Blankes Entsetzen
war, dann wandte er sich an Novak.
»Wir müssen Clare suchen gehen, Mike«, sagte er.
Novak starrte ihn an und sah seinen bizarren Auftritt – bevor Wade und Helen die Show an sich gerissen hatten – noch einmal vor Augen.
»Du hast meinen Computer zerschlagen«, sagte er. »Und dann hast du gesagt, ich hätte dich ausspioniert. Ich will wissen, was du damit gemeint hast.«
»Hacken«, sagte Allbeury. »Oder, besser gesagt, Cracken.« Er tastete in seiner Tasche nach dem Autoschlüssel. »Das muss warten, bis wir Clare gefunden haben.«
»Wenn jemand zu Clare geht«, sagte Novak, »bin ich es.«
»Nicht ohne mich«, sagte Allbeury.
»Du bist verrückt geworden.« Novak kehrte ihm den Rücken zu.
Allbeury hielt ihn am Arm fest. »Hör mir zu, Mike …«
»Lass mich los«, sagte Novak.
»Du musst mir zuhören.«
»Lass meinen Arm los!«
Allbeury gehorchte. »Ich bin ziemlich sicher«, sagte er, »dass Clare in ernsthaften Schwierigkeiten steckt.«
»Was für Schwierigkeiten?«
»Können wir sie nicht einfach suchen gehen?«, sagte Allbeury eindringlich. »Denn wenn wir sie nicht sehr schnell finden, Mike, habe ich Angst, was passieren wird.«
94.
Die Tower Bridge war hochgezogen, als Lizzie und Clare aus dem Shad Tower kamen. Lizzie hörte die große, rothaarige Frau leise vor sich hinfluchen. Doch als sie die St.-Saviours-Fußgängerbrücke überquert hatten, um das Design-Museum herum und hinunter zur Shad-Thames-Gasse gelaufen waren – stets bemüht, auf dem Kopfsteinpflaster nicht auszurutschen –, war das große Schiff, für das man die Brücke hochgezogen hatte, bereits darunter hindurchgesegelt und die Tower Bridge binnen weniger Augenblicke wieder heruntergelassen.
»Wäre es nicht besser, ein Taxi zu nehmen?«, fragte Lizzie und spähte in die Dämmerung.
»Sehen Sie eins, das frei ist?«, fragte die andere Frau ein wenig schnippisch.
Lizzie fühlte sich erschöpft. »Ich glaube, ich kann nicht allzu schnell laufen«, sagte sie. »Tut mir Leid.«
Clare Novak nahm ihren Arm. »Ich helfe Ihnen.«
Lizzie war die körperliche Nähe nicht unbedingt angenehm, aber sie widersprach nicht. Sie fühlte sich in diesem Augenblick, hier draußen im Wind, zwischen den vielen Menschen und dem dichten Verkehr um sie herum, so schwach, dass sie Unterstützung gebrauchen konnte.
»Warum haben Sie denn nicht angerufen, statt mich abholen zu kommen?«, fragte sie.
»Robin hatte den Anrufbeantworter eingeschaltet«, sagte Clare Novak, »und ich wollte nicht einfach nur eine Nachricht hinterlassen, falls Sie nicht drangehen.«
Lizzies Verwirrung wuchs. Sie war sich nicht mehr sicher, ob es klug war, mit dieser energischen Frau, die eine Freundin von Robin sein mochte, für sie aber eine völlig Fremde war, irgendwohin zu gehen.
Sie überquerten die Brücke und bogen an der Ampel in die East Smithfield ab. Die Straßen waren verstopft von Autos und Fußgängern. Clares Hand lag nach wie vor an Lizzies Ellbogen, und Lizzie, die sich auf unvertrautem Territorium befand, fühlte sich orientierungslos und durch die Nähe der anderen Frau bedrängt.
»Ist es noch weit?«, fragte sie außer Atem.
»Nicht sehr.«
»Ich weiß immer noch nicht, was passiert ist.«
»Sie machen sich Sorgen, nicht wahr?«, sagte Clare Novak.
»Natürlich.«
»Es wird ihm bald wieder gut gehen«, sagte die andere Frau. »Ich bin Krankenschwester und habe mich um ihn gekümmert.«
Lizzie zog ihren Arm weg und blieb stehen.
»Was ist los?« Clare blieb ebenfalls stehen.
»Ich muss kurz verschnaufen.« Lizzie versuchte, wieder zu Atem zu kommen – und sie hatte das Bedürfnis, die Kontrolle zu übernehmen.
»In Ordnung«, sagte Clare.
»Jetzt erzählen Sie mir bitte, was passiert ist.«
»Eine Schlägerei«, sagte Clare rundheraus.
»Eine Schlägerei ?« Lizzie blinzelte. »Mit wem?«
»Mit Mike«, sagte die andere Frau, »meinem Mann.«
Lizzie war sicher, dass sie den Namen Mike Novak schon einmal gehört hatte – von Robin wahrscheinlich –, aber sie erinnerte sich nicht, in welchem Zusammenhang.
»Können Sie jetzt weitergehen?«, fragte Clare.
Ein Mann und zwei Frauen liefen um sie herum, um auf dem Bürgersteig weitergehen zu können; sie schwatzten lebhaft, und ihre Normalität beruhigte Lizzie ein wenig.
»Ja«, sagte sie. »Alles in Ordnung.«
»Es ist nur, weil ich ihn nicht zu lange alleine lassen will«, sagte Clare. »Robin, meine ich.« Sie bedachte Lizzie mit einem freundlichen Lächeln. »Sie
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