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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Liege und trug eine dunkelblaue Badehose, eine Sonnenbrille und seinen breitkrempigen Strohhut. Er hatte seine Vorliebe für Hüte beibehalten. Zwar verzichtete er darauf, im Sommer Panamahüte aufzusetzen, weil Lizzie sie nicht mochte, doch in der Stadt trug er immer noch häufig Filzhüte, bei Spaziergängen auf dem Land einen Schlapphut, und von Oktober bis März hatte er regelmäßig seinen Favoriten auf dem Kopf oder in der Hand: ein inzwischen ziemlich zerbeultes Tweed-Exemplar, mit dem er sich ein wenig wie Rex Harrison fühlte.
    Er sah sie, nahm den Hut ab und winkte damit zuerst in ihre Richtung, dann zum Pool, um ihre Aufmerksamkeit auf Edward 145
    zu lenken, der gerade zu einem Kopfsprung ansetzte.
    Lizzie verharrte einen Moment, um ihren ältesten Sohn zu beobachten, dann lief sie auf Christophers Liege zu. Erst jetzt sah sie, dass Jack in seinem Rollstuhl gleich hinter seinem Vater saß, in einem weißen T-Shirt, Shorts und der coolen italienischen Designersonnenbrille, die er vor der Reise mit Lizzie in London gekauft hatte.
    »Hallo miteinander«, sagte Lizzie, als sie näher kam.
    Sophie, die zwei Liegestühle weiter hinten unter einem Sonnenschirm saß und sich mit einem Mädchen unterhielt, das ungefähr in ihrem Alter war, entdeckte ihre Mutter und winkte ihr zu. In ihrem pinkfarbenen Bikini und der Baseballmütze sah sie hinreißend aus, und Lizzies Herz zog sich vor Liebe zusammen.
    »Hi, Mom.« Jack entlockte seinem Rollstuhl ein träges Begrüßungsquietschen.
    »Hallo, Liebling«, sagte Christopher. »Warum schläfst du nicht mehr?«
    »Ich wollte bei euch Rasselbande sein.«
    Lizzie ließ ihre Tasche auf den Tisch zwischen ihrem Mann und ihrem Sohn fallen, gab Jack einen flüchtigen Kuss und drehte sich noch einmal zum Pool um, wo Edward mit einer Gruppe Jungen und Mädchen lachte.
    »Daddy hat gesagt, du würdest im Bett bleiben.« Sophie tauchte neben ihr auf.
    »Hallo, meine Hübsche.« Lizzie umarmte sie. »Hast du dich auch gut eingecremt?«
    »’türlich.«
    »Sie sieht nett aus.« Lizzie blickte zu dem Mädchen, mit dem Sophie sich unterhalten hatte.
    »Das ist Daniela. Sie ist Italienerin, aber sie spricht super Englisch.«
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    »Ed springt wieder«, sagte Jack. »Guck, Mom.«
    Lizzie guckte, aber zu spät. Nur noch ein Sprühnebel aus Wasserspritzern zeigte, wo ihr älterer Sohn ins Wasser eingetaucht war. Sein schlanker, braungebrannter Körper glitt bereits unter der Oberfläche dahin. Lizzie drehte sich um und schaute auf Jack. Sie sah keinen Hauch von Neid auf seinem Gesicht und staunte über seinen Großmut.
    »Ich gehe schwimmen, Mami«, sagte Sophie. »Kommst du mit?«
    »Mami will sich bestimmt ausruhen«, sagte Christopher.
    »Ich würde gern schwimmen.« Mit einer raschen Bewegung zog Lizzie sich das Kleid über den Kopf und kickte die Sandalen von ihren Füßen. »Was ist mit Daniela?«
    »Sie schwimmt nicht gern«, sagte Sophie. »Komm.«

    Eine Viertelstunde später tauchten Mutter und Tochter wieder aus dem Pool auf, liefen direkt zur Dusche, um sich das Salzwasser abzuspülen, und kamen auf dem Weg zurück zu den Liegen Edward entgegen.
    »Ich besorg uns Cola«, erklärte er ihnen. »Will jemand was?«
    »Eis«, sagte Sophie. » Gelato. «
    »Es ist noch ein bisschen zu früh für Eis«, meinte Lizzie.
    »Oooch, Mami.«
    »Hier gibt’s guten O-Saft«, schlug Edward vor. »Frisch gepresst.«
    »Okay«, sagte Lizzie. »Würdest du mir bitte einen holen, Schatz?«
    »Für mich bitte Eis – Schokolade«, sagte Sophie und rannte voraus. Ihre noch nassen Fußsohlen patschten über den Boden.
    »Hast du genug Geld?«, fragte Lizzie Edward.
    »Dad sagt, ich soll dafür unterschreiben«, sagte er und war 147
    schon verschwunden.
    Lizzie drehte sich wieder zu den Liegen um, wo Christopher aufgestanden war und Sophie mit einem Handtuch
    trockenrubbelte. Sie lachte; aus der Entfernung sah es aus, als würde ihr Vater sie kitzeln.
    Irgendetwas in Lizzies Kopf machte Klick.
    »Nein«, sagte sie so heftig, dass mehrere Leute sich umdrehten, um zu sehen, was passiert war.
    Lizzie war alles egal. Fünf große Schritte, und sie war da, packte ihre erschrockene Tochter bei der Hand und zerrte sie von Christopher weg.
    »Was ist?«, wollte Sophie wissen. »Mami, was tust du denn?«
    Lizzie ließ sie los, fühlte ihre Wangen glühen und wusste, dass sie einen dummen, ungeschickten Sturzflug in ein Territorium gemacht hatte, das zu meiden sie sich geschworen hatte. Also versuchte sie,

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