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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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sogar selbst glauben, weil sie Angst vor der Wahrheit hatte.«
    »Wie sah die Wahrheit denn aus?«, fragte Keenan leise.
    »Dass sie nicht so gut mit Irina zurechtkam, wie sie behauptete«, antwortete Tony. »Dass sie nach allem, was wir durchgemacht hatten, um Irina zu adoptieren, doch keine so gute Mutter war.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Keenan. »War es Joanne, die wütend wurde, wenn Irina weinte?«
    »Ja.«
    »Und doch gab Joanne sich alle Mühe, ihre Tochter so oft wie möglich bei sich zu haben«, sagte Keenan.
    »Ich sage ja nicht, dass sie Irina nicht geliebt hat«, sagte Tony.
    »Sie kam nur nicht gut mit ihr zurecht. Sie wusste, wie wütend ich wurde, wenn sie das Mädchen schlug. Sie haben keine Ahnung, wie schwer es mir fällt, das jetzt zu sagen, wo die arme Joanne …« Er schüttelte den Kopf, merkte, wie ihm Tränen in die Augen traten, und war nicht sicher, ob sein Stolz oder seine Scham über diese Vorstellung überwog. Aber die Vorstellung war gut, daran konnte kein Zweifel herrschen, und vor allem war sie notwendig.
    »Lassen Sie sich Zeit, Mr Patston«, sagte Keenan.
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    »Eigentlich wollte ich es für immer für mich behalten«, sagte Tony. »Ich wollte ihr helfen, darüber hinwegzukommen, wissen Sie? Und es wäre mir lieber gewesen, wenn Sandra nichts davon erfahren müsste, denn es würde sie um den Verstand bringen.
    Aber Joanne war manchmal völlig unberechenbar – besonders, wenn sie ihre Tage bekam. Davon habe ich Ihnen ja erzählt.«
    »Aber Sie sagten, Ihre Frau habe nicht so sehr darunter gelitten.« Keenan blickte auf seine Notizen. »Um genau zu sein
    … Sie sagten, Joanne habe Ihnen an diesem letzten Morgen erzählt, sie habe prämenstruelle Syndrome. Ich fragte Sie, ob Sie sehr darunter litt, und Sie sagten: ›Joanne war nicht so schlimm‹.« Keenan lächelte. »Was denn nun, Mr Patston?«
    Ein unbehagliches Kribbeln durchlief Tony. »Es war schlimm«, sagte er im Tonfall einer Beichte. »Ich wollte nur nicht, dass Sie es wissen.« Sein Selbstvertrauen kehrte zurück.
    »Wegen dem, was ich Ihnen gesagt habe. Ich wollte nicht, dass jemand schlecht von ihr denkt.«
    »Sehr löblich von Ihnen«, sagte Keenan.
    Reed lehnte sich vor. »Sie sagten, Joanne wusste, wie wütend Sie wurden, wenn sie Irina schlug.« Der Blick seiner wachsamen Augen war jetzt besonders scharf.
    »Natürlich wusste sie es«, sagte Tony. »Es ging mir durch Mark und Bein, wenn Irina weinte, weil ich wusste, was passieren würde. Mir wurde ganz übel davon.«
    »Haben Sie versucht, Ihre Frau aufzuhalten?«, fragte Reed.
    »Natürlich«, sagte Tony. Wieder trat Stille ein.
    »Ist das auch an jenem Tag passiert?«, fragte Keenan.
    »Wie bitte?«, fragte Tony, der nicht verstand.
    »An diesem letzten Morgen«, sagte Keenan. »Bevor Joanne das Haus verließ. Mussten Sie sie davon abhalten, Irina zu schlagen?«
    »Nein.« Sein Selbstvertrauen schwand so schnell wie Wasser 334
    in einem Ausguss. »Nein, nicht an diesem Morgen.«
    »War es der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte?«, fragte Keenan. »War das der Moment, als sie wussten, dass Sie Joanne töten mussten, Tony?«
    Plötzlich und mit übelkeiterregender Klarheit erkannte Tony, welche Grube er sich selbst gegraben hatte.
    »Moment mal«, sagte er, blickte zur Seite und schaute Slattery an, aber der dicke Mann saß einfach nur da. »Das ist verrückt.
    Das hat nichts damit zu tun, dass Joanne getötet wurde. Ich habe Ihnen nur erklärt, wie Irina verletzt wurde.«
    »Aber wenn Sie es getan hätten«, Keenan lehnte sich vor, seine Miene forschend, sein Tonfall aufmunternd, »wäre es in Anbetracht dessen, was Sie uns gerade erzählt haben, beinahe verständlich.«
    »Aber das habe ich nicht.« Tony starrte auf die Tonbänder, die sich unaufhörlich drehten.
    »Zu sehen, wie ein kleines Mädchen geschlagen wird«, auch Reed lehnte sich über den Tisch, »ist mehr als genug, um einen liebenden Vater zum Äußersten zu treiben.«
    »Sie verdrehen mir die Worte im Mund!« Tony blickte verzweifelt von Keenan zu Reed, dann zu Slattery, dem nutzlosen fetten Anwalt an seiner Seite. »Ich hatte nichts mit dem Mord an Joanne zu tun! Ich habe sie geliebt! Ich hab sie niemals angerührt … wollte sie nie tot sehen, nicht eine Sekunde lang!«
    Keenan lehnte sich wieder im Stuhl zurück. Sein Lächeln war gnädig, fast priesterlich. »Lassen Sie sich Zeit, Tony«, sagte er.
    »Denken Sie darüber nach. Tun Sie jetzt das Richtige, solange Sie noch

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