Blätter treiben im Wind (German Edition)
dem Beifahrersitz lag eine Lederjacke.
Sie war barfuss Auto gefahren. Nun zog sie sich schwarze Pumps an und stieg aus.
»So siehst du also aus«, sagte Donna streng.
»Ja«, gab Tom mit einem fragenden Unterton in der Stimme zur Antwort.
»Gefällt mir, was ich sehe!«
Tom ließ die Luft aus seinen Mund entweichen. Ein nettes Wort – von ihr . Der Frau, von der er jetzt noch viel schneller alles erfahren wollte, um die Fäden der Liebe weiterzuspinnen.
Donnas Rastalocken glichen goldenen Samtkordeln. Sie benutzte eine schwarze Sonnenbrille als Haarreif. Ihre Haut war rein und seidenbraun. Sie hatte wenig Make-up aufgetragen. Ihr dezenter, purpur glitzernder Lippenstift lud ein, ihr einen Kuss zu geben. Und sie hatte perfekt manikürte lange Fingernägel.
Tom durchfuhr ein komisches Gefühl. Er trug ordentliche Kleidung und auch seine nackenlangen Haare hatte er perfekt frisiert, doch neben Donna fühlte er sich plötzlich so unattraktiv. Donna verkörperte ein erotisches Energiebündel mit dem Herz einer Nonne und dem Aussehen eines charismatischen Hollywoodstars. Wie kann sich so viel nur in einer Person vereinen?
Donna nahm ihre Lederjacke und ihr Sporttasche aus dem Ford und sperrte ihn ab.
»Lass uns zu meinem Auto gehen. Es ist nur drei Häuser weiter. Mit dem fahren wir dann zu meinem Haus«, sagte Tom.
»Wie weit weg wohnst du? «
»Nur drei Meilen, aber ich will nicht, dass wir die mit deinem Gepäck zu Fuß gehen.«
»Gute Entscheidung«, antworte Donna mit etwas respektlosem Unterton in der Stimme.
Bis jetzt passt sie sich dem schmalen Vermonter Wortschatz an. War sie etwa so aufgeregt wie er? Sicher doch, nur sah man es ihr nicht an.
Die Bewohner von Mackville trauten ihren Augen nicht. Es waren nur einige Meter bis zu Toms roter Viper. Ein Überbleibsel aus seinen Washingtoner Tagen. Damals benötigte er ein Auto, das etwas aussagte. Eine rote Viper sagte etwas aus. Die Mackviller waren schon geschockt genug von Toms Auto und ihm selbst. Aber jetzt auch noch diese Frau. Was war in ihrem ansonst so ruhigen Ort nur los?
»Wow, eine Viper«, sagte Donna nachdem Tom die Garage geöffnet hatte.
Er ließ sein Auto im Dorf, da er keine Garage an seinem Haus mit angebaut hatte. Und für was benötigt er hier ein Auto, fragte er sich nach seinem ersten Tag in Vermont.
»Gefällt sie dir?«
»Gefallen? Ein Auto, das Kurven hat wie Marilyn Monroe und den Sexappel einer Sharon Stone in Basic Instinct soll mir nur gefallen? Alleine schon vom Hinsehen bekomme ich weiche Knie«, schwärmte Donna.
»So habe ich das bisher noch nicht gesehen, Donna. Interessante Ausführung.«
Beide waren sehr zurückhaltend, fast schüchtern. Es war plötzlich alles anders. Sie sprachen zum anderen bisher nur in Briefen und nun standen sie sich in Fleisch und Blut gegenüber. Die fünfundzwanzig Stunden hatten erst begonnen.
Donna war die kurze Strecke zu Toms Haus sehr still gewesen. Tom hatte die schlimmsten Befürchtungen. Gefalle ich ihr doch nicht? Habe ich bisher etwas Falsches gesagt? Roch ich nach dem falschen Duft? Was war es, das Donna so schweigen ließ?
»Gleich sind wir da. Nur noch den kurzen Teerweg entlang.«
Donna nickte nur.
»Voilà!«, sagte Tom.
»Voilà tout?«, fragte Donna.
Französisch beherrschte sie auch noch.
»Eigentlich, ja.«
»Das war ein Scherz, Tom.«
Tom lächelte.
Tom wollte Donnas Tasche nehmen und sie ins Haus tragen.
»Das schaffe ich schon alleine«, sagte sie mit spitzer Stimme. »Danke!«
Tom wurde immer mulmiger. War der Tag schon zu Ende, bevor er begann? Es sah fast so aus. Wenn Donna weiterhin so wenig sprach, dann würde das Treffen das erste und wahrscheinlich letzte bleiben. Tom ging vor und sperrte die Tür auf. Mit ein paar Schritten standen sie im Wohnzimmer neben dem Sofa.
Donna fand seine ländliche Einrichtung, gemischt mit modernen Möbelstücken aus Washington, D.C. sehr interessant. Das hier erinnerte sie etwas an die Farm ihres Onkels. Ihre Mietwohnung in Boston hatte leider nicht diesen besonderen Glanz.
»Hier wohnst du also.«
»Ja.«
»Darf ich den Rest des Hauses auch sehen?«
Tom ging voraus und zeigte ihr die Küche und das Bad. Dort stellte Donna ihre Tasche ab. Dann gingen sie nach oben, dort zeigte Tom Donna dann noch sein Schlafzimmer. Das Himmelbett gefiel ihr besonders.
Zurück im Wohnzimmer hatte Tom auf einem Holzstuhl und Donna auf dem Sofa Platz genommen. Beide sahen sich seit Minuten an und keiner sagte etwas. Zuvor
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