Blanks Zufall: Roman
Event-Management' war, weil er endlich international tätig werden will, lernte er Damon Blacks Manager kennen. Weil er dabei sofort an dich dachte, ergriff er die Gelegenheit, um mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Du weißt ja, wie Henning ist, wenn er jemanden kennen lernen möchte. Sorgfältig ausgesuchte Nebensächlichkeiten, zum richtigen Zeitpunkt ausgesprochen, sorgen für ein offenes Gespräch, dazu Hennings angenehme Ausstrahlung und sein Taktgefühl, die Grenzen eines jeden individuell zu respektieren. Wie du weißt, fühlt sich irgendwie jeder in seiner Nähe wohl. Und dem Manager von Damon Black, Charles McFrice, erging es anscheinend nicht anders. Henning hat nicht damit geprahlt, Damon Black persönlich getroffen zu haben, so ist er ja nicht, aber er klang sehr begeistert von deinem Vorbild. Aber das ist nicht die Begegnung, die ich meine und die er meinte. Durch Charles McFrice lernte Henning noch jemand anderen kennen, einen weiteren Mental-Magier, der von ihm gemanaget wird: Dougan Hall.“
„Kenne ich nicht“, sagt Marcus.
„Kannst du auch nicht kennen. Dougan Hall ist so alt wie wir und soll der nächste Damon Black werden. Jedenfalls hat das Charles McFrice zu Henning gesagt.“
Damon Black ist nicht zu ersetzen, denkt Marcus, aber welcher Fan würde das nicht denken von seinem Idol? Er verstrickt sich hier zu sehr in ein Phänomen, das in der Soziologie gerne Götzenverehrung genannt wird.
„Okay, und was ist mit diesem Dougan Hall?“, fragt er.
Frank schnauft und nimmt drei kurze, schlürfende Schlucke aus seinem Kaffeebecher. Marcus kann sich nicht erinnern, dass sein Freund jemals eine Geschichte so lang hinaus gezögert hat. Wenn er etwas zu erzählen hat, dann überfällt ihn ein Redefluss, kaum zu unterbrechen. Hennings Geschichte scheint ihm dagegen Mühe zu bereiten.
„Dougan Hall ist Hennings Untergang“, sagt er schließlich und bricht wieder ab, um seinen Kaffee weiter zu trinken.
„Ach, das klingt theatralisch.“
„Zumindest kann Dougan Hall sein Untergang sein, das stellt sich morgen heraus. Henning hat mir auch erst vor zwei Tagen von ihm erzählt, obwohl das ganze Spiel mit ihm schon seit Monaten läuft.“
„Spiel?“
„Ja, ein Spiel, eine Wette. Aber ohne Einsatz.“
MIT DEM PROGRAMM Skype (und auch anderen) ist es heutzutage möglich, über das Internet, und damit über große räumliche Distanzen hinweg, zu telefonieren ohne bezahlen zu müssen. So haben Henning und Frank vor zwei Tagen (als Marcus mit Anna Schluss machte und sein Kiffen aufgab) über Stunden das Problem, das Dougan Hall heißt, ausgebreitet.
Die meiste Zeit hörte Frank zu und diese Zurückhaltung kann er nun kompensieren, indem er Marcus alles detailliert berichtet, denn das mag er, detailliertes Berichten. Manchmal findet Marcus seinen Freund deswegen anstrengend, heute ist er froh, dass Frank sich fast alles merken kann, was er hört (eine nützliche Voraussetzung, findet Marcus manchmal, für einen Mentalisten). Und Details füllen Franks Erzählungen mit Leben. Während sein Freund redet, sieht Marcus Bilder vor sich, wie sie durch ein Hörbuch ausgelöst werden.
Die Hotelbar, in der sich Henning und Dougan Hall zum ersten Mal begegnen, als sie von Charles McFrice einander vorgestellt werden, ist in Marcus' Vorstellung ein großer, ruhig beleuchteter Raum, mit Theke und vielen Einzeltischen, nicht gut besucht, und einer Bühne, auf der eine Jazz-Kombo vor sich hin improvisiert.
Drei jüngere Männer in Anzügen sitzen an einem der Tische, vor sich ihre Whiskeys, und sie plaudern über Fussball (ein Thema, das Marcus wenig interessiert). Die beiden gebürtigen Engländer McFrice und Hall zollen ihren Respekt vor der deutschen Mannschaft und fragen Henning, ob er sich Chancen ausrechnet für sein Land bei der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr (das Treffen im Hotel fand im Winter 2009 statt). Sie unterhalten sich weiter über ihre Geschäfte, über das Management und die Unterhaltungsindustrie. Irgendwann zeigt Dougan Hall, was seine Profession ist, und führt Kartentricks vor. Je mehr Alkohol die drei trinken, desto ausgelassener ist der Abend, desto weniger Hemmungen haben sie, sich freundschaftlich zu benehmen, und nicht wie die drei Fremden, die sie eigentlich sind. So kommt es, dass Henning und Hall Nummern austauschen und sich unverbindlich für ein weiteres Treffen verabreden.
Henning weiß nicht, welches Interesse der junge Mentalist an ihm hat, er selbst fühlt sich
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