Blanche - Die Versuchung
zürnte seinem Diener, der sich dieses Können ohne seine Hilfe angeeignet hatte. Wo blieb die Dankbarkeit, wenn seine Dämonen ihn nicht mehr brauchten?
Während Arziel von seinem Familiares abgelenkt war, nutzte Tchort die Störung, um Barfael, der seinem Herrn eine Warnung zurufen wollte, eine Glasfiole Lichtenergie in den Mund zu stopfen. Über ihre Herkunft konnte Beliar nur spekulieren.
Gleichzeit i g rannte Zoey, der sein Paket abgeliefert hatte, über die horizo n talen Schutzgitter und machte einen Satz in die Tiefe.
Ihm folgte Blanche, die Tchort mit einer Bö e vom Fahrstuhl fegte.
Dann brach die Hölle los.
Dunkle Materie und Lichtenergie gingen im selben Augenblick hoch, als sich Barfael an der F iole verschluckte, die daraufhin zerbrach.
Es war, als hätte jemand die Zeit angehalten, während sich das weiß gl ü hende Licht ein Duell mit der Finsternis lieferte. Das Ganze dauerte keinen Sekundenbruchteil, dennoch kam es Beliar wie eine Lebensspanne vor. Die unterschiedlichen Energien mischten sich mit der elektrostatischen Aufl a dung, die mehrere hunderttausend Ampere enthielt.
Arziel wurde von dem schwarzen Loch absorbiert, das alles in seiner U m gebung aufsog. Gleichzeitig explodierte das Licht in einer gewaltigen Supe r nova und schluckte die Schwärze wie ein Fisch, der nach einem Köder schnappte.
Die gesamte obere Etage der Eiffelturms verschwand, und mit ihr die Dämonen.
Blanche!, war Beliars letzter bewusster Gedanke, dann wurde seine Welt dunkel.
Blanche stürzte haltlos in die Tiefe, als sich etwas um ihren Knöchel wickelte und ruckartig den Fall stoppte. Wie aus dem Nichts tauchte der Hel i kopter auf. Cam hatte ihren Platz neben dem Piloten mit Marcel getauscht. Mit zusammengebissenen Zähnen stand sie an der offenen Luke und hielt mit beiden Händen ihre Peitsche umfangen, an deren Ende Blanche kop f über ba u melte. Mit vereinten Kräften wurde sie ins Innere gezogen, dann drehte der Helikopter ab und entfernte sich vom zerberstenden Turm.
Blanche krallte ihre Hände in den Haltegriff und beobachtete mit wac h sendem Schrecken die Zerstörung der eisernen Lady. Grellweiße Funken hagelten zur Erde, denn noch immer entlud sich die angestaute Energie der Turmspitze in einer gewaltigen Detonation , bevor sie verschwand. Die Ni e ten der zahllosen Stahlträger platz t en wie Korken aus den Fugen und wurden zu Geschossen, denen sie um H aaresbreite entgingen.
„Hochziehen!“, schrien Marcel und Camille wie aus einem Mund.
Die Maschine machte einen Satz nach oben und flog Richtung Norden d a von. Doch mit wachsender Distanz sah das Spektakel noch entsetzlicher aus. Fünfzig Millionen Volt setzten die Reste des Eiffelturms in Brand, der in der zweiten Aussichtsplattform einknickte, und zu Boden stürzte. Cam knal l te die Tür zu, aber das milderte den Schock kein bisschen.
Blanche legte eine zitternde Hand auf das dicke Glas der geschlossenen Kabinentür und flüsterte Beliars Namen.
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D
ass sie in Enzos Hauptquartier flogen , bekam Blanche wie durch einen Schleier mit. Hände griffen nach ihr, hievten sie aus dem Heli. Nellas Stimme, deren Worte sie nicht erreic h ten. Mehr Stimmen, Diskussionen, Streit.
Sie wollte ihre Ruhe haben , darum warf sie die Heckler auf die Quelle des Lärms, dann wurde es dunkel.
Doch sie fand keine Ruhe, sie hatte das Gefühl , zu brennen. Feuer umfing sie, sie atmete Rauch und Zimt ein, bis Erde die Flammen erstickte. Tchort erschien hinter einer Wand aus wirbelndem Staub und ließ schwarze Blitze auf sie los. Auf der Flucht vor ihrem Vater sprang sie von einem Felsen, in Zoeys wartende Arme. Eine gespaltene Zunge teilte seine Lippen und schleckte ihr quer durchs Gesicht. Dann bewegte sich sein Mund.
„Er benutzt dich“, flüsterte er mit der ohnehin schon heiseren Stimme.
Er sp r ach von Verrat, einem Machtzirkel, und dass sie Saetan vom Thron stürzen würde. Sie wollte, dass er die Klappe hielt, dass er aus ihrem Leben verschwand, und noch während sie diesen Gedanken formulierte, wurde sein Antlitz von einer Brise fortgeweht, als wäre es aus Asche. Stattdessen e r schien Andrej. Die Arme nach ihr ausgestreckt, trat er auf sie zu, rief ihren Namen.
„Blanca, moj ciemny aniol!” Mein dunkler Engel.
Sie war wieder elf Jahre alt und er vierzehn. Er blickte sie mit diesen bo h renden grünen Augen an, beugte sich vor und fuhr mit der Zunge über ihr Gesicht. Blanche zuckte zurück und blinzelte überrascht, als
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