Blanche - Die Versuchung
geschehen sein, doch solange sie sich in den Innereien des Turms befand, fehlte ihr der Überblick. Was sie allerdings bemerkte, war das Anrücken der Spezialeinheit, der Groupe d’Intervention de la Gendarmerie Nationale, kurz GIGN. Dann hatten diese Schlafnasen doch schon mitbekommen, dass ihr Wahrzeichen attackiert wurde. Auf der anderen Seite konnte sie ihnen das verzögerte Eintreffen nicht verdenken, wo alle Augen auf das Offen s ichtliche gerichtet waren – das brennende Grandhotel. Doch trotz des Gewitters musste die Schießerei Aufmerksa m keit erregt haben, abgesehen von einem Hubschrauber, der in einem gesper r ten Luftraum seine Runden drehte, und der es nun eilig hatte , zu verschwi n den.
Die Türen der drei Gruppentransporter flogen auf, und das Spezialko m mando schwärmte aus, während die Gendarmerie die Gegend um den Turm großräumig abriegelte.
All das bemerkte Blanche nur am Rande. Sie sammelte ihre Kräfte für das, was gleich kommen würde, lud die Waffen nach und betete zu einem Gott, an den sie nicht glaubte, während der Aufzug sie in die Höhe trug.
Beliar hatte das Gefühl , gegen Windmühlen zu kämpfen, wie dieser Don Sowieso aus dem Film, den Blanche so gern sah.
Blanche. Dass sie hier war , verkomplizierte die Angelegenheit. Die Sorge um ihr Wohl stärkte Barfael wie Arziel gleichermaßen. Dennoch war ein Teil von ihm froh , sie zu spüren, wenn auch nur ein kleiner. Allen Wi d rigkeiten zum Trotz hatte sie es geschafft, Barfael eine Zeit lang außer G e fecht zu setzen, was Beliar einen Vorteil im Kampf mit Arziel verschafft hatte. Marbueel war gar nicht mehr aufgekreuzt, ein weiteres Plus in einem Kampf, wie er ungleicher nicht hätte sein können.
Beliar wusste, dass er keine Chance hatte. Allein würde er Saetan nicht b e zwingen können, und darauf lief es bei diesem Kräftemessen hinaus. Der Teufel speiste seine Diener, stellte ihnen all seine Reserven zur Verfügung und machte sie damit zu unbesiegbaren Gegnern, während er selbst mehr und mehr erschöpfte.
Dennoch hatte er keine Wahl, er musste sich ihnen stellen , um Saetans Brut von seiner Gefährtin abzulenken. Darüber hinaus wünschte Miceal diesen Kampf, auch wenn seine Motive im Dunkeln lagen. Welchen Vorteil versprach sich der Erzengel hiervon? Wollte er ihn am Ende loswerden, weil er nicht an seine Reue glaubte , oder war dies eine weitere Prüfung, in der er seine Loyalität unter Beweis stellen sollte?
Beliar wusste es nicht, doch er spürte Blanches wachsende Nähe, die sich schnell auf ihn zubewegte. Was er zudem wahrnahm , war die Dunkle Mat e rie, die ebenfalls auf ihn zusteuerte.
Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Ein schwarzer Blitz zerriss die dichte Wolkendecke und erschüttere den Turm bis in die Tiefen seines Fundaments , als er einschlug. Doch anstatt eine Millionenladung Volt durch den Stahl zu jagen, der kein Blitzableiter standgehalten hätte, kumulierte sich die Energie an der Turmspitze, als warte te sie auf etwas. Ein weiterer schwarzer Blitz folgte, sodass die mittlerweile glühenden Antennen noch mehr elektrostatische Aufladung in sich ansammelten.
Einen Augenblick später sprang Zoey vom Dach des orangefarbenen Fahrstuhls und warf Arziel eine schwarze Schachtel zu , die der Dämon au f fing, als hätten sie das vorher trainiert. Offensichtlich erwartete er Unterstü t zung von seinem Familiares, doch Beliar wusste es besser. Ein Blick in Zoeys blutverkrustetes Gesicht genügte , um zu wissen, dass er seine eigenen Pläne hatte, und sich von niemandem in die Karten sehen ließ.
Genau wie Tchort, der Urheber der schwarzen Blitze, wie Beliar nur zu gut wusste. Immerhin hatte er ihnen den Beinamen Schwarzer Gott zu verda n ken. Eigentlich hätte er dazu nicht fähig sein dürfen, denn als Dämon des Ostens herrschte er über die Materie, nicht über Wasser oder Luft. Dennoch war es ihm gelungen, Blitze über die Aufladung der Erde zu erzeugen, etwas, das Saetan ihm wohl nie verzeihen würde. Denn mit dieser Fähigkeit war er bis zu einem gewissen Grad in der Lage , sowohl Erde als auch den Wind zu beherrschen, und damit auch das Wasser, denn der Wind brachte Wolken, und diese trugen Regen in sich. Zugegeben, das letzte Element beherrschte er mit starken Einschränkungen, aber immerhin. Allein diese Fähigkeiten zeichneten ihn zu Höherem aus und waren beste Voraussetzungen , ihn in den Stand eines Erzdämon s zu heben. Doch der Teufel war nicht frei von Eitelkeit. Er
Weitere Kostenlose Bücher