Blanche - Die Versuchung
dich an und gebe die Adresse durch. Jemand von Enzos Jungs wird kommen, um die Kinder zu ihrem neuen Unterschlupf zu bringen. Bevor sie dort eintreffen, legst du einen Schutz um das neue Quartier. Wenn das erledigt ist, treffen wir uns im Ritz, okay?“
Beliar gab ihr das Telefon zurück. „Das brauche ich nicht. Es reicht, dass du bewusst an mich denkst. Sende mir ein Bild der Adresse, und ich werde mich um das Haus kümmern.“
Das hier wurde immer besser. „Einfach so, ja? Ich denke an dich und das war’s?“
Beliar hob träge einen Mundwinkel. „Wir haben ein Band geschlossen, schon vergessen?“
Wie könnte sie das? Durch einen Unfall hatte sie Beliars Blut getrunken und er ihres. Wobei Letzteres weniger auf einen Unfall zurückzuführen war als die Tatsache, dass er sich von Zeit zu Zeit nähren musste. Allerdings hatten sie in den vergangenen Wochen auf eine andere Methode zurückgegriffen, eine sehr intime, um genau zu sein, die sich meist auf einem Laken, dem Teppich, einem Tisch oder in der Dusche abspielte. Bei diesem Gedanken schoss ihr das Blut in die Wangen.
Konzentration!
„Und woher weiß ich, dass es funktioniert hat?“, hakte sie nach, ehe Beliar sie aufziehen konnte. Er schien immer zu wissen, was in ihr vorging, was vermutlich ein super-geheimes Dämonending war.
„Ich werde dir ein Bild zurücksenden“, gab er mit einem Lächeln zurück, das sie misstrauisch machte. Bevor sie weitere Fragen stellen konnte, ergänzte er: „Nachdem ich den Schutz um die Bleibe der Kinder gelegt habe, muss ich etwas erledigen.“
„Was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen Zeit hat?“
Er zog sie dichter an sich und flüsterte: „Was immer es ist, es wird mich ein oder zwei Tage von dir fernhalten.“
Warum fragte sie auch. Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien, doch er verstärkte seinen Griff und drückte sie der Länge nach an sich.
„Blanche“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr.
Wenn er ihren Namen so aussprach, klang er wie warme Zartbitterschokolade, die auf der Zunge schmolz. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Schauder.
„Vertrau mir.“
Als sie widersprechen wollte, fuhren seine Lippen von ihrem Ohr zur Schläfe und hinterließen ein sinnliches Versprechen. Die zarte Berührung hatte eine verheerende Wirkung auf ihren Verstand, doch das war nichts gegen ihre körperliche Reaktion. Hitze schoss wie ein Feuerball durch ihre Mitte, und erinnerte sie auf fatale Weise an ihren leidenschaftlichen Morgen im Hotel. Einem sehr, sehr langen Morgen, der sich bis zum Fünf-Uhr-Tee hingezogen hatte. War das wirklich erst zwei Stunden her? Sie seufzte.
„Mach doch, was du willst“, murmelte sie mit gespieltem Ärger und befreite sich aus seinen Armen. Anscheinend war sie nicht sehr überzeugend, denn ihr Dämon schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln, das die unheimliche Wirkung seiner Nähe noch verstärkte.
Sie hasste ihre Schwäche sowie die Tatsache, wie leicht er sie um den kleinen Finger wickeln konnte. Sollte das nicht umgekehrt sein?
Bevor sie weiter protestieren konnte, fand sie sich abermals in seiner Umarmung wieder. Blanche schloss die Augen und sog den feinen Espressoduft ein, der ihm wie ein treuer Hund überallhin zu folgen schien. Unter dem langen Mantel spürte sie das Spiel seiner Muskeln. Hitze ging von ihm aus und hüllte sie wie eine warme Decke ein. Seine Hand fuhr behutsam über ihren Rücken und nahm ihr die Anspannung. Himmel, sie könnte ewig hier stehen und sich von ihm einlullen lassen, wie machte er das? Beliar konnte man nicht gerade einen Softie nennen. Allein sein Anblick ließ Menschen mit funktionierendem Selbsterhaltungstrieb die Beine in die Hand nehmen und das Weite suchen. Dabei ging es nicht mal um das Offensichtliche, die zahllosen Narben, die sich über Gesicht und Körper zogen. Ihren Dämon umgab eine Aura von Gefahr, eine unbestimmte Bedrohung, die von ihm ausging wie ein finsteres Versprechen auf Schmerz und tödliche Qualen. Trotz seiner Größe bewegte er sich erschreckend lautlos und war unglaublich schnell. Doch in Momenten wie diesem beeindruckte sie seine Zärtlichkeit, die plötzlich in brennende Leidenschaft umschlug, als er sie küsste. Er vertiefte den Kuss, bis sie ihm am liebsten die Kleider vom Leib gerissen hätte, um da weiterzumachen, wo sie im Hotel aufgehört hatten.
Doch sie war zu sehr Profi, um sich von Gefühlen leiten zu lassen, denen sie ohnehin nicht über den Weg traute. Also löste sie sich
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