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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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widerstrebend aus seiner stählernen Umarmung und ging mit zitternden Knien zurück zum Herrenhaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Nachdem sie sich der Gruppe wieder angeschlossen hatte, lagen alle Blicke auf ihr. „Vielleicht habe ich eine neue Bleibe für euch. Zur Sicherheit muss ich kurz in die Stadt, um das zu überprüfen. Bis ich zurück bin, verlässt niemand das Herrenhaus.“ Sie suchte Camilles Blick, die widerstrebend nickte. Anscheinend war sie es nicht gewohnt, Anweisungen entgegenzunehmen.
    Da waren sie schon zu zweit.
    „Wenn das mit der Unterkunft klargeht, lasse ich euch abholen. Das Stichwort lautet …“ Blanche hielt einen Augenblick inne, dann sagte sie „Wayne.“ Abermals suchte sie Camilles Blick. „Wer ins Haus will und das Passwort nicht kennt, wird erschossen, kapiert?“
    Camille quittierte ihre Anweisung, indem sie einen Mundwinkel in der Art verzog, der sagte: Willst du mir meinen Job erklären?
    War das wirklich das Mädchen, mit dem sie einst ein Etagenbett geteilt hatte? Damals war es Blanches Aufgabe gewesen, sich Pläne auszudenken, und ihre Mitbewohner waren ihr gefolgt. Wenn sie erwischt wurden, was oft genug der Fall gewesen war, hatten die Nonnen Blanche als Anführerin identifiziert und sie vor den Augen der anderen exemplarisch bestraft. Bei diesen Anlässen war sie häufig bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen worden, und kam nicht selten erst auf der Krankenstation wieder zu sich.
    Alex riss sie mit seiner nächsten Frage aus ihren Erinnerungen. „Was machen wir, wenn du nichts Geeignetes findest, wohin sollen wir dann gehen?“
    Dann würde sie zum Gare du Nord fahren und Sankt Miceal in den Arsch treten. „So oder so werde ich eine Unterkunft auftreiben.“ Aber klar doch. Blanche, die Problemlöserin. Anruf genügt. „Geht zurück ins Haus, ich muss los.“ Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und lief zu Beliar, der hinter dem Gutshaus auf sie wartete. Sie hörte Camilles katzenhafte Schritte im Kies, die sich von der Gruppe entfernten, und ihr folgten. Nachdem Blanche die Schatten erreicht hatte, schlang Beliar einen Arm um sie und schwang sich mit ihr in die kalte Dezembernacht.
    Unter ihnen lief Camille mit gezücktem Messer zu der Stelle, an der sie abgehoben hatten. Sie drehte sich um die eigene Achse, dann stieß sie den Atem aus, der vor ihrem Gesicht kleine Wölkchen bildete, und fluchte.
     

     
    Als Blanche in Enzos Palazzo eintraf, war sie stinksauer.
    Beliar hatte ihr partout nicht verraten, was er ach so Wichtiges erledigen musste, und über Tchort wollte er ebenfalls nicht reden. Nachdem sie sich auf dem Dach des ehemaligen Theaters getrennt hatten, war sie dermaßen geladen, dass sie die Tür zum Obergeschoss mit einem gezielten Heelkick eintrat. Jeder, der versuchte, sie aufzuhalten, landete als verkrümmtes Häufchen Elend auf dem Flur. Dem Wachposten an der Tür zu Enzos Privatgemächern schoss sie kurzerhand die Browning aus der Hand. Doch die Türen waren gepanzert, keine Chance, da ohne Waffe mit Raketenantrieb durchzukommen.
    „Lass sie rein!“ Enzos Stimme aus dem Walkie-Talkie war ruhig, aber Blanche ließ sich nicht täuschen.
    Sie kannte das Wild, das sie jagte. Enzo war der Typ, der innerlich brodelte, je gefasster er klang. Wahrscheinlich war er von ihrem Auftritt nicht begeistert. Pech für ihn, denn das hätte er sich überlegen sollen, bevor er ihr diesen Deal aufs Auge gedrückt hatte: Ein Haus gegen einen Gefallen.
    Im Geiste verpasste sie sich eine Kopfnuss. Also schön, im Grunde war das ihr eigener Vorschlag gewesen. Insgeheim wusste sie, dass sie in Wahrheit wütend auf sich selbst war. Darauf, dass sie Enzo anrufen musste, weil ihr keine andere Lösung eingefallen war. Dass sie von nun an in seiner Schuld stehen würde, und das nur, weil Miceal, dieser geflügelte Nichtsnutz, dem Waisenhaus einen miserablen Schutz verpasst hatte.
    Verdammt noch mal, sie war eine Killerin, keine Kindergärtnerin. Und nun erwartete dieser schmierige Mafiosi, dass sie artig Männchen machte, sobald er ihr einen Befehl erteilte. Das konnte er vergessen. Wenn er sie verarschen wollte, musste er sich jemand anderen suchen. Und genau das war die Lektion, die er heute Abend lernen würde.
    Die Türen öffneten sich, und sie marschierte in einen privaten Salon, der stilvoll eingerichtet war. Keine Spur von Pomp und Protz. Deckenhohe Bücherregale nahmen die gesamte linke Seite ein. Gegenüber war ein mannshoher Kamin in die holzgetäfelte Wand

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