Blätter treiben im Wind (German Edition)
tatsächlich Sex zu haben.
»Du hast ja mein Himmelbett gesehen, Donna. Zwei Pfosten wären ja sehr gut geeignet für die Handschellen oder doch eher einen Seidenschal? Der lässt den Lack noch am Holz.«
»Du kennst dich aus, ja?«
Tom machte ein unschuldiges Gesicht. »Allgemeinbildung.«
Es war wieder wie verhext, das Gesprächsthema wechselte von vergleichbarer lauter Rockmusik zu sanften und ruhigen klassischen Klängen.
»Schreibst du gerade an einem Buch?«, fragte Donna.
»Derzeit beschäftige ich mich noch als Werbetexter für die Dorfgemeinde. Als Entlohnung darf ich um sonst Lebensmittel aussuchen. Nicht die Erfüllung, aber momentan bin ich zufrieden. Ein Thema beschäftigt mich schon seit langem. Die Vertreibung der Indianer von ihrem Land. Filme, wie Der mit dem Wolf tanzt haben mich tief bewegt. Ich habe bereits eine Geschichte ausgearbeitet, die einen modernen Thriller mit der Problematik der Indianer mischt. Ich sprach einmal bei einer Party im T-T Glamour darüber, unter anderem war auch ein Literaturagent zu Gast. Der interessierte sich für die Story. Ich solle ihm Bescheid geben, wenn ich den ersten Umriss habe. Also, werde ich in den nächsten Wochen mit meinen Recherchen beginnen.«
»Das klingt doch toll. Ich freue mich für dich. Wenn es so weit ist, dann will ich auch ein Exemplar.«
»Nicht gleich nach den Sternen greifen, Donna, das ist meine Devise. Lass mich den Roman erst einmal schreiben, dann werden wir weitersehen.«
»Trotzdem darf ich mich doch mit dir freuen, oder nicht?«, sagte sie betrübt und rückte ihre Unterlippe nach unten. Sie verstand das Spiel.
»Aber natürlich.«
»Mir schwebt schon seit Jahren eine Geschichte vor.«
»Erzähl«, forderte Tom sie auf.
»Ich weiß nicht.«
Ihr Gesicht zeigte eine unschuldige Mine, so unschuldig, wie es das der Heiligen Madonna nie sein wird.
»Mich interessiert es. Also ...«
»Ich möchte die Elemente im Körper zu einer Geschichte für Kinder verknüpfen, dass sie so lernen, wie sie mit Gefühlen umgehen können. Sie würde unter anderem die Figuren Einsamkeit, Freude, Ehrlichkeit und Glück enthalten. Die Einsamkeit will die Macht an sich reißen, doch sie wird vom Glück bekämpft. Die Ehrlichkeit wird über die Lüge siegen. Ich habe mir schon so vieles dazu ausgedacht. Ich sprühe nur so vor Energie, Tom.«
»Auf was wartest du dann? Fang an zu schreiben, die Geschichte hört sich super an. Ich helfe dir dabei, wenn du willst. Machen wir ein Gemeinschaftsprojekt daraus.«
»Du bist lieb, Tom. Aber ich habe keine Zeit. Ich schiebe im Hotel immer mehr Schichten als die anderen um genügend Geld mit nach Hause zu bringen und dann gilt meine ganze Aufmerksamkeit Julia. Sie ist mein ein und alles. Wie ein See, in den ich eintauche, wenn es mir schlecht geht. Zusammen sind wir ein starkes Team, das niemand besiegen wird.«
Tom dachte über die Aufopferung von Donna für Julia nach. Es würde doch immer Mittel und Wege geben, um zumindest ein, zwei Stunden am Tag etwas für sich selbst zu tun. Wie sollte er ihr das sagen? Er würde vieles in ihr zerstören. Er unterbreitete ihr auch nochmals, dass sie doch wieder zu singen anfangen sollte. Nach ihren grandiosen Erfolgen wäre es schade, wenn sie ihr Talent einfach verkommen ließ.
Sie war nicht umzustimmen.
»Donna, gönn dir bitte zumindest ein, zwei Stunde am Tag, in der du dich dem Buch und deinen anderen Träumen widmest.«
»Ich kann nicht, Tom. Julia. Hab‘ ich dir übrigens schon ein Foto von ihr gezeigt?«
»Nein. Los, her damit«, sagte er mit einem Lächeln.
Donna kramte in ihrer schwarzen Handtasche. Sie zog ihr Portemonnaie heraus. Ein Bild kam zum Vorschein. Ihr Bild.
»Willst du ein Bild von mir?«
Toms Augen glänzten – vor Freude.
»Ja, wenn du mir eines schenkst, würde ich mich sehr freuen.«
Sie gab ihm ein zauberhaftes Bild von ihr. Sie trug darauf ein kurzes, hellblaues Kleid. Und ihr Lachen! Ihr Lachen könnte einen mit Asche bedeckten Landstrich in neuem saftigem Grün erblühen lassen.
Nun zog sie Julias Bild hervor. Sie sah ihrer Mutter im Gesicht ähnlich. Ein Lächeln, wie das einer süßen Frucht und braune Haare wie die Farbe der Haselnuss. Ein zartes und zur Liebe aufforderndes Geschöpf.
»Julia hat ebenfalls eine sehr fantasievolle Ader, wie ich. Sie erfindet Geschichten in Bildern. Die mit dem Engel, ist eine der schönsten. Sie malte ein Bild, von einem kleinen Mädchen, das ihren Ball in den Himmel geworfen hatte und
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