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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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fühle ich mich klein, dann wieder groß. Doch zum ersten Mal im Leben sehe ich Farbe. Früher war alles nur schwarz.«
    Ich sah aus wie eine Mischung aus Amor und van Gogh. Ich hatte alle Farben miteinander vermischt und sie auf meinem Körper verteilt, wobei ich besonders viele rosa Herzchen gemalt hatte. »Rosa ist die Hoffnung«, erklärte ich den anderen. »Und die vermischten Farben stehen für den Schlamassel, den ich in meinem Leben angerichtet habe.«
    »Mädel, das war aber ein ganz schön bunter Schlamassel. Darauf wäre ich verdammt stolz, echt«, sagte Soman.
    »Man kann nur wachsen, wenn man den Schlamassel beendet, Jeanne«, sagte Emmaline. »Wir lernen nicht durch Erfolg, wir lernen durch Schlamassel. Wir lernen nicht durch Freude, wir lernen durch Leid. Wir lernen nicht in den guten Zeiten, wir lernen, wenn wir am Boden sind, wild um uns schlagen und immer wieder versuchen aufzustehen.« Emmaline verschränkte die Arme vor der Brust und schaute uns an. An diesem Abend wirkte sie ganz besonders weiß. »Ich bin stolz auf euch«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Zum ersten Mal, Leute, bin ich stolz auf diese verrückte, aggressive, aufbrausende Gruppe.«
     
    Nach der Therapie war ich so erschöpft, dass ich nicht mehr nach Hause fahren wollte. Ich nahm mir ein Zimmer in dem Bed & Breakfast, wo ich schon einmal gewesen war. Der kleine und der große Mann schlossen mich in die Arme, als seien sie meine besten Freunde.
    Ich glaube, sie waren wirklich froh, dass ich weder am Abend noch am nächsten Morgen stockbesoffen war. Wir gingen zusammen frühstücken. Auf meine Rechnung.
     
    Als ich Jay im Büro erblickte, teilte ich ihm zuallererst mit, dass ich nach meiner Therapie zu müde gewesen sei, um nach Hause zu fahren, und mir stattdessen ein Zimmer in einem Bed & Breakfast in der Stadt genommen hätte.
    Seine Augenwinkel legten sich in Falten. »War das Zimmer wenigstens schön?«
    Am liebsten hätte ich diesen Mann geküsst, so lange, bis mir die Luft ausging. »Doch, es war schön.«
    »Gut.«
    Ich wollte neben ihm liegen und träumen, ich wollte mit ihm in den Bergen wandern gehen und dabei Rocksongs summen. »War ganz ordentlich, das Zimmer.«
    »Hört sich nach einer ruhigen Nacht an.«
    »Das Zimmer war ruhig, aber einsam«, entgegnete ich. Ich wollte an seiner Hand durch Schneeflocken tanzen und mich mit ihm in einem Kornfeld lieben.
    »Ein einsames Zimmer?« Jay hob die Augenbraue. Am liebsten hätte ich auch sie geküsst.
    »Doch, schon. Ich hätte einen Freund gebrauchen können.« Ich wollte Kinder von diesem Mann. Mutter werden. Von vielen Kindern.
    »Wann ist noch mal dieser verfluchte Wahltag?«, fragte ich.
    Jay musste laut lachen. Auch sein Lachen hätte ich am liebsten geküsst.
     
    Noch zwei Wochen bis zur Wahl. In den Umfragen lagen wir vorn, aber man konnte ja nie wissen.
    Das Wahlkampfbüro war in höchster Aufregung. Wir arbeiteten sechzehn Stunden am Tag. Ich verfasste Reden und sprach mit der Presse. Charlie war der Manager und Stratege. College-Studenten saßen an den Telefonen und gingen auf die Straße. Das Ganze war ein Chaos, es wurde geschrien, gestritten, geweint, gelacht, hyperventiliert, sich verliebt, sich entliebt und bis zur Erschöpfung gearbeitet.
    Wir standen kurz vorm Zusammenbruch. Doch auf sonderbare Weise hatte ich das Gefühl, vor Leben zu sprühen. Aufzublühen. Ich war mitten ins Leben geworfen worden, und es gefiel mir sogar.
    Am Abend bestellte ich Unterwäsche per Telefon. Das machte Spaß. Wenn mein Busen doch nur ein bisschen größer gewesen wäre …
     
    »Und, bist du bereit?«, fragte mein lieber Anwalt Roy Sass am Telefon.
    Ob ich bereit war für den Prozess gegen den Schlappschwanz? Ich war in meinem Haus, lehnte mich gegen mein Himmelbett mit dem Spitzenbaldachin. Nur eine Vanillekerze flackerte im Dunkeln auf meiner schicken antiken Kommode.
    Das Strafverfahren gegen mich war eingestellt worden, da kein dauerhafter körperlicher Schaden festzustellen war. Der Staatsanwalt hatte die strafrechtliche Verfolgung abgelehnt, weil er sie für Verschwendung von Zeit und Steuergeldern hielt und der Meinung war, es würde wegen der »mildernden Umstände durch Jared Nunleys wahlloses Fremdgehen und seinen außergewöhnlich fragwürdigen Charakter eh nicht zu einer Verurteilung kommen«. Der Zivilprozess hingegen erfreute sich bester Gesundheit.
    »Ich bin bereit«, sagte ich. Meine beeidigte Aussage war schon vor Monaten bei einer Videokonferenz vom

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