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Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Dengler
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Es machte ihnen Spaß, mir weh zu tun. So sehe ich das nun fast dreißig Jahre später. Ein Jahr bevor ich auf die Highschool kam, reichte meinem Vater das nicht mehr. Er versuchte mich zu vergewaltigen. Mittlerweile war er zu einem großen Tier in der New Yorker Unterwelt aufgestiegen. Ich lebte bei meinen Eltern in New York bis zu meinem neunzehnten Lebensjahr. Ich war aber noch lange nicht neunzehn.«
    Tom sah Donna entsetzt an.
    »Das Vergehen an mir war aber nur der Anfang.«
    Tom ahnte nicht im Geringsten, was sich in der Seele dieser besonderen Frau verbarg. Sie wirkte äußerlich doch so stark.
    »Meine Mutter war arbeitslos. Klar, als Unterweltbraut, sagte sie, was soll ich mich da abschuften. Sie ließ ihren Elan an mir aus. Und wie! Sie befahl mir Dinge zu tun, die man sich als Mensch nicht vorstellen mag. Mir und meinem Bruder setzte sie zehn Tage faule und bestialisch stinkende Eier vor und befahl, dass wir sie essen sollten. Sonst würde sie uns so verprügeln, dass wir ins Krankenhaus eingeliefert würden. Wir taten es. Danach rannten wir beide sofort auf die Toilette und kotzten was wir nur konnten wieder aus. Fünf Tage Bauchschmerzen waren die Folge. Mit Lebensmitteln machte sie das ansonsten immer wieder gerne. Stinkender Fisch, altes Gemüse und alles was schon riecht wie ... Ich glaube du kannst dir den Rest denken.«
    Tom wusste nicht, wie er auf das Gesagte reagieren sollte.
    »Als ihr das zu langweilig wurde, sperrte sie mich in ein kleines Zimmer in unserem Loft in New York ein. Ein, zwei, drei Tage. In der Schule sagte sie, ich wäre schwer krank und müsse mich ausruhen. Tom, meine Mutter gab mir nur abgestandenes Wasser zu trinken. Essen gab sie mir keines. Sie sagte, ich müsse abnehmen. Abnehmen, sagte sie. Abnehmen , Tom. Bei mir zeichneten sich damals alle Knochen ab. Und sie sagte, ich müsste abnehmen. Als ihr drei Tage als zu wenig erschienen, erhöhte sie, beim nächsten Lustanfall , auf eine Woche. Das Zimmer hatte nur ein kleines Fenster und ein Bett stand darin. Meine Mutter sagte, dass sie es nur gut mit mir meine . Ich will doch, dass du meine Schöne bleibst.«
    Donna setzte ab und sah einigen Frauen hinterher, die das Café verließen.
    »Mein Vater ließ sich scheiden, blieb aber noch. Ich dachte, es würde alles besser werden. Doch das war ein Irrtum. Meine Mutter brachte mich bis zur Bulimie. Sie hatte mich seelisch so zerstört, dass ich wild aß, wenn ich alleine war, und danach alles wieder erbrach. Sie hatte mich weiter zugrunde gerichtet. Mit meinem kleineren Bruder machte sie es nicht anders. Wenn sie mich eingesperrt hatten, musste er Seifenlauge trinken und durfte sich danach nicht erbrechen, sonst hätte ihn mein Vater bestraft. Er machte immer mehr Fehler bei seinen Verbrecherfreunden und ließ seinen Frust mit weiteren Vergewaltigungen bei mir aus. Es war so schrecklich, Tom!«
    Tom konnte nun erahnen, warum sich Donna manchmal so merkwürdig verhielt.
    »Ich musste mir etwas überlegen. Ich war mittlerweile fünfzehn und es hörte nicht auf. Ich wollte nur so schnell wie möglich von zuhause abhauen. Als das nicht sofort gelang, sah ich nur noch die Möglichkeit, mich umzubringen. Ich sperrte mich ins Bad ein. Aus der Küche hatte ich mir das schärfste Messer mitgenommen. Ich sagte meinen Eltern, ich werde mir die Pulsadern aufschneiden, wenn sie mich weiter quälen. Mein Vater sagte darauf nur, dass ich viel zu feige sei, um das zu tun. Er irrte. Wenn nicht mein Bruder weinend vor dem Bad mich gebeten hätte, dass ich es seinetwegen nicht tun soll, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen. Er hinderte mich daran. Mein Verhältnis zu meinem Bruder ist seitdem emotional so stark, dass ich es kaum in Worte fassen kann.« Donnas Blicke wirkten niedergeschlagen.
    Tom atmete schneller. Seine Blicke zeigten von Satz zu Satz mehr Entsetzen. Warum musste man diesem armen Geschöpf solch Schmerzen zufügen? Wenn er ihren Eltern gegenüber stünde, würde er wohl nicht mehr ruhig bleiben können.
    Donna fuhr fort. »Nachdem ich die Highschool ausgezeichnet abgeschlossen hatte und mir alle Wege offen standen auf ein ordentliches College zu gehen, schmiedete ich bereits Pläne, für immer aus New York und von meinen Eltern zu verschwinden. Ich besuchte knapp ein Jahr das St. Joseph’s College in Brooklyn. Bereich Psychologie, wie du weißt interessiert mich das sehr, bevor sich meine Flucht in die Tat umsetzten ließ.«
    Tom war wie paralysiert nach Donnas traumatischen

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