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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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griechische Arkadien zu spazieren, Oliven zu pflücken und sie damit zu füttern: Simona auf einer Tempelruine sitzend, in einem weißen Sommerkleid, an dem mykenische Schneckenornamente hochkletterten, die Haare noch etwas nass vom gemeinsamen Meeresbad, und während sie sich auf Steinen in der Sonne rekelte, übersetzte ihr Johannes die Inschriften diverser Gräber und Heiligtümer. Doch Peppi zog ihm den Polster weg.
    »Aufstehn! Du hast Post!«
    Behäbig rappelte sich Johannes auf und lehnte sich an die Wand. Er ließ die Beine vom Bett baumeln und setzte sich die Brille auf die Nase. Seine Locken standen in alle Himmelsrichtungen, und auf seiner rechten Körperhälfte zeichneten sich die Falten der Bettwäsche ab.
    »Ich kann die blöden MMS nicht lesen. SMS gehen, aber das kann ich nicht«, murmelte Johannes schlaftrunken.
    »Kein MMS! Du hast an Brief«, grinste Peppi, warf sich auf Johannes’ Schreibtischsessel und rotierte im Kreis.
    »Simona schreibt keine Briefe, nur Facebook, MMS, SMS und so Käse.«
    »Herst, Johannes, net vo da Simona. A Brief aus Hamburg war in da Post, vo St.   Pauli!«
    »St.   Pauli? Hamburg?«, wiederholte Johannes, schlagartig wach, und wollte Peppi um den Brief bitten, aber der hatte diesen bereits aufgerissen und begann vorzulesen.
FC St.   Pauli
Heiligengeistfeld 1
20359 Hamburg

An: FC St.   Peter
c/o Schriftführer Johannes A. Irrwein
Hauptstraße 7
3072 St.   Peter am Anger

Betreff: Freundschaftsspiel Einweihung Flutlichtanlage

Sehr geehrter Herr Schriftführer
Johannes A. Irrwein,

Wir bedanken uns herzlich für die Einladung Ihres Vereins zu einem Testspiel am 4.   9.   2010. Der FC St.   Pauli feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen, und da der Verein in 100   Jahren noch nie ein Spiel gegen einen alpinen Fußballverein ausgetragen hat, haben wir beschlossen, Ihre unorthodoxe Einladung anzunehmen. In Ermangelung einer E-Mail-Adresse übersenden wir Ihnen hiermit eine postalische Bestätigung und bitten Ihre Sekretärin, sich bald bei unserer Sekretärin zu melden, da etliche Organisation in kurzer Zeit vollbracht werden muss.

¡Hasta la victoria siempre!
Der Testspielorganisator des FC St.   Pauli
    »Johannes, i glaub, i spinn.« Peppi starrte das Stück Papier mit offenem Mund an, als wäre es aus Gold.
    Johannes riss Peppi den Brief aus der Hand. Seine Augen sprangen von Wort zu Wort. Ihm wurde unter dem Pyjama ganz heiß, während ihm gleichzeitig die Gänsehaut ins Genick schlich. Peppi sprang im Schweinsgalopp im Zimmer herum.
    »Des wird sooo geil! St.   Pauli spült in da obersten piefkischen Liga und is ur da Kultverein!«
    Johannes dachte an die Dinge, die er im Zuge seiner Recherche gelesen hatte, und unterbrach ihn mit einem lauten, strengen: »Nein! Das Spiel wird nicht stattfinden.« Peppi hörte auf zu tanzen.
    »Ich meine, wie stellst du dir das vor? St.   Pauli sind doch die, die einen Totenkopf als Maskottchen haben und aus lauter Altlinken, Kommunisten, Punks und Prostituierten bestehen. Was glaubst du, was das für einen Skandal gäbe, kämen die nach St.   Peter am Anger!« In Peppis Augen sammelte sich die Enttäuschung. »Abgesehen von der Tatsache, dass das einen riesigen Zusammenprall geben würde, der in einem Krieg der Kulturen endet, ist das logistisch nicht möglich. Der St.-Petri-Fußballplatz ist total schief! Ich werd da nachher gleich absagen. Wir verraten niemandem was, und dann ist die Sache gegessen!«
    Peppi war den Tränen nahe, und Johannes erklärte ihm, dass er St.   Pauli nur geschrieben habe, weil der Trainer angeordnet hätte, fünfzehn Vereine zu kontaktieren. Und nachdem er die acht Kleinvereine aus der näheren Umgebung, die einen Webauftritt hatten, angeschrieben hatte, hatte er noch sieben Briefe an die ersten sieben Ergebnisse seiner Webrecherche mit dem Stichwort Freundschaftsspiel geschickt, weil er keine Lust mehr gehabt hatte, mühsam weitere Kleinvereine zu recherchieren. Peppi schluckte, Johannes knüllte den Brief zusammen und warf ihn in den Mistkübel.
    »So, und jetzt geh bitte, Peppi, ich muss duschen, mich anziehen und ein Absageschreiben formulieren. Und bitte erzähl bloß niemandem davon!«
    Manfred saß immer noch in der Einfahrt, damit beschäftigt, die Briefe, Zeitungen, Werbeprospekte und Postwurfsendungen zu ordnen. Er zuckte zusammen, als sich Peppi zu ihm auf den Boden setzte und ihm wortlos beim Einordnen half.
    »Geht’s da guat?«, fragte der Briefträgerlehrling nach

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