Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
Vicuna.«
    »Wir dürfen das Abendessen nicht vergessen«, sagte Susan.
    »Eine meiner Pflichten besteht darin, zu verhindern, dass die Autoren sich hemmungslos besaufen.«
    »Geht in Ordnung«, sagte Lizzie. »Ich verhungere sowieso schon.«
    »Du liebst Essen, nicht wahr?«
    »Werde ich nicht genau dafür bezahlt?«
    »Letztes Jahr habe ich einen Gartenbuch-Autoren kennen gelernt. Er sagte, er könne es kaum erwarten, in eine Stadtwohnung zu ziehen, damit er nie wieder Rasen mähen oder Unkraut jäten muss.«
    Lizzie dachte darüber nach. »Man kann auch leben, ohne Gras zu stutzen oder Rosen zu beschneiden. Aber ohne Essen stirbt man.«

    Lizzies ernsthafte Beziehung zum Essen hatte in ihrer Schulzeit begonnen: In der Anfangsphase der Depressionen ihrer Mutter waren die Mahlzeiten für Lizzie zu einem unkomplizierten Trostspender geworden. Während ihrer allzu kurzen Zeit in Sussex hatte diese Beziehung sich intensiviert. Sie lief schon Gefahr, pummelig zu werden, als sie Denis Cain begegnete, einem attraktiven Englisch-Kommilitonen, der sehr auf seinen Körper achtete. Durch Denis lernte Lizzie, die Reize der gemächlichen Essensvorbereitungen und des Kochens zu genießen. Indem sie mit Denis zusammen auf dem Markt und –
    wenn sie es sich leisten konnte – in den besseren Geschäften von Rittingdean und Brighton einkaufen ging, begriff Lizzie, welchen Einfluss die Qualität der Zutaten auf Geschmack und 116
    Konsistenz von Speisen hatte. In noch stärkerem Maße wurde ihr dies klar, als sie die eigene Fantasie einsetzte, allmählich mutiger wurde und immer mehr von den Rezepten aus den Büchern und Zeitschriften abwich.
    Es dauerte nicht lange, bis sie dem Kochen völlig verfallen war. Einen Haken aber hatte die Sache: Je besser sie kochte, desto mehr fiel ihr auf, dass Denis ihren Gerichten mit größerer Leidenschaft begegnete als ihr selbst. Die sexuelle Seite ihrer Beziehung war längst im Sande verlaufen, als Lizzie nach Maurice’ Pipers Tod nach Hause zurückkehren und sich um Angela kümmern musste. Doch in den darauf folgenden Jahren lud Denis sich regelmäßig bei Lizzie zum Essen ein, wo immer sie gerade wohnte, bis er nach Kalifornien zog.
    »Du solltest ein Restaurant eröffnen«, sagte er einmal.
    »Dann müsste ich mitten in der Nacht aufstehen, um auf den Markt zu fahren.«
    »Du könntest Köchin werden«, sagte er.
    »Ich hasse es, unten anzufangen und angeschrien zu werden.«
    »Dann solltest du zumindest deine Rezepte veröffentlichen«, beharrte Denis.
    »Das sind doch keine richtigen Rezepte.« Lizzie blieb ablehnend. »Ich albere nur in der Küche herum. Und überhaupt
    – ich werde Journalistin, keine Kochbuch-Autorin.«
    »Gegen gute Kochbücher ist nichts einzuwenden«, sagte Denis. »Und ihre Verfasser verdienen nicht schlecht. Diese Delia ist reich wie Krösus.«
    »Geld ist nicht alles«, sagte Lizzie.
    »Natürlich nicht«, stimmte Denis zu. »Aber es tut auch nicht weh.« Er hielt inne, um einen Finger in ihre belgische Schokoladen-und-Vanille-Mousse zu stippen. »Und du bist eine sagenhaft gute Köchin.«
    Es kostete Lizzie ein paar Jahre journalistischer Bemühungen, 117
    bis sie sich wieder an diese Unterhaltung erinnerte – in einer Zeit, als es ihr immer schwerer fiel, ihre Rechnungen zu bezahlen. Maurice hatte gut für Angela vorgesorgt, aber nichts lässt schneller die Luft aus einem finanziellen Polster als die Behandlung einer chronischen Erkrankung, wie Lizzie nur zu bald lernte.
    Sie begann, indem sie Denis in Venice Beach anrief. Sie erzählte ihm, dass sie seinen Rat – wenn auch ziemlich verspätet
    – befolgen wollte, und fragte ihn, ob er sich an einige der Gerichte erinnerte, die ihm früher besonders gut geschmeckt hatten.
    »An alle«, sagte er.
    »Ich meine es ernst«, erklärte Lizzie. »Ich brauche ein bisschen Starthilfe. Du weißt doch, dass ich nie etwas aufgeschrieben habe, ich habe immer nur probiert.«
    »Aus Spaß an der Freude, hast du damals gesagt«, erinnerte sich Denis. »Spaß in der Küche – das wäre ein guter Titel, findest du nicht?«
    Doch vorerst schrieb Lizzie weiter Zeitschriftenartikel, während sie in Gedanken mit unterschiedlichen Konzepten für das Buch jonglierte, das hoffentlich irgendwann erscheinen würde.
    Und dann, als endlich alles stimmte – als Inhalt, Stil, Struktur und Titel ein Ganzes ergaben –, trat Christopher Wade in ihr Leben und veränderte schlagartig alles.
    »So läuft es doch jedes Mal, oder?«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher