Blau wie Schokolade
Personal, das bis ins erschreckende Detail darlegen wird, worunter Jared zu leiden hatte. Und wissen Sie was, meine Damen und Herren? Ms Stewart hat ihre Schuld bereits eingestanden. Unter anderem gegenüber den Polizeibeamten, von denen sie festgenommen wurde, gegenüber meinem Klienten und mir und auch gegenüber ihrem eigenen Anwalt.«
Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug sie gegeneinander.
»Ich werde nicht so tun, als sei mein Mandant Jared Nunley ein Heiliger. Das ist er nicht. Das ist keiner von uns, nicht wahr?« Der Anwalt grinste anzüglich.
Die Geschworenen lächelten nicht zurück.
William Sheridan Stanton III . räusperte sich. »Sie werden im Fortgang dieses Prozesses vielleicht Dinge hören, die Sie am Recht meines Klienten zweifeln lassen, für seine Schmerzen und sein Leid entschädigt zu werden. Vielleicht werden Sie ihn nicht sehr sympathisch finden. Das kann ich verstehen.« Dann wieder der schwülstige Tonfall. »Aber vergessen Sie nicht, dass es irrelevant ist, ob Sie ihn mögen oder nicht. Ihre persönliche Meinung über meinen Mandanten ist irrelevant. Ihre Meinung über seine Beziehungen ist irrelevant. Relevant ist, dass hier der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
Der Geschworene mit der schwarzen Lederjacke und dem roten Schal hob das Kinn. Der attraktive Weiße spannte die Kiefermuskeln an. Es schien ihnen nicht zu gefallen, als irrelevant bezeichnet zu werden.
»Ein Mensch, der verletzt wird, hat eine Entschädigung verdient, und am Ende dieses Prozesses werde ich Sie bitten, einen Betrag in Dollar zu nennen, den Ms Stewart für ihren unberechtigten, hasserfüllten, schädlichen Angriff auf meinen Mandanten zahlen soll, und ich werde Sie bitten, großzügig zu sein. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.«
Roy ließ sich Zeit beim Aufstehen. Er stellte sich vor die Geschworenen, sah ihnen in die Augen, begrüßte sie, bedankte sich für ihr Kommen.
Ich muss sagen, man konnte Roy gut zusehen, er war umwerfend. Während seines Eröffnungsplädoyers beugten sich die Geschworenen vor, nickten, lachten mehrmals.
»Menschen sind in vielerlei Hinsicht unberechenbar. Das wissen Sie alle. Aber ich werde Ihnen etwas sagen: Sie sind auch unglaublich berechenbar. Wenn jemand mir seine Liebe erklärt, erwarte ich von ihm, dass er zu mir hält.«
Mehrere Geschworene nickten.
»Ich erwarte Treue.«
Der dicke Weiße sagte lautlos: »Ja.«
»Ich will versichert sein, dass der Mensch, den ich liebe, nicht herumläuft und mir weh tut.«
Der zerstreute Professor legte den Kopf zustimmend in den Nacken.
»Ich will versichert sein, dass mein Leben und meine Gesundheit von dem Menschen, neben dem ich nachts schlafe, nicht aufs Spiel gesetzt wird.«
Die berufstätige Mutter sah aus, als würde sie jeden Moment weinen.
»Meine Mandantin«, Roy zeigte mit der Hand auf mich und wartete kurz, damit sich die Geschworenen ein Bild machen konnten, »wird nicht leugnen, Erdnussöl in Jared Nunleys Kondome getropft zu haben. Dazu wird sie stehen. Ich werde dazu stehen. Wir werden zu Ihnen allen rückhaltlos ehrlich sein.« Er hielt inne, damit die Geschworenen sich überzeugen konnten, wie ehrlich er war. »Mr Nunley hat während der zweijährigen Beziehung mit Jeanne Stewart mit vielen anderen Frauen geschlafen. Diese Tatsache ist unbestritten. Als Ms Stewart das herausbekam, geriet sie außer sich, wurde hysterisch.
Wir werden viele Frauen hören, die mit Jared schliefen, während er mit Jeanne zusammenlebte«, erklärte Roy. »Sie werden Jeanne selbst hören. Sie wird erzählen, wie sie Mr Nunley in den zwei Jahren des Zusammenlebens geholfen hat. Sie werden hören, wie sehr sie ihm vertraute. Dass sie annahm, einen sie respektierenden, treuen, engagierten Partner zu haben. Und Sie werden hören, welch ungeheure Angst sie bekam, als sie erfuhr, dass Mr Nunley sie hintergangen hatte, dass sie um ihr Leben, ihre Gesundheit bangte.
Untreue kann, wie Sie alle wissen, lebensbedrohliche Folgen haben. Mr Nunley könnte sich Aids zugezogen und Ms Stewart damit angesteckt haben. Er hätte sich Herpes einfangen können, ebenfalls eine schmerzhafte, lebenslange Krankheit. Er hätte sie mit unzähligen sexuell übertragbaren Krankheiten anstecken können, die Ms Stewart eventuell hätten unfruchtbar machen können, so dass sie keine Kinder mehr hätte bekommen können. Jeanne Stewart geriet außer sich.«
Roy hielt inne. »Ich glaube, am Ende dieses Prozesses werden Sie der Meinung sein, dass
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