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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Blicke.
    Jay hielt seine Rede, und wir feierten bis halb eins.
    Um halb zwei trafen Jay und ich in meinem Haus in Weltana ein, setzten uns auf die Veranda, beobachteten den Fluss und hielten Händchen wie ein altes Ehepaar.
    »Ich liebe dich, Jeanne.« Sein Gesicht war völlig ernst. »Ich liebe dich seit dem ersten Augenblick und werde dich immer lieben.«
    »Ich auch, Jay. Ich werde dich immer lieben.«
     
    Jay gefiel mein neues Bett. Genau genommen, gefiel es uns beiden so gut, dass wir erst um drei Uhr nachmittags aufstanden, um Pfannkuchen im Opera Man’s Café zu essen. Auch an den folgenden beiden Abenden blieben wir lange auf. Wir gingen am Fluss laufen und liebten uns an genau der Stelle, wo wir uns kennengelernt hatten. Wir liebten uns auf einer Decke auf meinem Balkon, unter den Tannen und Eulen. Wir liebten uns auf dem Original-Holzboden in meiner Küche. Wir liebten uns allerdings nicht auf dem Tisch mit den Obstkorbkacheln, weil ich das dem Gedächtnis meiner lieben Mutter nicht antun wollte.
    Wir redeten miteinander, lachten und weinten, aßen Schokolade und Krabben, Steaks und Pfannkuchen mit Eiscreme, und ich genoss meine umwerfenden Orgasmen.
    Am vierten Morgen stand ich lautlos auf. Es war noch dunkel. Ich nahm den Koffer, den ich schon am Vorabend gepackt hatte, als Jay telefonierte, und huschte aus dem Haus.
    Auf dem Tisch mit den Obstkorbkacheln ließ ich einen Zettel für ihn liegen.
    Ich wusste, dass er fuchsteufelswild werden würde, wenn ich Weltana und ihn einfach so zurückließ, und genauso war es auch.
    Er drehte fast durch.
     
    »Wir waren uns einig, dass ich alleine zu der Gerichtsverhandlung fahre, Jay.«
    »Verdammt nochmal, Jeanne, aber konntest du dich vorher nicht mal von mir verabschieden?« Sein Ärger donnerte durch mein Handy wie ein Gewitter.
    Ich lehnte den Kopf gegen das Bett in meinem nichtssagenden Hotelzimmer in Chicago. Warum müssen bloß alle Hotelzimmer so eine Einsamkeit ausstrahlen?
    »Du hast geschlafen. Ich wollte dich nicht …« Ich hatte einen Kloß im Hals. Schon jetzt fehlte Jay mir so sehr, dass es weh tat.
    »Was wolltest du nicht?«, fragte er schnippisch.
    »Ich wollte mich nicht noch mal mit dir darüber streiten. Ich will nicht, dass du etwas mit diesem Teil meines Lebens zu tun hast. Ich möchte, dass wir einfach … wir sind. Nicht dieser Schwachsinn. Dass wir nichts mit diesem Kram zu tun haben.«
    »Wir haben uns deswegen schon gestritten, Jeanne«, rief er. Ich hielt das Telefon vom Ohr weg. »Ich möchte nicht noch mal damit anfangen, aber ich war einverstanden, nicht mit zum Gericht zu kommen, weil meine Gegenwart dort einen noch viel größeren Zirkus auslösen würde. Aber dass du dich einfach so rausschleichst, mir nicht mal sagst, dass du gehst, sondern nur einen Zettel hinterlässt, Jeanne, verdammt nochmal, das hättest du mir sagen müssen!«
    »Es tut mir leid, Jay.«
    »Jeanne –« Er tobte noch eine Weile weiter, bis ihm nichts mehr einfiel.
    »Ich liebe dich, Jay.«
    Schweigen.
    Dann stöhnte er. »Ich liebe dich auch, Jeanne, aber du bist eine richtige Nervensäge. Eine unglaubliche Nervensäge.«
     
    »Euer Ehren, der Richter Sheldon Pitman führt den Vorsitz. Bitte erheben Sie sich!«
    Ich konnte kaum fassen, dass mein Prozess endlich begonnen hatte. Vorsichtig schielte ich in den überfüllten Gerichtssaal. Viel zu viele Menschen. Zu viele Reporter. Zu viele Kameras.
    Auf der anderen Seite des kleinen Ganges saß der Schlappschwanz auf dem Platz des Klägers. Er hatte das Haar nach hinten gegelt, wirkte arrogant und großspurig. Er trug einen teuren Anzug, in dem er wie aus dem Katalog aussah. Wahrscheinlich hatte ihm sein Vater den Anzug aus dem gewaltigen Fondsvermögen spendiert.
    Ich schaute hinter ihn. In der ersten Reihe saß eine Frau. Sie war jung, geschickt geschminkt und trug ein Oberteil mit einem tiefen Ausschnitt, aus dem ihre ballonartigen Brüste hervorquollen. Dazu trug sie einen kurzen Jeansrock und Stöckelschuhe. Ich schnaubte verächtlich. Ihre Schuhe konnten sich nicht mit meinen messen, nicht mal mit meinem schlimmsten Paar. Ich kenne mich wirklich aus mit Schuhen.
    Ich spähte auf meine Füße hinunter. Aber nein, ich trug keine umwerfenden High Heels, sondern ein langweiliges Paar blauer Pumps. Der breite Absatz war abgelaufen und nur zwei Zentimeter hoch.
    Warum ich so langweilige, abgelatschte Schuhe trug?
    Ganz einfach.
    Mein lieber Anwalt hatte mir erklärt: »Die Geschworenen werden sehr viel

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