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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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mehr Verständnis für dich aufbringen, wenn du nicht so …« Roy hustete in die Hand.
    »Wenn ich nicht was?«, hatte ich nachgehakt.
    »Wenn du nicht so herumlaufen würdest. Du weißt schon, wie. Deine schicken Klamotten, die ausgefallenen Schuhe, das wilde Haar. Die meisten Leute machen sich nicht so auffällig zurecht, und du musst dafür sorgen, dass sich die Geschworenen mit dir identifizieren können, dass du ihnen leidtust, dass sie deine Zwangslage verstehen. Du musst hilflos aussehen, nicht so, als würdest du es mit der ganzen Welt aufnehmen. Verstanden?«
    Ich nickte: Verstanden.
    Ich stand vor all den Kameras, Presseleuten und Anwälten im Gerichtssaal und sah aus wie eine Spinatwachtel. Ich rückte meine Fensterglasbrille mit den großen runden Gläsern zurecht, weil sie mir ständig von der Nase rutschte. Den kleinen goldenen Delphin meines Vaters drückte ich an meine Brust.
    Was war es für ein Vergnügen gewesen, das Gesicht vom Schlappschwanz zu sehen, als ich nur noch einen halben Meter von ihm entfernt war. Er guckte einfach durch mich hindurch, erkannte mich nicht in meinem Spinatwachtelaufzug!
    Als er merkte, wer sich ihm in den Weg stellte, musste er zweimal hinsehen.
    Vor Schreck entgleisten ihm die Gesichtszüge. »Jeanne?«, fragte er mit ungläubiger Stimme.
    Ich nickte und lächelte ihn reserviert an. Dann schob ich die Brille die Nase hoch und blinzelte. »Schön, dich zu sehen, Schlappschwanz.«
    Als er sich wieder gefangen hatte, stahl sich eine gewisse Gereiztheit in sein Gesicht. Warum war mir bloß nie aufgefallen, dass er unter seiner oberflächlichen Schönheit ein nichtssagender Mensch war?
    »Du bist so schön wie immer«, fügte ich hinzu. »Was hältst du von meinem blauen Kostüm?«
    Ich drehte mich vor ihm. Er wollte etwas sagen, bekam aber kein Wort heraus.
    Ich lachte und wackelte mit der Brille. »Was hältst du von meinen Schuhen?« Ich hob einen abgetretenen Schuh hoch und drehte ihn hin und her, damit der Schlappschwanz ihn von allen Seiten mustern konnte. »Superschick, nicht?«
    Da verstand er es. Die Erkenntnis breitete sich mit widerlicher Deutlichkeit auf seinem Gesicht aus. Jetzt wusste er, warum ich mich nicht in Schale geworfen hatte. Warum ich nicht, wie sonst immer, meine gefährlichen Stöckelschuhe trug. Und er war, wie man so sagt, »baff«.
    »Du Schlange!«, zischte er, und sein Gesicht wurde dunkelrot. »Du falsche Schlange!«
    Ich kicherte vor mich hin. Roy fasste mich am Arm und brachte mich zu unserem Platz. »Beleidigen Sie meine Klientin kein zweites Mal, Mr Nunley, sonst werde ich den Richter von Ihrer Belästigung unterrichten müssen.«
    »Meine Belästigung? Wir sind hier, weil sie mich verletzt hat –«
    »Jared!« Sein Anwalt legte ihm die Hand auf den Arm.
    Der Schlappschwanz biss die weißen Zähne aufeinander und zischte. »Du hast dich kein bisschen verändert, Jeanne, nicht?«
    »Natürlich habe ich mich verändert!«, schwärmte ich. »Und wie! Ich bin schlimmer als je zuvor!« Ich beugte mich zu ihm vor. Er roch abartig. »Du riechst wie abgelaufene saure Sahne.«
    Er wurde stinksauer. »Du wolltest mich umbringen, Jeanne Stewart!«
    »Nein, wollte ich nicht, Schlappschwanz.«
    »Du hast Erdnussöl in meine Kondome getan! Erdnussöl!«, tobte er. »In meine Kondome! Obwohl du wusstest, dass ich dagegen allergisch bin; du wusstest, dass ich ganz schlimm darauf reagieren würde! Du bist dermaßen krank, und dafür wirst du zahlen! Du wirst so viel zahlen, bis du keinen einzigen Cent mehr hast, den du dir in deinen Klapperarsch schieben kannst!«
    »Schlappschwanz, ich würde mir niemals ein Geldstück in den Hintern schieben. Das ist unhygienisch.« Ich drehte mich um, wackelte mit dem Po und blinzelte ihm über die Schulter zu. »Ich will mein Mountainbike zurück.«
     
    Die Auswahl der Geschworenen nahm zwei volle Tage in Anspruch.
    Am Ende des zweiten Tages standen die Geschworenen fest.
    Es waren zwölf.
    Darunter nur drei Frauen.
    Der Rest waren Männer, Penisbesitzer.
    Neun Männer, die genauso ausgestattet waren wie der Schlappschwanz.
    Die wahrscheinlich davon ausgingen, dass sich alle Gestirne nur um ihre Kronjuwelen drehten.
    Dazu ein alter weißer Richter, ebenfalls Penisbesitzer.
    Erwähnte ich schon, dass es nicht gut für mich aussah?

24 . KAPITEL
    Am nächsten Tag wurden Roy und ich auf dem Weg vom Hotel zum Gericht von einer Horde Fotografen und Journalisten verfolgt, die uns mit Fragen bombardierten. Obwohl Roy

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