Blanche - Die Versuchung
war falsch. Bevor sie dieser Frage nachgehen konnte, bewegte er sich abermals in ihr und zerstreute ihre Bedenken, indem er Wellen der Lust durch ihren Körper jagte. Diesmal liebten sie sich vorsichtig. Ihr Dämon hielt sie in den Armen, den Blick auf sie gerichtet, als hätte er Angst, dass sie sich jeden Augenblick auflösen könnte. Seine Bewegungen waren quälend langsam, er zögerte ihren Höhepunkt immer wieder hinaus.
Nachdem sich ihre Welt in gleißendes Licht verwandelte, und sie das G e sicht in seine narbige Brust vergrub, hielt er sie lange umfangen. Sie lauschte dem Takt seines Herzen s , das so sehr in Einklang mit ihrem eigenen war. Als sie schließlich die Augen öffnete, drückte sein düsterer Ausdruck sie buc h stäblich zurück in die Laken.
Was zur Hölle …
„Blanche, hör mir zu“, flüsterte er.
Sie wollte nicht, doch er ließ ihr keine Wahl.
„Solange ich bei dir bin, wird er dich jagen.“
Wer, Zoey? Mit dem wurde sie fertig. Als die den Mund öffnete, um ihm das zu sagen, stellte sie fest, dass sie kein Wort herausbrachte.
Was war hier los?
„Blanche, du musst mir zuhören!“
Sie blinzelte, öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Beliar strich ihr Haar zurück. Sie erkannte ihre veilchenblauen Augen in seiner Iris, sah, wie sie sich weiteten. Der Kuss, durchfuhr es sie plötzlich. Er hatte bitter g e schmeckt. Nach Abschied.
„Es muss sein“, flüsterte er und küsste ihre Lider, die Schläfe, den Hals. „Vertrau mir, es ist das Beste für dich.“
Oh nein, tu mir das nicht an.
Noch immer kam kein Laut über ihre Lippen.
Und dann begriff sie.
Das hier war ein Traum. Ein Albtraum , um genau zu sein. Beliar besuchte sie in ihrem Fieberwahn, um sich zu verabschieden.
Er würde sie verlassen.
Jetzt.
Erneut öffnete sie den Mund, diesmal zu einem stummen Schrei. Sie tast e te nach Beliars Schultern, doch der Griff ging ins Leere.
Ihr Dämon war fort.
Der Schmerz, der sie in diesem Moment durchfuhr, war jenseits von Wo r ten.
Er flammte durch ihren Körper und hinterließ eine Schneise der Zerst ö rung. Sie krümmte sich zu einem Ball zusammen, bis ihr jemand einen kü h len Umschlag auf die Stirn legte und mit sanfter Stimme zu ihr sprach.
Danach verschwamm ihre Erinnerung und sie fiel in einen unruhigen Dämmerzustand. Sie weigerte sich , aufzuwachen, bis sie etwas anderes träumte. Doch ihr Schlaf blieb trostlos und leer.
Als sie am dritten Tag mit dem Gefühl erwachte, an ihrem Kummer zu erst i cken, schleppte sie sich in die Dusche, und untersuchte ihren Körper auf Bissspuren. Als sie lediglich vage rosa Linien fand, ließ sie ihren Tränen fre i en Lauf. Niemand würde sie hören, und sie konnte sich einreden, dass sie Seife ins Auge bekommen hatte.
Am liebsten hätte sie den ganzen Tag unter dem Wasserstrahl verbracht, denn einmal angefangen , konnte sie gar nicht mehr aufhören , zu weinen. Die Erkenntnis, dass sie ihren Dämon die ganze Zeit geliebt hatte, es ihm aber nicht sagen konnte, ließ sie immer wieder in Tränen ausbrechen. Erst jetzt, als sie die Schwere des Verlusts spürte, begriff sie, dass seine Liebe sie nicht geschwächt, sondern gestärkt hatte. Er war es, der ihr Kraft und Halt geg e ben hatte, und das, obwohl sie sich erst wenige Wochen kannten. Er hatte sie aufgefangen, als sie nach Waynes Tod in ein Loch gefallen und auf dem be s ten Weg gewesen war, sich selbst zu zerstören. Er war ihr Anker in dieser schwierigen Zeit gewesen, als sie sich aufgegeben, ihr Leben weggeworfen hatte. Ihretwegen war er zum Verräter geworden, zu einem Zeitpunkt , als er sie kaum kannte.
Blanche hoffte und betete, dass ihre Sinne ihr einen Streich gespielt hatten. Dass dies kein Abschied, sondern nur ein Traum gewesen war. Wie beim letzten Mal würden sie sich wiedersehen, und diesmal würde sie ihm all das sagen. Dass sie ihn die ganze Zeit geliebt hatte. Dass sie ihm vertraute, und von nun an nichts mehr zwischen ihnen stehen würde. Falls sie ihn wiede r sah. Die Angst, ihn vielleicht für immer verloren zu haben, schnürte ihr die Kehle zu.
Beliar, mon amour, bitte verlass mich nicht! Mit einem letzten Schluchzer trat sie aus der Dusche.
Da ihr Unterschlupf zerstört worden war, hatte Nella keine Kosten und Mühen gescheut, ihr Sachen zum Wechseln zu besorgen. Blanche lächelte schwach, als sie Nellas Vorstellung einer Assassinen-Kluft entdeckte: Jean Paul Gaultier meets John Galliano.
Nachdem sie den modischen Schnickschnack von den
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