Blankes Entsetzen
Lizzie das Schild mit der Aufschrift Novak Investigations Ltd.
Natürlich, daher kannte sie den Namen! Robin hatte die Novaks bei ihrem Abendessen in West Hampstead erwähnt: der Privatdetektiv und seine Frau, die gemeinsam eine Detektei führten. Sie erinnerte sich, dass er sie als »nette Leute« bezeichnet hatte.
»Das ist Ihre Detektei«, sagte sie.
»Ja.«
»Sagten Sie nicht, dass Sie Krankenschwester sind?«
»Früher mal. Heute arbeite ich in Teilzeit.« Clare öffnete die Haustür. »Es ist ein bisschen verfallen, fürchte ich, und ein ziemlicher Aufstieg. Passen Sie gut auf, wo Sie hintreten.«
Sie hatte Recht, stellte Lizzie fest. Das Haus war schlecht beleuchtet, aber ausreichend, dass die schmuddeligen weißen Wände und der große, altertümliche Fahrstuhl zu sehen waren, vor dessen altmodischer Tür, die sich beim Öffnen zusammenfaltete, ein »Außer-Betrieb«-Schild und ein großes Vorhängeschloss hingen.
»Ich gehe voraus«, sagte Clare. »Lassen Sie sich Zeit.«
Das brauchte sie der völlig erschöpften Lizzie nicht zweimal zu sagen.
Sie kamen an der ersten Etage vorbei, wo Totenstille herrschte. Alle Türen waren verschlossen. Ein verstaubtes Paket lehnte neben einer Ausgabe der Gelben Seiten an der Wand. Der zweite und dritte Stock waren ebenfalls unbewohnt. Als sie den vierten Stock erreichten, war Lizzie völlig außer Atem.
»Tut mir Leid wegen der vielen Treppen«, rief Clare ihr von oben zu. »Man gewöhnt sich daran.«
»Wohl eher Sie als ich«, keuchte Lizzie.
In der obersten Etage war es heller, und auf der einzigen Tür prangte ein weiteres, etwas kleineres Schild der Detektei. Clare stand einen Moment lang da und starrte die Tür an.
»Stimmt was nicht?«, fragte Lizzie atemlos. Ihre Beine schmerzten.
»Alles okay«, sagte Clare. »Hoffe ich.«
Sie drückte die unverschlossene Tür auf und ging hinein.
97.
»Sie ist nicht hier.«
Novaks Worte, als er ins Wohnzimmer des kleinen Apartments in der Lamb’s Conduit Street zurückkam, ließ Allbeurys innere Alarmglocken schrillen.
»Keine Nachricht?«, fragte er. »Kein Zettel?«
»Nichts.« Novak schüttelte den Kopf. »Sie hatte keinen Grund, mir einen Zettel zu hinterlassen. Und es gibt auch keinen Grund, warum sie den ganzen Tag zu Hause bleiben sollte, nur weil sie nicht im Büro war.«
»Was glaubst du, wo sie ist?«
»Sie kann überall sein.«
»Überall hilft uns beim Suchen nicht viel weiter«, meinte Allbeury.
»Das heißt, falls ich sie suchen wollte«, sagte Novak.
»Ich gebe dir mein Wort«, sagte Allbeury. »Du musst Clare finden.«
»Verdammt, hör auf damit. Sag mir lieber, warum.«
»In Ordnung«, sagte Allbeury. »Aber du solltest dich besser hinsetzen.«
»Sag es mir einfach.« Novak setzte sich trotzdem.
Allbeury selbst blieb stehen. Ihm war bewusst, dass er ein Risiko einging, sich so von seinen Instinkten leiten zu lassen, selbst wenn diese immer sehr verlässlich waren. Doch Winston Cooks Spur hatte zu Novak Investigations geführt. Es gab zwei Novaks, die in der Detektei arbeiteten, und Mike lobte Clare immer als seine hausinterne Computerexpertin.
»Ich glaube«, begann er ganz langsam, »dass Clare –obwohl ich keine Ahnung habe, warum sie so etwas tun sollte – möglicherweise in mein Computersystem eingedrungen ist.« Er sah den Ausdruck in den Augen seines Gegenübers und wie ihm die Röte in die Wangen stieg, sprach aber trotzdem eilig weiter. »Dass sie in die Dateien auf meiner Festplatte eingedrungen ist. Sich eingehackt hat.« Er hielt inne. »Sie gecrackt hat.«
»Du Dreckskerl.« Novak sprang auf. »Du verdammter Mistkerl! Mir zu erzählen, dass Clare in Schwierigkeiten steckt, mich halb zu Tode zu erschrecken, nur damit du hierher kommen und sie eines solchen Schwachsinns beschuldigen kannst!«
Allbeury wartete darauf, dass Novak zu einem Schlag ausholte. Er konnte Novaks Wut verstehen – und der Zorn seines Freundes bestätigte ihn in der Überzeugung, dass er nicht der Hacker war.
Aber Novak schlug ihn nicht, stand einfach nur da und schäumte vor Wut.
»Ich fürchte«, sagte Allbeury leise, »ich habe Beweise, Mike. Ich wünschte, es wäre anders, aber so ist es leider nun mal.«
»Was für Beweise?«, stieß Novak verächtlich hervor.
»Und ich bin ziemlich sicher, dass Inspector Shipley ihre eigenen Schlüsse zieht, sobald sie wieder einen klaren Kopf hat.«
»Was hat Shipley damit zu tun?« Angst und Verwirrung waren in seinen Blick zurückgekehrt, gemischt
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