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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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aber etwas faszinierte ihn an dem jungen Johannes. Er war zurückhaltend, schien aber in seinem Inneren viel auszubrüten, sich Gedanken über Dinge zu machen, an die Buben in seinem Alter normalerweise nicht dachten. Und dieser Wille, zu lesen, diese Sehnsucht nach der Welt, berührten den jungen Mönch.
    Schlappi fand seine letzte Ruhestätte in der Schuhschachtel von Ilses Gesundheitsschlapfen. Stillschweigend marschierte Johannes mit Pater Tobias und einem Spaten aus Alois Irrweins Geräteschuppen in Richtung der Waldzunge, die sich hinter den Obstbäumen erhob. Pater Tobias grub das erste Loch seines Lebens, aber auch wenn seine Hände bald schmerzten und am nächsten Tag eine riesengroße Blase seine Handinnenfläche zieren würde, hatte er das Gefühl, das Richtige zu tun. Obwohl er den Buben seit kaum zwei Stunden kannte, fühlte er eine tiefe Verbundenheit mit ihm und fasste den Beschluss, sich um ihn zu kümmern. Es schien ihm, als wäre Johannes A. Irrwein der Grund, warum ihn der Herrgott nach St.   Peter am Anger geschickt hatte; um diesen bemerkenswerten, nachdenklichen Buben vor all den tumben Bergbauern und ihrem Verdauungsschnaps zu retten.
    Auch wenn viele St.   Petrianerinnen Pater Tobias’ Abschied beweinten, wurde Pfarrer Cochlea drei Wochen später freudig zurück begrüßt. Der Pfarrer musste sich zwar erst an sein Hörgerät gewöhnen und vergaß oft, es einzuschalten, aber Ärger verursachte das eigentlich nur, wenn der Beichtstuhl verdunkelt war, er nicht merkte, dass jemand eintrat und die Sünden umsonst gebeichtet wurden.
    Eine Woche nach der Rückkehr des Pfarrers wurde Johannes A. Irrwein währenddessen zum glücklichsten Buben des Dorfes: Ein schlichter Brief verkündete, dass er ein Stipendium für die Klosterschule in Lenk im Angertal erhielt.

[Der Händlerzug aus fernen Ländern, Notizbuch II]
    [5.4.] Während der langen Friedenszeit, die auf den Krieg mit den Strotzingern folgte, passierte so wenig Erzählenswertes bei den Bergbarbaren, daß die Geschichtsbücher von Motten zerfressen wurden. Nach einiger Zeit jedoch, so verkünden die Aufzeichnungen, kamen fahrende Händler in das Dorf, die neueste Erfindungen mit sich führten und den Bergbarbaren feilbieten wollten. [5.5.] So enthüllten die Händler zum Beispiel eine große Kugel und versuchten zu erklären, diese würde die gesamte bekannte Welt darstellen, woraufhin die Bergbarbaren sagten, an nichts, was weiter als das Angertal entfernt sei, interessiert zu sein. Ich aber glaube, daß ihnen der Horizont fehlte, um die Weite des Erdballens zu verstehen, und vermute, daß sie bis heute im Herzen glauben, die Welt sei eine schnitzelförmige Platte, deren einziger sehenswerter Teil der Angerberg ist. [5.6.] Ähnliches Desinteresse zeigten die Bergbarbaren auch allen anderen Errungenschaften der modernen Welt gegenüber, berichten die Aufzeichnungen weiter, so daß die Händler schließlich ihre spektakulärste Ware hervorholten, und zwar das Schwarzpulver, das sie damals Donnerkraut nannten. Jener Donner, den das Pulver erzeugte, erschreckte die Dorfbewohner so sehr, daß die Kinder weinten und die Frauen davonliefen. Die Männer schüttelten ihre Köpfe und empörten sich über solch ein Teufelszeug, das sogar dem Herrn im Himmel einen Schreck einjage. [5.7.] Die Bergbarbaren wollten also von den Neuerungen der Welt nichts wissen und jagten das fahrende Volk fort. Es wird berichtet, daß die erbosten Händler, denen noch nie so unrühmliche Behandlung zuteilgeworden war, daraufhin St.   Peter am Anger von allen ihren Landkarten löschten und überall erzählten, dies Dorf existiere nicht. Dies erscheint mir wahr zu sein, denn während meiner Recherche fiel mir auf, daß das Dorf für eine lange Zeit auf keiner Karte verzeichnet und in keiner Chronik erwähnt wurde.

Lauter wundersame Orte
          
    Die Kastanienallee, die von der Lenker Innenstadt hinauf in das Benediktinerkloster führte, glänzte zu Schulbeginn 2002 in ihren sattesten Gelbtönen, so, als hätte sie sich für die Neuankömmlinge herausgeputzt. Das Kloster, in dessen Ostflügel die Schule untergebracht war, lag auf einer Anhöhe inmitten der Stadt. Ringsherum kniete ihm Lenk zu Füßen, und von allen Punkten der Stadt aus konnte man die zwei großen Kirchtürme sowie jene Kuppel bestaunen, die sich über dem Chorraum der Kirche erhob. Auf der Balustrade oberhalb der Eingangspforte standen Gemeindepfarrer Wilfried und die Konventsputzfrau Mitzi

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