Blätter treiben im Wind (German Edition)
Hardwick. Es wurde bereits in der dritten Generation geleitet. Die Wände waren alle mit dunklen Holzpaneelen verziert, auf denen landschaftliche Ölgemälde von Künstlern aus Vermont hingen.
Tom deutete auf das elegante Besitzerpaar des Moffit’s, das jeden Abend im Restaurant weilte. Er erzählte Donna, dass die beiden sehr ruhige und verschwiegene Menschen seien und dass er sie noch nie hatte lachen sehen.
Sie bestellten Getränke und das Menü bei dem zuvorkommenden Kellner.
Sie führten ihr Gespräch dort fort, wo sie es im Café Hemingway‘s beendet hatten.
»Ich hoffe, du gestattest mir die Frage, warum du dich von Julias Vater getrennt hast. In einem deiner Briefe hast du geschrieben, dass etwas Schlimmes vorgefallen war. Willst du jetzt darüber reden?« Toms Stimme klang weich und ohne Aufforderung.
»Tom, ich bin fassungslos über mich selbst. Ich erzähle dir mein Leben und kenne dich erst einige Stunden. Mein Herz schlägt schneller als sonst und ich habe solch ein instinktives Vertrauen zu dir, wie noch zu keinem Menschen zuvor. Ich wollte dir das nur sagen.«
Toms Gesicht erhellte sich mit jedem Wort von Donna mehr. Noch nie hatte eine Frau zu ihm gesagt, dass sie ein instinktives Vertrauen zu ihm habe. Nicht einmal seine große Liebe Debbi hatte das zu ihm gesagt. Er drückte einen Kuss in die Innenfläche seiner Hand und fuhr dann über ihre Hände. Ihr Lächeln wurde noch schöner, als ob ein schwarzer Vorhang gegen einen weißen ausgetauscht wurde. Es war so ein ehrliches und frisches Lächeln. Ihre Seele sprach zu ihm.
»Julias Vater, Maurice, hat mich betrogen. Ich kam nach Hause und er lag mit einer ehemaligen Freundin von mir im Bett. Ich werde diesen Anblick nie vergessen. In mir stürzte eine ganze Welt zusammen. Wir trennten uns kurze Zeit später. Er verschwand aus meinem Leben. Ab diesem Zeitpunkt war klar, wie mein Leben verlaufen würde. Ich würde alles geben, alles geben für Julia.«
Tom gab ihr Zuspruch in allem was sie noch über den Vater und über Julia selbst erzählte. Sie schilderte auch ihre vielen kurzen Beziehungen bis dann Peter kam. Der Bericht von Peter erschütterte Tom. Er dachte, Donna hatte in irgendeiner Form ein Gespür für solche Menschen, in die sie sich dann auch verliebte. Peter starb in einer Toilette mit einer Nadel in der Vene.
Ihre Stimme wurde zittrig bei diesen Erzählungen. Es folgte ein Freund, der sie immer nur versuchte klein zu kriegen, jetzt bettelt er darum nochmals eine Beziehung mit ihre beginnen zu dürfen. Ihr letzter Freund vor Dillon, dessen Geschichte sie unter den Tisch fallen ließ, war ein Psychopath. Er schrieb ihr zum Schluss nur noch verstörte Brief und griff sie in ihrem Stammclub so heftig an, dass sich Donna gewehrt hatte. Sie gab ihm zwei Boxhiebe mitten ins Gesicht und schlug ihn K.O.
»Wie bitte? K.O. Wie hast du denn das angestellt? War der kleiner als du?«, fragte Tom verblüfft.
»Er war zwanzig Zentimeter größer. Doch wenn ich in Fahrt bin, weil ich belästigt werde, dann entwickle ich ungeahnte Kräfte. Er zeigte mich daraufhin wegen Körperverletzung bei der Polizei an.«
»Er muss sich doch lächerlich vorgekommen sein, gegen dich zartes und kleines Geschöpf eine Anzeige wegen Körperverletzung zu stellen?«
»Er war ein erbärmlicher Feigling. Michelle und ich brachten ihn auch dazu, seine Anzeige zurückzuziehen, da ich ja die psychopathischen Drohbriefe von ihm hatte. Er hätte den Kürzeren gezogen.«
Tom war von Donna begeistert. Jede Minute erzählte sie ihm eine neue, unglaubliche Geschichte aus ihrem Leben. Was würde ihn in den nächsten Stunden noch alles erwarten?
Sie bekamen das Essen und die Getränke serviert und speisten in Ruhe. Aber nur einige Minuten.
»Wie sah dein Liebesleben aus, außer Debbi?«, fragte Donna.
»Da gab es zuvor nur noch Tracy LeBlanc. Die ersten drei Monate war es Liebe. Und die restlichen eineinhalb Jahre war es nur noch Sex, sonst nichts. Sie war eine Frau, deren Herz bei der Geburt vergessen wurde. Keine Drohbriefe! Sie verließ mich, ohne Gründe. Aber es war besser so. Doch halt, sie sagte, ich sei zu warmherzig.«
»Das war wohl das einzig Wahre, das sie jemals über dich in ihren Mund nahm.« Donnas Blicke erforderten keine weiteren Erklärungen. Sie hatte damit die Wahrheit in Worte gefasst.
»Um deiner Musikkarriere etwas entgegenzusetzen, ich war im Fernsehen. Ich spielte eine Statistenrolle in Emergency Room. Einen Mann, der mit Mode zu tun
Weitere Kostenlose Bücher