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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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bist. Und ich weiß auch, dass ich das Recht verloren habe, das Gleiche von dir zu erwarten. Aber könntest du nicht ein klein wenig Vertrauen haben?«
    »Ich habe Vertrauen«, sagte sie. »Zu dem Rest von dir.«
    »Nein«, sagte Christopher. »Offensichtlich nicht. Sonst hättest du das da unten niemals getan.«
    »Ich habe überreagiert«, sagte Lizzie. »Es tut mir Leid.«
    »Du hast mich mehr oder weniger beschuldigt …« Seine Gesichtsfarbe war wieder zurückgekehrt, doch seine Qual wuchs. »Ich bringe es kaum über die Lippen, Lizzie.«
    »Es war keine Beschuldigung, es war eine Reaktion, als ich gesehen habe, wie du Sophie abgetrocknet hast … wie du sie gekitzelt hast, unser hübsches kleines Mädchen …«
    »Unsere Tochter«, rief er aus. »Mein eigenes Kind.«
    »Ich konnte nicht anders, Christopher. Ich sah dich mit ihr da stehen, und plötzlich hat mich Panik gepackt … schreckliche Angst davor, was eines Tages geschehen könnte. War das wirklich so ungerechtfertigt, angesichts deiner Vorgeschichte?«
    »Ungerechtfertigt?«, sagte er und wurde lauter. »Es ist ungeheuerlich, dass du dir so was zusammenspinnst, wo das 151
    Einzige, was du mir je zugute gehalten hast, die Tatsache ist, dass ich ein guter Vater bin.«
    Scham durchflutete sie, und doch konnte sie offenbar nicht ablassen von dem, was sie jetzt angefangen hatte.
    »Vielleicht hast du mich ja einmal zu oft missbraucht.«
    »Ich habe dich nicht angefasst.«
    »Seit einiger Zeit nicht mehr …«
    »Seit Monaten nicht!«
    »Und dafür soll ich dir dankbar sein?« Lizzie war wieder aufgesprungen. Ihr Zorn wuchs, auch wenn sie nicht wusste, warum das alles gerade heute überkochte, ausgerechnet jetzt, wo im Grunde gar nichts passiert war.
    »Mich einer kleinen Gehirnwäsche unterziehen? Alles auslöschen, was du vorher getan hast?«
    »Nur, wenn ich nicht anders konnte.«
    »Gerade eben hast du noch betont, wie großartig du dich in letzter Zeit zurückgehalten hast«, erwiderte sie scharf. »Was denn jetzt? Entweder kannst du dich zurückhalten, oder du kannst es nicht!«
    »Aber das hat alles nichts damit zu tun, was eben da unten am Pool passiert ist. Nicht passiert ist!«
    »Natürlich hat es damit zu tun«, schrie sie zurück. »Es geht hier einzig und allein um Vertrauen, begreifst du das nicht?«
    »Ja«, sagte Christopher. »Wahrscheinlich hast du Recht.«
    Lizzie sank wieder in ihren Sessel.
    »Es läuft tatsächlich alles auf dasselbe hinaus.« Er hatte sich wieder ein wenig beruhigt. »Es läuft auf etwas hinaus, das ich nie richtig verstanden habe. Aus welchem Grund – nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben – mein simples Bedürfnis nach dir, nach meiner Frau, etwas so furchtbar Schreckliches sein soll.« Er hielt inne. »Und selbst wenn es dir 152
    so entsetzlich erscheint, Lizzie – wenn es das einzige Schreckliche an mir ist, mit dem du dich hin und wieder abfinden musst, hast du doch sicher nicht allzu viel Grund zur Klage?«
    »Wegen dem hier, meinst du?« Sie sah sich in dem
    traumhaften Hotelzimmer um. »Oder wegen unserer zwei schönen Wohnungen?«
    »Ich glaube, wenn du ein bisschen toleranter wärst, ein bisschen weniger prüde, weniger frigide « , sagte Christopher,
    »würdest du vielleicht begreifen, für wie viele Dinge du im Grunde dankbar sein kannst, statt dir solche widerwärtigen, gegenstandslosen Anschuldigungen zusammenzuspinnen.«
    »Ich habe dich nicht beschuldigt«, sagte sie kühl. »Ich habe nur instinktiv reagiert, als ich sah, wie der Mann, der mich im Laufe der Jahre immer wieder missbraucht hat, meine halb nackte siebenjährige Tochter kitzelte.«
    »Unsere Tochter«, sagte er mit beinahe schriller Stimme. »Die ich über alles liebe.«
    »Ich weiß«, sagte Lizzie. »Und ich entschuldige mich, so überreagiert zu haben, besonders in der Öffentlichkeit. Und vor allem vor Sophie.«
    »Und Jack«, fügte Christopher hinzu.
    »Ich entschuldige mich aber nicht für meine Instinkte.«
    »Gott bewahre, dass du jemals ganz im Unrecht sein solltest.«
    »O nein, ich finde, ich mache sogar sehr viele Fehler«, sagte Lizzie.
    »Bei mir zu bleiben, meinst du.«
    In diesem Moment erkannte sie, wie sinnlos diese
    Unterhaltung war, und wie grauenvoll, und da sie wusste, dass Gilly und die Kinder sich allmählich fragten, wo sie blieb, beschloss sie, zu ihnen zurückzugehen, bevor Christopher es tat, und ging zur Tür.
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    »Hast du genug?«, fragte er.
    »Mehr als genug.« Sie drehte sich noch einmal

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