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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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»Ich hab dich ganz lieb.«
    »Ich habe dich auch lieb, Mami.«
    Joanne wischte sich mit der rechten Hand die Tränen ab. Sie 112
    biss sich fest auf die Unterlippe, um nicht die Beherrschung zu verlieren, und konzentrierte sich aufs Fahren, während sie Ausschau nach dem Krankenhausschild hielt.
    »Schätzchen«, sagte sie. »Du musst mir jetzt zuhören, okay?«
    »Ja, Mami.«
    »Die Krankenschwestern und Ärzte in dem Krankenhaus werden dich wahrscheinlich fragen, wo du dir wehgetan hast, Süße, ja?«
    »Ja, Mami.«
    »Gut. Du darfst nicht sagen, dass es etwas mit Daddy zu tun hatte, ja?«
    Irina, die auf der Rückbank in ihrem Kindersitz angeschnallt war, schwieg.
    »Schatz? Alles in Ordnung?«
    »Ja, Mami.« Wieder sehr leise.
    Joannes Hände krampften sich um das Lenkrad.
    »Wenn du ihnen etwas über Daddy erzählst …«
    »Wird er wieder böse auf Rina«, sagte das kleine Mädchen.
    Joanne schluckte weitere Tränen hinunter. »Schlimmer als das, mein Liebes.« Es kostete sie viel Kraft, ihre Stimme halbwegs fest klingen zu lassen. »Die Ärzte würden vielleicht versuchen, dich Mami wegzunehmen, und das könnte Mami nicht ertragen.«
    »Lass sie Rina nicht wegnehmen, Mami.« Jetzt lag Panik in der kleinen Stimme.
    »Bestimmt nicht, meine Kleine.« Joanne sah das Schild und bremste. »Ich verspreche es dir.« Sie kräftigte ihre Stimme.
    »Niemand wird dich mir wegnehmen. Niemals. Du musst den Leuten im Krankenhaus nur sagen, dass du hingefallen bist.
    Okay, Baby?«
    »Okay, Mami.«
    »Ich hab dich lieb, mein Schatz.«
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    »Ich hab dich auch lieb, Mami.«
    In diesem Moment schaute Joanne in den Rückspiegel, erwischte einen Blick in ihre eigenen Augen und wusste, dass sie sich noch nie so sehr gehasst hatte.
    Bis zu dem Moment in der Notaufnahme, als sie der ersten Krankenschwester von Irinas »Sturz« erzählte und die dunklen Augen des Mädchens sah. Es lag eine solche Leere darin, dass sie am liebsten geschrien hätte. Oder sich in eine Ecke gekauert hätte, um zu sterben.
    Sie glaubten ihr. Und was unendlich viel wichtiger war – Tony hatte Irina keinen ernsthaften körperlichen Schaden zugefügt.
    Keine inneren Verletzungen.
    Es gab keine unangenehmen Fragen. Nur Hilfe und Mitgefühl, für Irina und für sie.
    Joanne ließ den Fiesta stehen, wo sie ihn geparkt hatte, und brachte Irina in einem Taxi nach Hause, sodass sie während der ganzen Fahrt mit ihr schmusen konnte, sie trösten, sie loben, ihr sagen, wie sehr sie sie liebte, und versuchen, versuchen, sie ein klein wenig zu beruhigen.
    Und ihre Tochter klammerte sich auf dem Rücksitz des Taxis fest an sie. Aber sie sagte nichts mehr, kein einziges Wort, auf dem gesamten Weg nach Hause.
    Und Joanne schämte sich unendlich.
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    17.
    wischen Lizzie und Susan Blake hatte sich schon vor Z Jahren, auf der allerersten Promotion-Tour für die Spaß-inder-Küche -Buchreihe, gegenseitige Bewunderung und eine innige Freundschaft entwickelt. Susan, inzwischen eine der Direktorinnen von Vicuna, war damals Juniorverlegerin gewesen und hatte die Aufgabe gehabt, für Lizzie Pipers Wohlergehen und Zufriedenheit zu sorgen, damit diese allen Verpflichtungen in ihrem Terminkalender nachkommen konnte.
    Nach dem ersten Tag der Tournee, an dem so ziemlich alles schief gegangen war, was schief gehen konnte, war es dann aber Lizzie gewesen, die Susan – eine hübsche, schlanke Brünette von damals zweiundzwanzig Jahren – nötigte, sich mit ihr an die Bar ihres Hotels in Manchester zu setzen und einen Whiskey zu kippen, um für eine Weile sämtliche Bücher und Termine zu vergessen.
    »Es ist bloß ein hochgejubeltes Kochbuch«, sagte Lizzie.
    »Es ist ein wundervolles Buch«, widersprach Susan.
    »Aber keine große Literatur«, sagte Lizzie und bestellte ihnen beiden einen zweiten Drink.
    »Das hier sollte eigentlich auf Vicuna gehen«, sagte Susan.
    »Das hier ist privat«, erwiderte Lizzie. »Von mir für dich, um Danke zu sagen.«
    »Wofür?«, fragte Susan. »Es ist doch alles schief gegangen.«
    »Ohne dich wäre ich ein bibberndes Wrack gewesen«, sagte Lizzie.
    »Ich habe gebibbert«, gestand Susan.
    »Das hat man dir aber nicht angemerkt«, beruhigte Lizzie sie und lehnte sich zurück, um ihren Whiskey zu genießen.
    »Machen wir uns nichts vor, wir sind beide fantastisch.«
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    »Unschlagbar.« Susan hob ihr Glas. »Du bist ein Star, Lizzie Piper.«
    »Vielen Dank.« Lizzie fühlte sich plötzlich sehr glücklich.
    »Der nächste Drink geht auf

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