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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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rutschten zur Seite. »Ich dachte, das wüsstest du in deinem herzigen Herzen?«
    »Woher zum Teufel hätte ich das wissen sollen?«, rief ich. »Woher sollte ich das wissen? Du hast doch gesagt, du wärst es gewesen.«
    Aber Rosvita war schon zu stark angeschlagen. »Das habe ich niemals nicht gesagt, Schätzchen. Eines Abends kam Roberto zu mir gelaufen, er weinte … weinte … und zitterte am ganzen Leib. Er hatte solche Angst, dass ich sein Spanisch kaum verstehen konnte! Er sagte, in Fakues Kopf steckt eine Kugel. Du warst in deinem aggressiven Kurs. Roberto weinte. Ich konnte sein Spanisch kaum verstehen, er weinte immerzu und redete von seiner Mutter, der armen Mama Therese. Er meinte, seine ganze Familie müsste jetzt ins Gefängnis. Er hasste Dan Fakue und meinte, der Mann hätte den Tod verdient, weil er seine Schwester vergewaltigt hatte. Jeanne, Jeanne! Er tat mir so leid, so leid. Furchtbar leid. Deshalb habe ich ihm geholfen.«
    »Was soll das heißen: Du hast ihm geholfen?«, fragte ich mit erstickter Stimme.
    Mit einem Ruck setzte Rosvita sich auf, wackelte wie eine Marionette, beugte sich zu mir herüber und flüsterte mir ins Ohr: »Das soll heißen, dass ich ihm gesagt habe, ich würde ihm helfen, die Leiche loszuwerden. Seine Familie dürfte niemandem davon erzählen, es wäre ein ganz großes Geheimnis, und wenn es dazu käme, würde ich die Schuld auf mich nehmen.« Sie lehnte sich gegen mich. »Die Schuld, die Schuld, die große Schuld.«
    »Aber Rosvita … Rosvita, warum?« Ich schüttelte sie erneut. »Rosvita, warum wolltest du die Schuld auf dich nehmen?«
    »Wegen Domino«, lallte sie.
    Domino? »Wer ist Domino?«
    »Mein Bruder. Ich wusste, dass Domino mir helfen würde, aber Roberto … dem würde niemand helfen. Keiner. Er müsste in einen Betonklotz voll verdorbener Verbrecher. Aber Roberto ist kein Verbrecher.«
    Ich schüttelte Rosvita, bevor sie wieder wegdösen würde.
    Sie nahm mich in die Arme. »Fakue war ein sehr, sehr schlechter Mensch«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Er war sehr schlecht … aber Donovan, kennst du Donovan, Jeanne? Ja? Der Pfannkuchenmann, der immer trallala singt? Trallala? Das ist ein guter Mann, dieser Donovan. Trallala … tirili … der schöne Donovan … trallala …«
    Sie kippte nach hinten und schlief ein.
    Ich ging noch eine Weile im Zimmer auf und ab, dann knipste ich das Licht aus und legte mich auf ihren tadellos sauberen Boden.
    Das Leben ist so ein Schlamassel.

23 . KAPITEL
    Die Erkenntnis, dass Rosvita den Migrantenschreck nicht umgebracht hatte, hielt mich fast die ganze Nacht lang wach. Als ich am nächsten Morgen zur Arbeit fuhr, hatte ich das Gefühl, jemand hätte mir einen Eyeliner zwischen die Augen gestoßen. Ich hatte zwei Stunden geschlafen, und die nicht mal besonders gut.
    Ich dachte über alle Gespräche nach, die ich mit Rosvita geführt hatte. Nein, sie hatte nie ausdrücklich gesagt, dass sie Fakue umgebracht hätte, aber die gerissene Frau hatte es auch nicht geleugnet. Und da sie den Kerl so gehasst und mir ungezählte Male gesagt hatte, sie würde ihn umbringen, war ich davon ausgegangen, dass sie die Täterin war.
    Dabei war es Roberto gewesen. Rosvita hatte Robertos Geheimnis bewahrt.
    Sie hatte indirekt gelogen, um Roberto zu schützen. Darüber dachte ich längere Zeit nach. Es gab nicht viele Menschen, die für jemand anderen die Schuld auf sich nähmen. Die Lopez hatten mir nicht die Wahrheit gesagt. Darüber regte ich mich anfangs auch etwas auf, doch dann verstand ich das. Sie schützten Roberto ebenfalls. Für ihr Kind würden Eltern alles tun.
    Rosvita kannte die Lopez erst seit wenigen Monaten, dennoch hatte sich ihr großes Herz weit aufgetan und alle Familienmitglieder aufgenommen.
    Ihr Plan war brillant. Sie wusste, dass sie die Erste wäre, die man des Mordes am Migrantenschreck beschuldigen würde. Es war allgemein bekannt, dass sie ständig im Ort gegen ihn gewettert hatte. Als sie ihn dann noch in aller Öffentlichkeit mit Bleichmittel besprühte, wusste auch der Letzte Bescheid.
    Rosvita hätte es natürlich geleugnet. Und wenn oder falls sie festgenommen worden wäre, hätte sie ihren landesweit bekannten Bruder engagiert, den berühmten Strafverteidiger. Der hätte die Staatsanwaltschaft aufgefordert, statt Indizien stichhaltige Beweise vorzulegen, die Rosvita mit dem Mord belasteten.
    In Anbetracht von Rosvitas regem gesellschaftlichen Leben hatte sie wahrscheinlich sogar ein Alibi.
    Man

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