Blanche - Die Versuchung
praktischen Kl a motten getrennt hatte, zwängte sie sich in eine viel zu enge Lederhose, schlüpfte in schwarze Lacklederstiefel und zog sich ein hautenges schwarzes T-Shirt über. Ein halblanger Ledermantel krönte das Ensemble, und gab ihr einen Touch von Underworld. Zwar fand sie ihn ein bisschen affig, aber er würde die Holster verbergen. Abgesehen von den High H eels fühlte sie sich in den Klamotten sogar ganz wohl – obwohl ihre Bewaffnung spärlicher als gewöhnlich ausfiel. Zwei Schulterhalfter und das übliche Stahl in den Sti e feln. Blanche küsste ihre SIGs , bevor sie diese in die Holster schob.
„Sagt den anderen nicht, dass ihr meine Lieblinge seid“, flüsterte sie und trat hinaus in den Flur.
Enzos Hauptquartier war absichtlich wie ein Labyrinth angelegt. Fremde mussten sich zwangsläufig verlaufen. Nur Eingeweihte kannten sich in den verwinkelten Korridoren aus, die alle paar Meter auf andere Gänge trafen, von denen weitere Flure abzweigten. Alles sah gleich aus . K ahle Wände aus Stahlbeton, farbloser Betonboden, verkleidete weiße Neonröhren an den Wänden. Und Kameras – überall. Die kleinen Funkkameras erinnerten an R2D2, der k opfüber an der Decke hing. Dies musste die Saf e ty-Area ein, die sich tief unter der Erde befand. Je höher sie kam, desto freundlicher wurden die Flure. Die Wände waren im unteren Drittel holzverkleidet, der Boden aus Walnussparkett.
Als sie die erste unverschlossene Tür fand, konnte sie ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken. Sie erkannte den Raum von ihrem ersten Besuch bei Enzo wieder, was ihr wie eine kleine Ewigkeit vorkam. Wie beim letzten Mal brannte in dem riesigen Kamin ein heimeliges Feuer. Davor b e fand sich eine Sitzgruppe aus blutrotem Leder. Der Raum war leer, doch die Tür zum anliegenden Zimmer stand einen Spaltbreit offen. Als sie gedämp f te Stimmen hörte , lugte sie durch die schmale Öffnung , und hätte um ein Haar gelacht. Vor Enzos Schreibtisch saßen zwei Männer. Obwohl sie ei n deutig nach Gendarmerie rochen, sahen die b eiden Zinédine Zidane und Fabien Barthe zum Verwechseln ähnlich. Bei de m Gedanken an die Witze, denen die z wei auf dem Revier ausgesetzt waren, konnten sie ihr beinah l eidtun.
Enzos weiche Stimme unterbrach ihre Überlegungen. „Meinen Herren, wie S ie sicherlich wissen , gehört mir das Ritz nicht. Und die Zerstörung des Wahrzeichens unserer Stadt können S ie mir ebenfalls nicht in die Schuhe schieben.“
„Einer I hrer Helikopter wurde am Tatort gesichtet, Signore di Lorenzo. Wie erklären Sie sich das?“
„Gestohlen“, rief Enzo. „Wie oft soll ich das noch sagen?“
Kopfschüttelnd wandte sie sich ab. In Enzos Haut wollte sie nicht stecken. Im Moment fühlte sie sich nicht mal in ihrer eigenen wohl. Sie öffnete die Tür an der gegenüberliegenden Seite, die in einen High Tech Home Ente r tainment Bereich führte. Ein e Hälfte der Wand zu ihrer Rechten füllte ein 3 D Full HD Fernseher aus, der so groß war, das er an eine Kinoleinwand erinnerte. Darüber hinaus war der Raum mit einem Dolby-Digital System ausgestattet, sowie Spielekonsolen, mehreren Playstations und Zeug, das sie noch nie gesehen hatte. Davor rekelte sich K lein - Enzo mit drei seiner Freunde, nur, dass der Kleine größer als sie selbst war. Schätzungsweise eins fünfundsiebzig. Schwer zu sagen, wie er da bäuchlings auf dem Boden lag.
Während er auf gepanzerte Soldaten mit Lichtschwertern ballerte, die in mittelalterliche n Rüstung en steckten, hielt er seinen Mitspielern einen Vo r trag, der Blanches Aufmer k samkeit erregte.
„… bis ihm der Spaß an seiner kleinen Nutte vergeht. Dann wirft er sie z u rück auf die Straße, wo er sie hergeholt hat.“
Sie verstand nicht, was der andere Junge nuschelte, doch Enzos Sohn lac h te spöttisch und erwiderte: „Von wegen! Mit ein bisschen Glück darf sie abends in der Linie zwölf zwischen Notre Dame und Pigalle an der Stange tanzen . “
Es folgte brüllendes Gelächter, bis einer der Jungen Blanche bemerkte, die mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen lehnte. Er stieß K lein - Enzo den Ellenbogen in die Seite, der Verwünschungen ausstieß, als sein A lter Ego auf dem Bildschirm von einer lasergesteuerten Kanone g e troffen wurde. Game over erschien auf dem Bildschirm.
„Fuck!“, fluchte er und wandte sich um.
„He, du, was hast du hier zu suchen ? “, rief er mit vor Empörung g e schwollener Brust und sprang auf.
Seine Kumpel s
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