein tolles Café wartet auch auf uns. Das Hemingway’s.«
»Dann nichts wie los!«
Donna sprühte plötzlich vor Energie.
Was war passiert?
Die Fahrt war wieder sehr ruhig. Donna schwieg. Tom erzählte. Was Tom leicht beunruhigte, aber zugleich irgendwie erregt stimmte, war, dass Donna ihn ständig ansah. Sie sah ihn einige Minuten an, dann sah sie einige Minuten wieder dem Indian Summer entgegen. Das ging die ganze Fahrt über so. Einige Details über die Viper und die Musik die Tom auf CD abspielte waren ihre einzigen Gesprächsbeiträge. Tom hatte sich mittlerweile darauf eingestellt. Wenn sie nicht reden wollte, dann rede eben ich.
Sie waren kurz vor Hardwick auf der Staatsstraße 14.
»Warum lachst du so?«, fragte er sie.
»Lass mich doch. Ich finde dich einfach süß!«
Sie findet mich süß? Wie? Was hab‘ ich gesagt?
»Das ist lieb von dir. Ich könnte dich jetzt ...«
»Was? Ich habe dir gestern am Telefon schon gesagt, dass ich keine unvollendeten Sätze ausstehen kann.«
»Entschuldige. Ich könnte dich jetzt einfach nur umarmen, für diesen Satz.«
Donna schenkte Tom nur ein Lächeln.
Kapitel 14
Hardwick war eine Kleinstadt im typischen Vermonter Stil. Die weiße Holzkirche als zentraler Mittelpunkt und die kleinen Siedlungen mit den Holzbauten, vorwiegend in weiß, rot, dunkelrot und hellblau gestrichen, war der spezielle Charakter dieser Städtchen. Hardwick hatte einiges zu bieten, nicht nur die Police Station an der Maple Street und die Elementary School am Cannon Hill. Wenn Donna ihr wahres Ich endlich zeigen würde, dann stünde ein traumhafter Tag vor ihnen.
Tom parkte seine Viper in der Nähe des Hazen Union Municipal Forest am Lamoille River.
Er stieg aus und öffnete Donna die Tür. Sie war weiter überrascht von Toms guten Manieren. Noch nie hatte sie einen Mann gekannt, der so zuvorkommend ihr gegenüber war.
Sie gingen ein wenig entlang des Lamoille Rivers. Tom ging einige Minuten hinter ihr her. Sie war in ihrem Auftreten gegenüber ihm immer noch sehr dominant. Warum nur?
Doch Tom war von Donna so angetan, dass er Ungewöhnliches großzügig überging. Ihr zarter Rücken glich einer schönen Insel, die er liebevoll umschließen wollte. Er holte sie wieder ein.
»Was hat deine Tochter gesagt, als du gefahren bist? «, fragte Tom besorgt.
»Sie sagte: Mom, ich wünsch‘ dir viel Spaß und pass gut auf dich auf. Sie sieht das alles nicht so eng, Tom. Glaub mir. Ich will mit dir schöne Stunden verleben und darauf konzentriere ich mich jetzt voll und ganz. Meine Tochter rückt bei mir morgen Nachmittag wieder ins
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