Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
gehört dazu.«
    »Ich weiß.« Ein junger Mann tupfte mit einer Puderquaste in ihrem Gesicht; dann verschwand er wieder in der Dunkelheit hinter den Lichtern. »Ich bin so weit, Bill«, sagte Lizzie.
    »Von vorn, bitte«, sagte er.
    »Oh«, sagte sie. »Ab ›Ferdinand Point war der Meinung‹?«
    »Ganz von vorn.«
    Lizzie blickte hinunter auf das Huhn und betete, dass ihre Hände – falls sie je dazu kommen sollte, etwas zu kochen –
    nicht so schweißig waren, dass ihr der Vogel aus den Fingern und auf den Boden rutschte.
    Sie fing wieder von vorne an.

    »Meine Liebe, du warst wundervoll«, sagte Wilson eine Stunde später zu ihr und küsste sie auf die heiße, feuchte Wange. »Und sieht das Huhn nicht fantastisch aus?«
    »Sehr«, sagte Richard Arden und küsste sie ebenfalls.
    »Kommt bloß nicht auf die Idee, es zu essen«, sagte Lizzie, kurzfristig erblindet, als die Scheinwerfer erloschen.
    137
    »Warum nicht?« Susans Gesicht erschien im Blickfeld. »Es riecht göttlich.«
    »Aber es war von Anfang an nicht besonders frisch. Und dann lag es viel zu lange in der Hitze. Als es schließlich in den Ofen kam, blieb es nicht annähernd lange genug drin … und ich glaube nicht, dass eine Salmonellen-Epidemie der Roadshow sonderlich gut tun würde.«
    »Trotzdem riecht es fantastisch«, sagte Susan.
    »Dann lügt der Geruch offensichtlich«, bemerkte Lizzie. »Ich kann nur sagen, Ferdinand Point würde sich im Grab umdrehen.«

    Als sie den ersten Teil der Reihe im Kasten hatten, flogen Lizzie, Susan und Arden von Lyon nach Nizza, mieteten sich wieder einen Wagen und fuhren über die Grenze nach San Remo. Die anderen folgten im Zug.
    Als Lizzie im Palazzo Grande Hotel eincheckte (das Christopher wegen seiner rollstuhlfreundlichen Ausstattung ausgewählt hatte), teilte man ihr mit, dass Il Dottore – wie alle an der Rezeption ihren Mann nannten – mit Signora Spence und den ragazzi bereits eingetroffen war und sie in einer der beiden Suiten erwartete, die er reserviert hatte. Die eine war nur für sie beide, hatte Christopher betont, als er die Arrangements getroffen hatte, während sich die andere – eine Dreizimmersuite
    – Gilly und Jack, Edward und Sophie teilten.
    »So haben wir mehr Privatsphäre«, hatte Christopher damals gesagt.
    Und Lizzie hatte gespürt, wie sich in ihrem Innern alles zusammenschnürte.
    Seine sexuelle Zurückhaltung im Vorfeld der Tour hatte ihre Besorgnis nicht gemildert, sondern sie im Gegenteil nervöser gemacht. Sie war überzeugt, dass er lediglich den rechten 138
    Augenblick und einen stimmungsvolleren Rahmen abwartete.
    »Geht es dir gut, Lizzie?«, fragte Susan sie jetzt, als sie auf den Fahrstuhl zusteuerten.
    »Ein bisschen müde«, sagte Lizzie und ermahnte sich wieder einmal, vorsichtiger zu sein.
    »Wir haben den ganzen Tag frei«, verkündete Susan strahlend.
    »Es gibt hier einen Meerwasser-Pool, und das Essen soll göttlich sein.«
    »Solange ich es nicht kochen muss«, bemerkte Lizzie.

    Alle unangenehmen Gefühle waren wie weggefegt, als sie sich einer der Suiten näherte und die vor Aufregung erhobenen Stimmen ihrer Kinder hörte.
    »Mami!« Sophie, barfuß und bezaubernd in ihrem hellblauen Strandkleid, sah sie zuerst und kam in ihre Arme gerannt.
    »Hi, Mom.« Edward zog es aufgrund seines höheren Status als Zwölfjähriger vor, mehr Gelassenheit an den Tag zu legen, und schlenderte entspannt auf Lizzie zu. Seine nagelneue Canon baumelte um seinen Hals.
    Lizzie schloss für einen Moment die Augen und ließ sich in den warmen Umarmungen ihres Ältesten und ihrer Jüngsten treiben. Dann machte sie sich von den beiden frei, um nach Jack zu schauen.
    Er war an der Balkontür, mit dem Rücken zur Aussicht. Sein Gesicht lag teilweise im Schatten, doch Lizzie sah mit Erleichterung, dass er sein Nummer-Eins-Lächeln aufgesetzt hatte, wie sie es für sich nannte – das Lächeln, das jeden Millimeter seines Gesichts erhellte und erkennen ließ, dass er wirklich glücklich war; im Gegensatz zu seinem allzu häufigen Nummer-Zwei-Lächeln, das Lizzie sagte, dass der Junge sich unwohl fühlte oder sogar Schmerzen hatte, aber nicht wollte, dass jemand es merkte.
    139
    »Hi, Mom«, sagte er. »Gute Reise gehabt?«
    Lizzie gab Sophie noch einen dicken Kuss, strich Edward übers dunkle Haar und ging durch das große Wohnzimmer zu Jack, der im Rollstuhl saß und mit seinem gestreiften T-Shirt und den Jeansshorts ziemlich cool aussah.
    »Ich hatte eine prima Reise.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher