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Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Dengler
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mit meiner Mutter fehlen mir besonders, Donna.«
    Sie sagte nichts. Donna drückte Toms Hand fest und streichelte sie dann. Sie sahen sich einige Zeit wieder nur an.
    »Wie ging es mit dir nach deinem Selbstmordversuch weiter, Donna?«
    Donna berührte Toms Kindheit sehr. War er ihr Ebenbild? Sie konnte es nicht glauben. Waren ihre Seelen so eng verbunden, damals schon?
    Donna musste an ein Gedicht denken, dass sie einmal in einem Buch gelesen hatte.
     
    Beide strahlten in hellem Licht
    Doch brach dies schnell in zwei
    Wenn man sah, die Seite hinter dem Licht
    Es war dunkel, finster, schwarz
    Und kein helles Tageslicht
     
    »Ich musste in Washington, ja Washington, Tom, in einem Prozess gegen meinen Vater aussagen. Das machte ich gern. Nein, ich liebte es. Er wurde dann zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, weil ein Deal seiner Verbrecherkollegen schief ging und er als Sündenbock hingestellt wurde. Ich verschwand dann aus New York. Meinen Bruder Michael ließ ich zurück. Wir sahen uns vor kurzem nach über zehn Jahren das erste Mal wieder. Er machte mich in Boston ausfindig.«
    Donna beobachtete wieder zwei große und elegante Frauen, die an ihr vorbeigingen.
    »Ich zog alleine einige Jahre die Ostküste entlang. Ich betrieb eine Bar, bevor mir diese kurz und klein geschlagen wurde. Ich verlor die Lizenz. Danach arbeitete ich in einer Schlachterei und schob Rinderhälften hin und her. Es war grausam! Bis ich dann Texterin und Sängerin wurde. Während meiner Musikzeit trat ich in vielen Clubs in den Staaten auf, hauptsächlich aber in Massachusetts und entlang der Ostküste.«
    »Donna, du faszinierst mich. Du bist ein außerordentlich schönes Multitalent.« Tom biss sich auf die Unterlippe. »Kannst du mir eine kleine Kostprobe deiner Stimme geben?«
    »Nicht hier, Tom«, wehrte sie ab.
    »Wenn du gut bist, dann ...«
    »Nicht hier, später. Okay?«
    Tom nickte. Donna erzählte ihm von den aufregenden Jahren im Musik-Business, ihrem Charterfolg und dass sie wegen der Geburt ihrer Tochter ihre Karriere beendete. Jetzt arbeite sie ja in einem Hotel und in Kürze möchte sie an die Wall Street, zu einer Investmentfirma, wenn sich ihr die Chance bietet. Dort hätte sie dann geregelte Arbeitszeiten und somit mehr Zeit für Julia. Sie war ihr so wichtig.
    Tom war erstaunt. Diese unbändige Liebe zu ihrer Tochter, die sie immer wieder schilderte, beeindruckte ihn. Sie war sicher eine gute Mutter. Er dachte immer wieder daran, wie Julia wohl auf ihn reagieren würde. Er wollte keine Fehler machen. Donna und Julia waren ihm bereits ein wichtiger Teil seines Lebens geworden. Obwohl er Donna erst kurz kannte und Julia noch nicht einmal gesehen hatte. Wie konnte das nur geschehen? So schnell! Nur einige Briefe und einige Stunden mit Erzählungen von ihr ließen endgültig alle Dämme bei ihm brechen. Es zählte nur noch eins, das wusste er. Sein Herz gab ihm laufend, jede Sekunde, die Antwort darauf.
    »Ich glaube wir zahlen. Die Zeit ist wie herabfallende Blätter an uns vorbei getrieben. Unser bestellter Tisch wartet«, sagte Tom.
    Sie zahlten. Donna gab überraschend viel Trinkgeld. Sie verdiente gerade so viel, dass sie und ihre Tochter so durchkamen, zeigte aber ihre Großzügigkeit einmal mehr mit dieser Tat.
    Was Tom nach dem Besuch im Hemingway’s auf den Straßen von Hardwick erlebte, wird ihm wohl nie wieder passieren.
     
    Er hatte schon so einiges erlebt mit schönen Frauen an seiner Seite. Doch Donna verwischte alle bisherigen Erlebnisse und Vorstellungen beiseite. Er war mit diesen Frauen immer aufgefallen, wenn er spazieren ging. Egal ob in der City oder auf dem Land. Es drehten sich immer wieder Männer und auch Frauen um, um ihn und seiner Begleitung hinterher zu sehen. Doch mit Donna fiel er noch mehr auf. Es drehte sich jeder, wirklich jeder nach ihnen um. Schöne, nicht so schöne, alte oder sehr junge Männer und Frauen. Alle sahen sie hinter ihnen her. Ihm fehlten fast die Worte.
    »Donna, ist das immer so, wenn du dich draußen sehen lässt?«
    »Ich habe mich daran gewöhnt, Tom. Zu Anfang war es etwas Besonders. Doch jetzt ist es normal geworden. Ich freue mich immer noch über jeden Blick, doch anders.«
    Tom legte seinen Arm um Donnas Taille. Sie ließ es zu. Er drückte sie kurz an sich und sie gingen dann ohne weitere Berührungen nebeneinander her.

Kapitel 15
     
     
    Sie betraten das Moffit’s und ihnen wurde der reservierte Platz zugewiesen. Das Restaurant war eine feste Institution in

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