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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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einiger Zeit.
    »Na ja. Na.« Peppi hielt einen Moment inne, doch dann sprudelte die Enttäuschung aus ihm heraus: »So deppert! Wir könnten gegen den FC St.   Pauli spülen, a Verein in der oberstn Spielklass in Piefkinesien, owa der Johannes wüll net. Der mag’s net amoi probiern, owa i denk mir, ma muss ollas probiern.« Peppi erhob sich aus der Hocke und trat gegen einen von Ilses Blumenstöcken. »Es is olles a Schaß. I muss zum Training. Pfiat di!«
    Peppi machte sich im Laufschritt auf den Weg, blieb vor der Hauptstraße jedoch kurz stehen, und rief: »Owa dazähl des bitte niemandem!«
    Manfred nickte, winkte ihm hinterher, und auch als Peppi nicht mehr zu sehen war, winkte er noch.
    Meine zivilisierten Freunde! Ihr hattet immer recht, der Intellektuelle, der mit seinem Leben viel vorhat, muß sich vom weiblichen Geschlecht fernhalten. Unberechenbar sind sie, manipulativ und lenken einen von der Arbeit ab. Simona N., dies Geschöpf der Aphrodite, benimmt sich, als würden die kosmischen Gesetze der Ratio für sie nicht gelten. Einen schönen Abend hatten wir, doch plötzlich war sie zickig und abweisend, ohne daß ich irgendwas getan hätte! Nun reagiert sie weder auf meine Nachrichten, beantwortet meine Anrufe nicht und schrieb lediglich eine kurz angebundene Botschaft; sie fände es schade, daß ich so wenig Interesse an ihr hätte. Dies zeigt, wie sie mich manipulierte: Obwohl wir im Digamma-Klub schworen, niemals von dem Verfallsobjekt eines Mobiltelefons Gebrauch zu machen, da dies nichts ist als die moderne Sklavenfessel, unterwarf ich mich und ließ mich mit einem Klapphandy in Ketten legen. Und während all dieses Geplänkels lenkte sie mich von der Arbeit ab, und so unterlief mir der Fehler, daß ich, der ich als Geschichtsschreiber außenstehen und mich aus den Belangen meines zu studierenden Volkes raushalten sollte, das Leben der Bergbarbaren beeinflußte, dadurch, daß ich beinah ein Ereignis verursacht hätte, das nicht stattfinden darf, um meine Forschungsergebnisse nicht zu beeinflussen. Meine zivilisierten Freunde: Aphrodite ist ein Luder!
    PS: Verzeiht mir meine Aufgebrachtheit, aber der heutige Tag begann so schlecht, daß ich voll der Rage bin.
    Der Briefträgerlehrling Manfred behielt natürlich nicht für sich, was ihm Peppi anvertraut hatte. Obwohl sich Manfred fest vorgenommen hatte, zu schweigen – als er seiner Mutter gegenüberstand, der er in jene Wolke aus Parfum und Haarspray ihres Friseursalons Kataloge bringen musste, konnte er nicht anders, als ihr von seinem Geheimnis zu erzählen. Angelika Rossbrand wiederum entrutschte die Kunde zum ersten Mal beim Stirnfransenschneiden, zum zweiten Mal beim Dauerwellendrehen, zum dritten Mal beim Augenbrauenfärben, und bei all dem Gemurmel über große Vereine und ungeheuerliche Angebote, das aus den Fenstern des Friseursalons drang, wurde schließlich ein Wölkchen aus jener dicken Wolkendecke neugierig, die über St.   Peter am Anger hing. Klein war es, vielfach ausgebeult, als ob ihm tausend Ohren und Augen entwachsen wären, und sein ganzer Wolkenbauch schuppte sich wie von Federn überzogen. Die Wolke rückte sich über St.   Peter zurecht und schwoll an, sich an der geheimen Nachricht satt fressend. Sie dehnte sich aus, formte sich zu einer Posaune und fütterte den Wind, der sich Fetzen dieser ungeheuerlichen Nachricht schnappte, um sie durch das Tal zu tragen. So sickerte die geheime Botschaft, ein Skandalverein vom Nordmeer wolle gegen den FC St.   Peter am Anger spielen , von der neugierigen Tiefdruckfront getrieben, durch alle Ritzen der Fußböden und Hausmauern. Und während der ahnungslose Johannes an seinem Absageschreiben feilte, war aus der neugierigen Wolke ein Sturm geworden – und von den Windhosen mit der Kunde beschallt, sprach ganz St.   Peter von dieser Ungeheuerlichkeit.
    »Oida, Johannes!«
    Johannes klappte sein Notizbuch zusammen und schob es eilig unter die Schreibtischunterlage, als Peppi zum zweiten Mal an diesem Tag uneingeladen sein Zimmer stürmte. Johannes sprang zornig von seinem Schreibtisch auf, wollte Peppi anherrschen, dieser solle seine Privatsphäre respektieren, doch dann sah er, dass Peppi im Trainingsgewand und ungeduscht vom Sport direkt zu ihm gelaufen war. Peppi stemmte sich gegen die Zimmertür, drehte den Schlüssel um und kippte den Sessel, auf dem Johannes abends seine Kleidung ablegte, unter die Türklinke.
    »Se wissen’s!«
    Johannes ließ sich auf den Schreibtischsessel

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