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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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sagte er vorsichtig.
    »Wen, Mr Patston?«
    »Einen Anwalt«, sagte Tony. »Nur, um alles ein bisschen im Auge zu behalten, wissen Sie.« Er begann zu schwitzen, weil er wusste, wie das für den Polizisten klingen musste. »Es ist nicht, was Sie denken«, fügte er schnell hinzu.
    »Bestimmt nicht«, sagte Keenan glattzüngig. »Bringen Sie Ihren Anwalt mit.« Er hielt inne. »Würden Sie gern zu uns kommen, Mr Patston, oder möchten Sie, dass wir Sie abholen?«
    Tony sagte, er wolle selbst fahren.

    »Es wird doch nicht zu lange dauern?«, fragte er etwa drei Stunden später, als er Keenan und Reed in einem Verhörzimmer gegenübersaß.
    Es hatte ihn mehr als neunzig Minuten gekostet – hektisch die 330
    Gelben Seiten nach Anwälten mit 24-Stunden-Notfallnummern durchblätternd –, jemanden zu finden, der Zeit und Muße hatte, ihn an einem Samstagmorgen in Theydon Bois zu treffen.
    Der Mann, der jetzt neben ihm saß, hieß Richard Slattery.
    Abgesehen von seiner Körperfülle und der Tatsache, dass er verfügbar und für ein sattes Honorar bereit war, kurzfristig zu erscheinen, hatte Tony keine Ahnung, ob der Mann als Anwalt etwas taugte.
    Aber besser als gar keiner. Hoffentlich.
    »Sie stehen nicht unter Arrest, Mr Patston«, sagte Keenan.
    »Sie können jederzeit gehen.«
    »In Ordnung«, sagte Tony, und sein Magen zog sich zusammen. »Nur …«
    »Sie haben das Recht auf einen Anwalt«, fuhr Keenan fort,
    »aber es ist ja offensichtlich, dass Sie bereits Ihre eigenen Vorkehrungen getroffen haben.« Er nickte in Richtung Slattery.
    »Ich frage nur«, sagte Tony, »weil ich Irina nicht zu lange allein lassen will, wissen Sie.«
    »Sie ist doch bei Ihrer Schwiegermutter, oder nicht?«, fragte Keenan.
    »Ja«, sagte Tony, »aber sie leidet natürlich wegen ihrer Mutter.«
    Auf dem Tisch standen drei Plastikbecher Kaffee. Slattery trank seinen bereits und gab dabei kleine, schlürfende Geräusche von sich, wie eine Katze, was Tony für einen Mann seiner Größe seltsam fand. Weder Keenan noch Reed hatten ihre Becher bisher angerührt, und Tony hatte nicht gewagt, seinen zu nehmen, weil er Angst hatte, dass seine Hand zitterte.
    »Ich schalte jetzt den Kassettenrekorder ein«, sagte Keenan.
    Terry Reed packte zwei Kassetten aus und steckte sie in den Rekorder an der Wandseite des Tisches. Keenan griff an ihm vorbei, um ihn einzuschalten.
    331
    »Sie lieben Ihre kleine Tochter, nicht wahr?«, fragte Reed.
    »Natürlich«, sagte Tony und dachte wieder einmal, wie seltsam es war, dass er seit Joannes Tod entdeckt hatte, dass er Irina tatsächlich viel mehr liebte, als er gewusst hatte.
    »Wenn Sie Irina lieben«, fragte Keenan ruhig, »warum schlagen Sie sie dann?«
    »Tue ich nicht«, sagte Tony errötend. »Wer sagt, dass ich sie schlage?«
    »Wir haben Grund zu der Annahme«, fuhr Keenan fort, »dass Irina mehrfach so heftig geschlagen wurde, dass ihre Verletzungen es notwendig machten, sie im Waltham General Hospital behandeln zu lassen.«
    »Ich wüsste gern«, sagte Richard Slattery und lehnte sich vor, wobei sein riesiger Ballonbauch über den Tischrand rieb, »ob ich einen Moment allein mit meinem Mandanten sprechen kann.«
    »Nein«, rief Tony abrupt und ziemlich laut.
    »Mr Patston«, sagte Slattery.
    »Nein«, sagte Tony. »Wir brauchen nicht alleine zu reden.«
    Er war immer stolz darauf gewesen, eine goldene Gelegenheit zu erkennen, wenn er sie vor der Nase hatte, und wie die Dinge lagen, war dies möglicherweise für lange Zeit die letzte, die er hatte. Gott möge ihm verzeihen, aber Joanne konnte ja nicht noch mehr verletzt werden …
    »Ich wollte nie etwas sagen«, erklärte er mit gespieltem Widerwillen. »Und ich würde es auch jetzt nicht erzählen, aber
    …«
    »Ja, Mr Patston?«, fragte Keenan.
    Tony spürte, wie alle ihn ansahen. Er schwitzte wieder, und sein Kopf begann zu schmerzen.
    »Es war Joanne«, sagte er, »die Irina geschlagen hat.«
    332
    Im Raum breitete sich tiefe Stille aus. Keenan warf Reed einen Seitenblick zu, und Slattery, der sich der beinahe greifbaren Abscheu so schmerzhaft bewusst wurde, als hätte man ihm einen Schlag versetzt, starrte auf seine Hände.
    »Das ist nicht der Eindruck, den wir gewonnen haben«, sagte Reed nach einigen Sekunden. »Es heißt, dass Ihre Frau sogar bemüht war, Irina am Weinen zu hindern, weil Sie das nicht mochten.« Er dehnte das Wort, als verströme es einen üblen Geruch.
    »Das wollte sie die Leute glauben machen. Vielleicht wollte sie es

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