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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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saß.
    »Wo bleibt der verdammte Krankenwagen?«, fragte sie.

91.
    Christopher steckte im Verkehr auf dem Uferdamm fest. Ihm war bewusst, dass er keineswegs fahrtüchtig war, doch ihm war ebenso klar, während er gegen den dichten Nebel in seinem Kopf ankämpfte, dass er sich selbst nur noch wenige Optionen offen gelassen hatte.
    Er hatte soeben eine Polizeibeamtin eine Treppe hinuntergestoßen. Er hatte es sich endgültig und unwiderruflich mit Lizzie verdorben. Und das mit Abstand Schlimmste: Er hatte das Bild, das Jack von ihm gehabt hatte, für immer zerstört. Wahrscheinlich wussten es mittlerweile auch die anderen Kinder, aber Jack war derjenige, der ihn am meisten brauchte.
    Gebraucht hatte.
    Denn jetzt war alles vorbei.
    Hinter ihm drückte jemand auf die Hupe. Nach einem Blinzeln, um seine Sicht zu klären, sah er, dass die Autos vor ihm bereits weitergefahren waren.
    Er hob entschuldigend die rechte Hand und fuhr wieder an.
    Vor ihm lagen nichts als Schande und Scham, vielleicht sogar Gefängnis. Einsamkeit.
    Es blieb nur noch eine einzige Entscheidung, die er fällen musste.
    Auf welche Weise er sterben wollte.
    Immerhin hatte er das Glück, dass er diese Wahl treffen konnte.
    Doch er musste sie schnell treffen, sonst würden sie ihn vielleicht vorher finden und aufhalten und ihm auch das noch ruinieren.

92.
    Lizzie schlief noch, als das Geräusch sie weckte.
    Ein Summen.
    Sie schlug die Augen auf und ließ den Blick durch das jetzt halbdunkle, fremde Zimmer wandern. Einen Augenblick war sie desorientiert, dann fiel ihr alles – alles – wieder ein. Sie setzte sich auf und drückte auf den Wecker.
    Doch das Summen hielt an. Es kam nicht aus dem Zimmer, sondern von draußen.
    »Robin?«, rief sie.
    Sie schob die Decke von sich, sah die Notiz am Wecker und tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe.
    Ich muss eine Weile weg. Dürfte nicht allzu lange dauern. Bedienen Sie sich!
    Liebe Grüße
    Robin
    Lizzie fand ihre Schuhe und machte sich auf die Suche nach dem Ursprung des Summens. Sie verließ das Schlafzimmer und ging einen Flur entlang, wo sie im Gehen das Licht einschaltete, und kam an schöneren Bildern vorbei als die in der Eingangshalle.
    Nahe dem Aufzug sah sie ein Videotelefon. Von hier kam das Geräusch.
    Lizzie nahm den Hörer ab und blickte auf den Bildschirm. Sie sah das Schwarzweißbild einer jungen Frau mit lockigem Haar und drückte einen der Knöpfe, um mit ihr zu sprechen.
    »Ja?«, fragte sie.
    »Sind Sie Mrs Wade?«, fragte die Frau mit leicht schottischem Akzent.
    »Bin ich«, antwortete sie überrascht.
    »Robin sagte mir, dass Sie hier sind.« Die Frau hielt inne. »Habe ich Sie geweckt?«
    »Das macht nichts«, sagte Lizzie. »Kommen Sie hinauf.«
    »Dazu ist keine Zeit. Sie müssen mit mir kommen.«
    »Ich verstehe nicht …«, sagte Lizzie verwirrt.
    »Es gab einen Unfall«, sagte die Frau. »Robin wurde verletzt.«
    »Mein Gott, was denn für ein Unfall?« Lizzie zögerte. »Tut mir Leid, aber ich kenne Sie nicht … ich kann nicht einfach mitkommen, ohne …«
    »Mein Name ist Clare Novak«, sagte die junge Frau. »Ich bin eine Freundin von Robin. Bitte kommen Sie mit. Robin fragt nach Ihnen.«
    Lizzies Verwirrung wuchs. »Wo ist er? Im Krankenhaus?«
    »Es ist nicht weit«, sagte Clare Novak. »Bitte kommen Sie jetzt, wir können zu Fuß gehen.«
    »Ich …«
    »Bitte«, sagte die andere Frau drängend. »Robin braucht Sie.«
    Lizzie musste daran denken, wie freundlich er gewesen war.
    »Ich bin gleich unten.«

93.
    Der Krankenwagen war in New Smithfield eingetroffen. Zwei Sanitäter trugen Helen die Treppe hinunter und wollten wissen, ob Allbeury oder Novak sie ins St.-Thomas-Krankenhaus begleiten würden.
    »Ich nehme doch an, dass die Polizei mit Ihnen sprechen will«, sagte einer der Männer.
    »Ich bin die Polizei«, sagte Helen.
    »Trotzdem, meine Liebe«, sagte der Sanitäter überfreundlich, als glaubte er, sie litte unter Wahnvorstellungen.
    »Hören Sie«, sagte Novak zu dem Mann, »sie ist Inspector bei der Kriminalpolizei.«
    Allbeury blieb neben Helen stehen, um ihr ins Ohr zu flüstern: »Ich komme später ins Krankenhaus und erzähle Ihnen alles, was ich weiß. Aber jetzt müssen Mike und ich gehen. Wir müssen .«
    Helen blickte ihm ins Gesicht, und ihr Verdacht verflüchtigte sich, ja, ihr Bauchgefühl drängte sie jetzt, sich auf seine Seite zu stellen.
    »Gehen Sie nur«, sagte sie ihm.
    Allbeury wartete, bis der Krankenwagen außer Sichtweite

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